Spitzensport Nach Olympia ist vor den Paralympics
Eigentlich ist Uta Streckert nur 1,58 Meter groß. Doch die nagelneue Sportkleidung mit dem Schriftzug „Rio 2016“ lässt die Spitzensportlerin ordentlich wachsen.
Die RUB-Studentin Uta Streckert fährt zu den paralympischen Spielen nach Rio de Janeiro. Für sie war die Nachricht eine große Überraschung: „An einem Montag um 16 Uhr kam die offizielle Zusage. Am Dienstag um 8 Uhr musste ich los ins Trainingslager.“
Über 100 und 200 Meter tritt die Sprinterin bei den Paralympics an. An der RUB studiert sie das Studienprogramm Kultur, Individuum, Gesellschaft sowie Linguistik.
„Ich stand zwar auf der nationalen Liste, aber dieses Mal wollte ich mir bewusst nicht zu große Hoffnungen machen“, erzählt Uta Streckert. Denn obwohl sie schon 2012 bei den Deutschen Meisterschaften die Norm erfüllt hatte, wurde die Läuferin damals nicht für die Paralympics in London nominiert. Eine Enttäuschung.
Früher bin ich immer nur gegen Nicht-Behinderte gelaufen.
Uta Streckert
Jetzt strahlt sie vor Freude. „Vor vier Tagen sind wir in Hannover eingekleidet worden. Gerade bin ich mit den neuen Sportklamotten zur Uni gefahren. Das hat Spaß gemacht, weil alle Leute gucken“, sagt Streckert.
Die Leichtathletin hat Cerebralparese, eine Bewegungsstörung, die durch eine frühkindliche Hirnschädigung hervorgerufen wird. „Früher bin ich immer nur gegen Nicht-Behinderte gelaufen und habe mich mit ihnen gemessen“, sagt Streckert. Bis die Mutter eines Mitschülers auf die lauffreudige Streckert aufmerksam wurde und die damals 14-Jährige zum TV Wattenscheid holte.
Die Letzten werden die Ersten sein
In Rio de Janeiro tritt sie gegen Athletinnen an, die der gleichen Schadensklasse angehören. In den Schadensklassen werden Sportlerinnen und Sportler mit ähnlichen Behinderungen einander zugeordnet. Bei Meisterschaften auf nationaler Ebene treten im Behindertensport meist Mitglieder unterschiedlicher Schadensklassen gegeneinander an, da sich häufig nicht genügend Athleten aus der gleichen Klasse finden lassen.
Anhand eines Punktesystems werden die jeweiligen Platzierungen anschließend je nach Art der Behinderung herauf- oder hinabgestuft. „Deswegen erfahren wir erst einige Zeit nach dem Rennen, wer welchen Platz belegt“, erklärt Streckert. Theoretisch kann die beim Zieleinlauf Letzte am Ende die Erste sein.
„Anders als sonst werde ich in Rio also meine Platzierung direkt beim Zieleinlauf wissen“, sagt die 22-Jährige. Vielleicht lässt ja genau dieses Wissen Uta Streckert über sich hinauswachsen. Dann übertrifft sie in Rio vielleicht ihre Bestleistungen von 17,37 Sekunden auf 100 und 36,79 Sekunden auf 200 Metern.