
Naimeh Naseritaheri hat an der Sharif University of Technology und an der Monash University geforscht, bevor sie als Alexander von Humboldt-Stipendiatin an die Ruhr-Universität kam.
Internationalisierung
„Hier herrscht ein internationaler und multikultureller Geist“
Naimeh Naseritaheri ist Alexander von Humboldt-Stipendiatin am Lehrstuhl für Analytische Chemie II. Mit ihrer Forschung leistet sie einen Beitrag zu den erneuerbaren Energien.
Von Melbourne nach Bochum: Naimeh Naseritaheri forscht seit ein paar Monaten als Humboldt-Stipendiatin am Lehrstuhl von Prof. Dr. Kristina Tschulik an der Ruhr-Universität Bochum. Im Interview gibt sie Einblicke in ihre Forschung und deren Nutzen für die Gesellschaft und erzählt begeistert von ihren Erfahrungen auf dem Campus.
Naimeh Naseritaheri, woran forschen Sie ?
Meine Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung fortschrittlicher Nanostrukturen für photo- und elektrochemische Reaktionen. Dazu gehören passivierte Halbleitergrenzflächen, zweidimensionale Schichtmaterialien und hierarchisch strukturierte, druckbare Architekturen mit Anwendungen in den Bereichen solare Wasserstofferzeugung, Energiespeicherung und chemische Sensorik. In den letzten Jahren habe ich mich zunehmend damit beschäftigt, die Funktionalität dieser Materialien zu verbessern, um sie in der Praxis besser skalieren zu können.
Was fasziniert Sie daran?
Das Spannendste an der angewandten physikalischen Forschung ist für mich die Möglichkeit, grundlegende wissenschaftliche Erkenntnisse mit praktischen Lösungen zu verknüpfen, also fortgeschrittene Materialien brauchbar für den Alltag zu machen.
Welchen Nutzen hat Ihre Forschung für jeden Einzelnen von uns und für die Gesellschaft?
Meine Forschung trägt im Großen und Ganzen dazu bei, saubere und nachhaltige Energieressourcen für die Zukunft zu finden. Durch die Entwicklung fortschrittlicher Funktionsmaterialien wollen wir Technologien den Weg bereiten, die die Umweltbelastung verringern und den weltweiten Übergang zu erneuerbaren Energien ermöglichen. Bei meiner Arbeit an der Entwicklung von Halbleitern für die solare Wasserstofferzeugung lasse ich mich zum Beispiel von der natürlichen Photosynthese inspirieren, die oft als künstliche Photosynthese bezeichnet wird, um aus Sonnenlicht und Wasser Wasserstoff zu erzeugen. Dies ist ein vielversprechender Weg, um kohlenstofffreie Energie zu erzeugen.
Dies ist ein vielversprechender Weg, um kohlenstofffreie Energie zu erzeugen.
Ein anderes Anwendungsbeispiel: Stellen Sie sich vor, Sie könnten die kleinen Geräte, die Sie im Alltag benötigen, einfach drucken – von flexiblen Sensoren bis hin zu Batterien im Mikroformat. Dies ist ein weiteres Gebiet, das ich aktiv erforsche: die Entwicklung funktioneller Materialien mit maßgeschneiderten fließfähigen und rheologischen Eigenschaften, die einen skalierbaren Druck mit hohem Durchsatz ermöglichen. Eine solche Einfachheit und Skalierbarkeit bei der Herstellung von Geräten könnte die technologische Innovation demokratisieren, indem sie kostengünstige, leicht zugängliche Produkte weithin verfügbar macht.
An welchem Forschungsprojekt arbeiten Sie während Ihres Aufenthaltes an der Ruhr-Universität?
Eine der grundlegenden Fragen in der Materialforschung – vor dem Hochskalieren auf Teilchenverbünde – ist das Verständnis der intrinsischen Eigenschaften und des elektrochemischen Verhaltens von Materialien auf der Mikro- bis Nanoskala, und manchmal sogar auf der Ebene einzelner Teilchen.
Zu diesem Zweck wurden faszinierende Methoden entwickelt, um die Eigenschaften von Nanomaterialien während gezielter elektrochemischer Reaktionen genau zu untersuchen.
Gemeinsam wollen wir Erkenntnisse gewinnen, die für die Entwicklung effizienter und skalierbarer Materialsysteme unerlässlich sind.
An der Ruhr-Universität Bochum arbeite ich mit Professorin Kristina Tschulik und ihrem NanoEC-Forschungsteam zusammen. Tschulik ist eine Pionierin und international anerkannte Expertin auf diesem Gebiet. Sie ist insbesondere bekannt für die Weiterentwicklung von Techniken wie der Nanoimpakt-Elektrochemie und der elektrochemischen Rastersondenmikroskopie. Gemeinsam wollen wir mechanistische Erkenntnisse darüber gewinnen, wie sich einzelne Partikel verhalten und zur Gesamtfunktionalität beitragen – ein Wissen, das für die Entwicklung effizienterer und skalierbarer Materialsysteme unerlässlich ist.
Warum haben Sie sich für Bochum entschieden?
Einer der zentralen Gründe war die Möglichkeit, mit Kristina Tschulik zusammenzuarbeiten. Ich hatte ihre Forschung schon eine Weile verfolgt und war von der innovativen Arbeit ihrer Gruppe wirklich inspiriert. Sie ist in diesem Bereich sehr bekannt, und die Chance, von ihr zu lernen und mit ihr zusammenzuarbeiten, erschien mir als einmalig.
Mich hat die starke interdisziplinäre Kultur an der Ruhr-Universität Bochum angezogen.
Gleichzeitig hat mich auch die starke interdisziplinäre Kultur an der Ruhr-Universität Bochum und das sehr offene, kollaborative Forschungsumfeld hier in Deutschland angezogen. Meine Erfahrung ist durchweg positiv – mir gefällt sowohl die Arbeit als auch die einladende, bodenständige Atmosphäre in Bochum selbst.
Was hat Sie nachhaltig beeindruckt?
Bei der Arbeit finde ich vor allem die Art, wie meine Mentorin Kristina Tschulik ihr Team führt, sehr bemerkenswert. Sie bringt eine seltene Kombination aus wissenschaftlicher Expertise, kreativem Denken und Mentorschaft mit. Sie fördert ein offenes Umfeld, in dem sich jeder ermutigt fühlt, seinen Beitrag zu leisten. Das NanoEC-Team spiegelt diesen Geist wider – teamorientiert, energiegeladen und voller gegenseitigem Respekt – was die Arbeit hier sowohl produktiv als auch erfüllend macht.

Arbeiten eng zusammen: Humboldt-Stipendiatin Naimeh Naseritaheri (links) von der Monash University und Kristina Tschulik (rechts), Inhaberin des Lehrstuhls für Analytische Chemie II an der Ruhr-Universität Bochum.
Ein Moment, der mir in besonderer Erinnerung geblieben ist, war die Teilnahme an der Disputation eines Mitglieds des NanoEC-Teams. Das war eine wunderbare Erfahrung, nicht nur der akademische Teil, sondern auch die schönen Traditionen im Anschluss, das Feiern und das Gefühl der Gemeinschaft, das damit einherging.
Mir ist vor allem aufgefallen, wie gastfreundlich hier alle sind.
Außerhalb der Arbeit ist mir vor allem aufgefallen, wie gastfreundlich alle sind – von den Kolleg*innen bis zu den Menschen in der Stadt. Es herrscht hier ein lebendiger, internationaler und multikultureller Geist, den ich nicht erwartet hatte, aber sehr schätze. Das hat mir die Eingewöhnung sehr erleichtert. Außerdem gefällt mir die work-life-balance – man kann sich voll und ganz auf seine Forschung konzentrieren und hat trotzdem noch Zeit, innezuhalten, nachzudenken und seine Umgebung zu genießen.
Was ist Ihr Lieblingsort auf dem Campus?
Einer meiner Lieblingsorte auf dem Campus ist der Botanische Garten, der nur einen kurzen Spaziergang von unserem Labor entfernt ist. Es ist ein friedlicher Ort, an dem ich gern eine Pause mache, das Grün genieße und den Vögeln zuhöre – ein schöne Abwechslung zur Laborumgebung und eine gute Möglichkeit, den Kopf frei zu bekommen. Ich habe auch gehört, dass es auf dem Campus ein Kunstmuseum gibt. Ich hatte noch keine Gelegenheit, es zu besuchen, aber es steht definitiv auf meiner Liste.
Wofür steht die Ruhr-Universität Bochum in Ihren Augen?
Für mich steht die Ruhr-Universität Bochum für einen Ort, an dem Intelligenz auf Warmherzigkeit trifft. Sie fühlt sich wirklich wie eine Universität „built to change“ an. Ich hoffe sehr, dass dieses Stipendium zu einer langfristigen Zusammenarbeit mit Kristina Tschulik und den fantastischen Kolleginnen und Kollegen an der Ruhr-Universität führt.