Rege Bautätigkeit in Gaza, links im Bild errichten Arbeiter eine Mauer. © Library of Congress

Ausstellung Die Stadt Gaza um 1900

Impressionen aus der Zeit weit vor den Konflikten zwischen Israelis und Palästinensern.

Die Stadt Gaza kennen wir heute vor allem als ein Zentrum des Konfliktes zwischen Israelis und Palästinensern und Schauplatz einer humanitären Krise. Die Ausstellung „Gaza 1900 – Eine Stadt des östlichen Mittelmeers im Umbruch“ lädt dazu ein, den Ort aus einer anderen Perspektive kennenzulernen. Sie ist vom 5. Juli bis 31. Oktober 2019 im Haus der Archäologien, Am Bergbaumuseum 31, Bochum, zu sehen. Geöffnet ist sie montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr; der Eintritt ist frei.

Kooperationspartner

Das Zentrum für Mittelmeerstudien der RUB präsentiert die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem RUB-Seminar für Orientalistik und Islamwissenschaft sowie dem Department of Middle Eastern and Islamic Studies der Universität Haifa.

Die Ausstellung nimmt die Besucherinnen und Besucher mit auf eine Zeitreise in das Gaza vor dem Ersten Weltkrieg und die damit beginnenden Nationalitätenkonflikte im Nahen Osten. Anhand von historischen Fotos, Karten und Texten wird ein anderer Blick auf Gaza möglich: als einer Stadt des östlichen Mittelmeerraums, die seit Jahrtausenden von ihrer besonderen Lage profitierte.

Handelsplatz an einer Karawanenstraße

Die wirtschaftliche Basis der Stadt war lange ihre Stellung als Handelsplatz an der Karawanenstraße zwischen Syrien und Ägypten. Zugleich war Gaza ein regionales Marktzentrum an der Grenze zwischen einer produktiven landwirtschaftlichen Region sowie den Steppen des Negev und des Sinai und somit ein Treffpunkt von Bauern, nomadischen Viehzüchtern und Händlern. Um 1900 war Gaza auch ein Zentrum islamischer Bildung. Dabei profitierte es wiederum von der Nähe zu Ägypten, wo zahlreiche junge Männer aus der Stadt zu Religions- und Rechtsgelehrten ausgebildet wurden.

Im späten 19. Jahrhundert gerieten die Stadt und ihre Region in den Fokus der Weltpolitik, als Großbritannien Ägypten besetzte und mit dem Osmanischen Reich um die Kontrolle des Sinai mit dem für den Welthandel so wichtigen Suezkanal rivalisierte. Im Ersten Weltkrieg entwickelte sich diese Rivalität zu einer militärischen Konfrontation, an der auch deutsche und österreichische Truppen als Verbündete der Osmanen teilnahmen und in deren Verlauf Gaza weitgehend zerstört wurde.

Der levantinische Moment

Gaza um 1900 war eine Stadt, die jahrtausendealte Traditionen wahrte und die sich gleichzeitig der beginnenden Globalisierung gegenüberstehen sah und sich den daraus resultierenden wirtschaftlichen, politischen und sozialen Entwicklungen anpassen musste. Die Jahre um 1900 waren gleichzeitig für viele Menschen in Gaza und im weiteren östlichen Mittelmeer auch eine Zeit des Aufbruchs. In einem weiteren Zusammenhang spricht man für das östliche Mittelmeer zwischen 1880 und 1914 vom sogenannten levantinischen Moment, in dem technischer Fortschritt, Bildung und eine weitgehende Reisefreiheit ungekannte Möglichkeiten boten. Für Gaza eröffneten sich neue wirtschaftliche Chancen, als die Stadt zum bevorzugten Getreidelieferanten für britische Brauereien wurde.

Internationales Forschungsprojekt

Trotz ihrer regionalen und überregionalen Bedeutung hat Gaza nie die gleiche Aufmerksamkeit erlangt wie die regionalen Metropolen Jerusalem oder Damaskus. Auch die historische Forschung hat die Stadt bisher weitgehend vernachlässigt. Ein internationales Forschungsprojekt, an dem Forscher der RUB mit Angehörigen der Universität Haifa sowie mit Partnern in Gaza und der Türkei zusammengearbeitet haben, hat seit 2016 unterschiedliche Quellen zur Geschichte der Stadt Gaza und ihrer Region auswerten können. Die daraus entstandene Ausstellung wirft Schlaglichter auf so unterschiedliche Themen wie Stadtentwicklung, Arbeitsleben und Lokalpolitik. Zugleich präsentiert sie Biografien unterschiedlicher Menschen, die Gaza um 1900 mitgeprägt haben.

Veröffentlicht

Dienstag
02. Juli 2019
09:18 Uhr

Von

Arne Dessaul

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