Symbolisch aufgestanden sind die Vertreter von 16 europäischen Hochschulen zur Vertragsunterzeichnung – unter ihnen Ines Lenze (Zweite von links) vom Hochschulsport Bochum.
© Joey Roberts

EU-Projekt Für Bewegung begeistern

Zwischen den Vorlesungen ein Spaziergang und in der Mittagspause ein kurzes Stretching: 16 europäische Hochschulen hoffen, dass das Alltag wird.

Europaweit haben sich Hochschulen zum Ziel gesetzt, sportlich inaktive Beschäftigte sowie Studierende in Bewegung zu setzen – auch der Hochschulsport Bochum ist dabei. Vertreter von 16 Hochschulen aus sieben Nationen trafen sich Ende Januar 2017 in Maastricht. Sie unterzeichneten die Verträge für das mit 400.000 Euro von der EU geförderte Projekt „Active Campus Europe“. Im Interview erzählt Ines Lenze, wie sie sich als Leiterin des Bochumer Hochschulsports einen aktiven RUB-Campus vorstellt. 

Warum ist es dem Hochschulsport Bochum ein Anliegen, Nicht-Sportler an der Uni zu aktivieren?

Bewegung hilft in jedem Lebensalter, Lebensqualität zu steigern und die Herausforderungen des eigenen Lern- und Arbeitsalltags besser zu meistern. Der Hochschulsport bewegt wöchentlich bereits gut 6.000 Hochschulangehörige. Im Sinne unseres Auftrags zur Gesundheitsförderung möchten wir auch die sportfernen Studierenden und Beschäftigten für Bewegung begeistern.

Wer vom Schulsport gefrustet an eine höhere Bildungseinrichtung kommt, verspürt in der Regel keinen Impuls, sich sofort und in fremder Umgebung auf Sportangebote zu stürzen. Diese Gruppe in den Fokus zu nehmen und für sie Maßnahmen auf Basis der Erfahrungen der europäischen Hochschulsporteinrichtungen zu entwickeln, ist das zentrale Ziel des Projekts.

Wie wollen Sie die Beschäftigten und Studierenden der RUB in Bewegung versetzen?

Aktuell sind wir in der internationalen Projektgruppe dabei, uns auf fünf Maßnahmen zu verständigen. Die setzen alle Standorte bis zum Ende des Projekts Ende 2018 um – möglichst gleichzeitig und unter gleichen Bedingungen, um die Aussagekraft der Auswertungen zu erhöhen.

Dazu sollen konkrete Kurse, zum Beispiel zur Verbesserung der Rückengesundheit, genauso gehören wie der berühmte bunte Blumenstrauß aus Fitnesskursen, aus denen die Teilnehmenden wöchentlich neu wählen können. Das Besondere ist dabei, dass alle Angebote speziell auf bisher eher Inaktive ausgerichtet sind und den Teilnehmenden bewusst ist, dass sie als Sportanfänger oder -wiedereinsteiger in diesen Angeboten genau richtig sind.

„Es muss von Beginn an Spaß machen“


Ines Lenze

Das Wichtigste ist: Es muss von Beginn an Spaß machen, und man muss sich als eher Inaktiver in der Gruppe wohlfühlen. Sonst meldet sich der innere Schweinehund allzu schnell wieder.

Langfristig und über das Projekt hinaus möchten wir auf und um den Campus eine bewegungsförderndere Infrastruktur schaffen, sodass Bewegung im Alltag auch außerhalb von Sportkursen selbstverständlicher wird.

Welche Herausforderungen erwarten Sie dabei?

Größte Herausforderung wird vermutlich sein, die entsprechenden Studierenden und Beschäftigten zu erreichen. Wir müssen ihnen dabei helfen, den inneren Schweinehund zu überwinden, regelmäßig an unseren speziellen Angeboten teilzunehmen und sich einige Monate Zeit zu geben, bis sie die positiven Auswirkungen auf ihren Alltag erleben. Das ist auch aus eigener Erfahrung die höchste Klippe.

Das Ziel des Projektes kann aus meiner Sicht nur gelingen, wenn Gesundheitsförderung und Gesundheitsmanagement als Querschnittsaufgabe gemeinsam gedacht werden. Als Hochschulsport setzen wir die Maßnahmen um. Der Projekterfolg wird noch größer sein, wenn es gelingt, weitere relevante Akteure zum Beispiel aus dem universitären Gesundheitsmanagement, dem Personaldezernat und der Fakultät für Sportwissenschaft einzubeziehen.

Wie werden die Aktivitäten in das EU-Projekt einfließen?

Zu dem Projekt gehört eine entsprechende wissenschaftliche Begleitung mit standardisierten Evaluationen, sodass wir 2019 je eine standortspezifische und eine alle Projektpartner umfassende Auswertung haben. Wir werden an einem „Best-Practice-Handbuch“ mitarbeiten, das Empfehlungen für die nachhaltige Umsetzung auch an anderen Hochschulen Europas geben soll.

Unveröffentlicht

Von

Tabea Steinhauer

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