
Die Forschenden untersuchten Proben von verschiedenen Wochentagen.
Virologie
Mycophenolsäure kann neue Sars-Cov-2-Virusvarianten begünstigen
Der Wirkstoff zur Unterdrückung des Immunsystems hemmt die Vermehrung verschiedener Viren. Doch eine Studie zeigt: Sie können diese Hemmung umgehen.
Forschende des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Ruhr-Universität Bochum haben herausgefunden, dass der immunhemmende Wirkstoff Mycophenolsäure (MPA) die Entstehung neuer Sars-Cov-2-Virusvarianten begünstigen kann. In Studien traten bestimmte Veränderungen im Erbgut von Sars-Cov-2 auf (Mutationen S P812R, ORF3 Q185H und E S6L). Der Wirkstoff MPA wirkt somit zwar antiviral, aber Viren wie Sars-Cov-2 können den Mechanismus umgehen, indem sie sich anpassen.
„Das weist darauf hin, dass unter immunsuppressiven Bedingungen neue, angepasste Virusvarianten entstehen können – ein möglicher Risikofaktor, der bei Patientinnen und Patienten mit geschwächtem Immunsystem berücksichtigt werden sollte“, sagt Dr. Toni Luise Meister, Erstautorin und Forschungsgruppenleiterin im Institut für Infektionsforschung und Impfstoffentwicklung des UKE, welche die Arbeiten vor ihrem Wechsel nach Hamburg an der Ruhr-Universität Bochum anfertigte. Die Ergebnisse wurden am 9. Juli 2025 im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.
Der Wirkstoff MPA, ein sogenannter Antimetabolit, wird eingesetzt, um das Immunsystem gezielt zu unterdrücken, besonders nach Transplantationen von Organen wie Niere, Leber oder Herz, um eine Abstoßung des neuen Organs zu verhindern. Dabei hemmt MPA zugleich die Vermehrung verschiedener Viren, darunter Sars-Cov-2, das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) und das Mpox-Virus (MPXV). Die Studien haben aber gezeigt: Das Virus kann diese Hemmung umgehen.