Lena Pfeifer und Peter Hähner aus dem Bochumer Forschungsteam
© RUB, Marquard

Stressforschung Wichtiger Stressfragebogen nun auf Deutsch verfügbar

Ein Bochumer Forschungsteam hat eine deutsche Version der „Stress Overload Scale“ entwickelt. Die Übersetzung fördert die internationale Vergleichbarkeit von Ergebnissen in der Stressforschung.

Stress ist ein zentrales Thema in Psychologie und Gesundheitswissenschaften, da er in seiner chronischen Form die körperliche und geistige Gesundheit beeinträchtigt. Ein wichtiger und neuartiger Fragebogen, um subjektiv empfundenen Stress zu erfassen, ist die sogenannte Stress Overload Scale (SOS). Forschende aus Bochum und London um Prof. Dr. Maike Luhmann und Prof. Dr. Oliver T. Wolf, beide Ruhr-Universität Bochum, haben nun eine deutsche Übersetzung der SOS entwickelt. Seine Ergebnisse präsentiert das Team in der Fachzeitschrift Psychological Test Adaptation and Development, online und open access veröffentlicht am 24. März 2023.

Stress als Missverhältnis zwischen Umweltanforderungen und persönlichen Ressourcen

Aus psychologischer Sicht zeichnet sich Stress in der Regel durch das Zusammenkommen von zwei Faktoren aus: hohe Anforderungen bei gleichzeitig nicht ausreichenden Möglichkeiten, diese Anforderungen bewältigen zu können. „Obwohl verschiedene Stresstheorien die Wichtigkeit dieser zwei Faktoren betonen, erfassen nur wenige Fragebögen beide Komponenten“, beschreibt Erstautor Peter Hähner von der Psychologischen Methodenlehre der Ruhr-Universität Bochum. „Eine Ausnahme stellt die Stress Overload Scale dar, die wissenschaftlich als besonders vielversprechende Skala zur Vorhersage gesundheitlicher Folgen von Stress betrachtet wird.“

Die SOS wurde im Jahr 2012 von Prof. Dr. James Amirkhan an der California State University in englischer Sprache entwickelt. Sie ist als Selbstbericht angelegt und ermöglicht die Arbeit mit großen Stichproben. Im Mittelpunkt steht die Frage: „Wie haben Sie sich in der letzten Woche gefühlt?“ Zur Beantwortung beinhaltet der Fragebogen in der Langfassung 30, in der Kurzfassung zehn Aussagen. Er ist damit bedeutend kürzer als andere Fragebögen seiner Art.

Ein Problem bestand jedoch bislang für die Forschenden im deutschsprachigen Raum, die die Stress Overload Scale für ihre Arbeit verwenden wollten: Die SOS wurde in englischer Sprache entwickelt. Übersetzungen lagen nur auf Chinesisch, Arabisch und der südafrikanischen Landessprache Setswana vor. Eine deutsche Version fehlte.

Forschungsteam aus Psychologischer Methodenlehre und Kognitionspsychologie

„Die SOS ist ein sehr wertiges Messinstrument. Zudem ist es wichtig, international gleiche Messinstrumente zur Erfassung eines Konstruktes zu verwendenden, um Forschungsergebnisse aus verschiedenen Teilen der Welt in Beziehung setzen zu können“, erläutert Erstautorin Lena Pfeifer vom Lehrstuhl für Kognitionspsychologie in Bochum. „Die Stress Overload Scale musste somit in einer deutschen Version vorliegen, um unsere Stressforschung noch besser international aufzustellen.“

Ein ideales Forschungsvorhaben für das Team aus Kognitionspsychologie und Psychologischer Methodenlehre, denn die Übersetzung eines psychologischen Fragebogens stellt ein anspruchsvolles und komplexes Verfahren dar, in dem beide Fachrichtungen ihre Expertise einbringen konnten.

In zwei aufeinander abgestimmten Studien entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine deutsche Übersetzung der SOS-Kurzversion sowie eine neue, extra kurze deutsche Skala der SOS mit nur vier Aussagen. Letztautor Leonard Frach, Doktorand in der psychologischen Abteilung des University College London: „Unsere deutschen Kurzversionen der Stress Overload Scale weisen statistisch eine gute Qualität auf, sodass die Fragebögen nun in der deutschsprachigen Forschung verwendet werden können.“ Und Lena Pfeifer und Peter Hähner ergänzen: „Die deutsche Fassung der Stress Overload Scale stellt ein zusätzliches Puzzlestück dar, mit dem wir uns einem allgemeinen Verständnis von Stress ein weiteres Stück nähern könnten.“

Förderung

Die Publikation wurde  durch den Sonderforschungsbereich 874 (SFB 874) der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Der SFB 874 „Integration und Repräsentation sensorischer Prozesse“ bestand von 2010 bis 2022 an der Ruhr-Universität Bochum.

Originalveröffentlichung

Peter Haehner, Lena Sophie Pfeifer, Lisa Maria Jahre, Maike Luhmann, Oliver T. Wolf, Leonard Frach: Validation of a German version of the Stress Overload Scale and comparison of different time frames in the instructions, in: Psychological Test Adaptation and Development, 2023, DOI: 10.1027/2698-1866/a000037

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Veröffentlicht

Montag
27. März 2023
11:28 Uhr

Von

Anke Maes

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