Psychologie Früher Schlaf als komplexes Phänomen
In Bochum entsteht das erste transdisziplinäre Säuglingsschlafzentrum in Deutschland.
An der Ruhr-Universität Bochum entsteht das erste transdisziplinäre Säuglingsschlafzentrum in Deutschland. Ein wissenschaftliches Team um Prof. Dr. Sabine Seehagen wird darin fachübergreifend untersuchen, welche Funktionen frühkindlicher Schlaf erfüllt und wovon er beeinflusst wird. Die Volkswagen Stiftung fördert das Projekt „NAP – The infant sleep hub“ im Rahmen ihrer Momentum-Initiative mit rund 850.000 Euro.
Außeruniversitäre Perspektiven
Das vorhandene Wissen zum frühen Schlaf sei stark fragmentiert, betont Sabine Seehagen, Professorin für Entwicklungspsychologie. „Das ist problematisch, weil wir dieses komplexe Phänomen nur durch das Zusammenbringen von unterschiedlichen theoretischen Modellen und empirischen Methoden verstehen können.“ Innerhalb des neu entstehenden Säuglingsschlafzentrums arbeiten deshalb Forschende verschiedener Disziplinen eng zusammen.
Zudem sollen Perspektiven von Personen einfließen, die sich außerhalb des universitären Kontexts mit frühkindlichem Schlaf beschäftigen, also beispielsweise Eltern, Hebammen sowie Erzieherinnen und Erzieher. „Unser Ziel ist es, die Bedeutung des frühen Schlafs auf verschiedenen Ebenen und in verschiedenen Entwicklungsbereichen zu verstehen, also etwa mit Blick auf Gene und sozialen Kontext sowie in den Bereichen mentaler Gesundheit und Emotion“, betont die Wissenschaftlerin.
Das Zentrum wird die Herangehensweise an Schlafforschung in unserer Arbeitsgruppe grundlegend verändern.
Sabine Seehagen
Dafür sieht das transdisziplinäre Netzwerk ein breites Spektrum an Maßnahmen vor. Neben kooperativen Forschungsprojekten wird es ein Fellowship-Programm für internationale (Post-)Doktorandinnen und Doktoranden geben. Zudem werden die Forschenden in regelmäßigen Abständen Symposien organisieren und ihre Erkenntnisse als Handlungsempfehlungen an Politik und Praxis weitergeben. „Damit wird das Zentrum die Herangehensweise an Schlafforschung in unserer Arbeitsgruppe grundlegend verändern“, sagt Sabine Seehagen.
Mit der Momentum-Initiative zielt die Volkswagen Stiftung nach eigenen Angaben darauf ab, neue Ideen für Forschung und Lehre zu befördern. Angesprochen sind Professorinnen und Professoren drei bis fünf Jahre nach Antritt ihrer ersten Lebenszeitprofessur. Über die Förderung sollen sie die Möglichkeit erhalten, ihre Professur strategisch und inhaltlich weiterzuentwickeln.