Mentoring So sollen Nachteile ausgeglichen werden
Mit einem neuen Projekt möchte die RUB Wissenschaftlerinnen mit Beeinträchtigungen fördern. Ab sofort kann man sich anmelden.
Update vom 21.11.2017
Mit der erfolgreichen Auftaktveranstaltung von M-inklusiv am 16. November 2017 hat auch die Anmeldung begonnen: Bis zum 31. Januar 2018 können sich interessierte Mentees, Mentorinnen und Mentoren per Mail bei Koordinatorin Annkathrin Klestil für das Programm anmelden.
Ursprünglicher Artikel
Selbst im Hochschulbetrieb gilt noch immer: Frauen mit Beeinträchtigungen sind doppelt benachteiligt. Ab November bietet die RUB Wissenschaftlerinnen ein neues Programm an: „M-inklusiv“. Die Abkürzung steht für „Mentoring inklusiv“. Wir sprachen mit der Projektkoordinatorin Annkathrin Klestil.
Frau Klestil, was ist die Idee hinter M-inklusiv?
M-inklusiv ist eine neue Strategie gegen Benachteiligungen durch Beeinträchtigung und Geschlecht an der Universität. Es ist zugleich ein Baustein auf dem Weg zu einer inklusiven Organisation, nach dem Motto: „Eine leistungsstarke Universität nimmt alle mit“.
Es gibt jede Menge Hürden und Herausforderungen im Berufsalltag.
Sind Frauen noch immer benachteiligt?
Ja, und mit Beeinträchtigung – sei es sichtbar oder unsichtbar, angeboren oder erworben – ist man doppelt benachteiligt. Es gibt jede Menge Hürden und Herausforderungen im Berufsalltag: strukturelle, technische und emotionale.
Und wie wollen Sie diese Hürden überwinden?
Viele dieser Hürden sind ja bekannt, und es gibt praktisch für jede Barriere jemanden, der oder die ähnliche Erfahrungen gesammelt und vielleicht schon Wege gefunden hat, diese zu bewältigen.
Die Idee ist nun, Leute zusammenzubringen: Mentorinnen und Mentoren, also Menschen, die bereits mehr Berufserfahrungen gesammelt haben, und Mentees, die gerne ihre wissenschaftliche Laufbahn weiterentwickeln möchten.
Ein Mentor kann also auch männlich sein?
Richtig.
Und wie finden sich die Paare?
Als Erstes suchen wir Mentees, also Doktorandinnen. Diese können dann Wünsche äußern, und wir machen uns auf die Suche nach einer Mentorin oder einem Mentoren. Mit oder ohne Beeinträchtigung. Voraussetzung ist natürlich, dass die Person diese Aufgabe gerne übernimmt.
Das Programm besteht aus drei Stufen.
Und was passiert dann?
Wie bei allen Mentoring-Projekten an der RUB besteht das Programm aus drei Stufen: Es gibt die persönlichen Treffen von Mentee und Mentorin oder Mentor, außerdem finden Austauschtreffen der Mentees untereinander statt und schließlich die Seminare, beispielsweise zu Konfliktmanagement oder Zeitmanagement. Das flankierende Seminarangebot ist thematisch an der Zielgruppe ausgerichtet; bei den persönlichen Treffen sind die Beteiligten in der Gestaltung sehr frei.
Noch klingt das etwas abstrakt. Unter Seminaren und Austauschtreffen werden sich die meisten wahrscheinlich etwas vorstellen können. Was aber passiert unter vier Augen?
Ganz allgemein sollen sich dort zwei Gesprächspartnerinnen auf Augenhöhe begegnen. Mentorin und Mentee können so ihre Beziehung gemeinsam gestalten und eigene Schwerpunkte und Themen festlegen. Das kann individuell sehr verschieden aussehen: Manchmal kann es auf der persönlichen Ebene darum gehen, das Vertrauen in die eigenen Stärken zu fördern, bei anderen wird es vor allem ums Netzwerken gehen.
Können Sie vielleicht ein Beispiel für ein Gesprächsthema nennen?
Nehmen wir eine Doktorandin mit einer unsichtbaren Beeinträchtigung. Womöglich fragt sie sich, ob sie diese Beeinträchtigung in ihrem Forschungs- und Arbeitsumfeld offen ansprechen soll oder ob dies ihre wissenschaftliche Karriere beeinträchtigen könnte. Von der Mentorin oder dem Mentor erhofft sie sich vielleicht die Weitergabe eigener Erfahrungen und eine Meinung. Unter Umständen stand sie oder er einst vor der gleichen Frage.