„Mit meinen Songs will ich Geschichten erzählen, unterhalten und mich auch mal selber hochnehmen“, beschreibt Timothy Johnstone seine Musik.
© RUB, Marquard

Rapper „Wir sind fleißig, wir hängen an den Unis“

Optisch, musikalisch und biografisch erinnert er an Eminem. Timothy Johnstone schreibt über das Leben auf der Straße – und über das als Student.

Timothy Steffen O’Donovan Johnstone – schon der Name klingt wie der eines Künstlers. Und auch der Lebenslauf ist filmreif. Johnstone möchte als „John Stone“ bekannt sein. Denn so heißt der Master-Student der Sozialwissenschaft als Rapper.

Johnstone wird 1992 in Essen-Katernberg geboren. In seiner Umgebung ist er damals als Einziger kein Türke, Kurde oder Araber. Doch einen Migrationshintergrund hat auch er: Sein irischer Vater verlässt die Familie, als Johnstone drei Jahre alt ist. Als „Dasein am Rande“ beschreibt er diese Zeit in seinen Texten.

In der Grundschule stellen die Lehrer bei ihm eine lyrische Hochbegabung fest. „Der Schulleiter hat meine Mutter angerufen und ihr gesagt, sie solle aufhören, die Aufsätze für mich zu schreiben. Meine Mutter wusste gar nicht, was der meint“, erzählt Johnstone. „Wenn ich schreibe, bin ich wie in einer anderen Welt. Meine Bachelorarbeit habe ich in drei Tagen durchgeschrieben.“

In der Schule wird sein Talent gefördert. Johnstone gewinnt einen Gedichtewettbewerb in Frankfurt, hat eine Anfrage vom S. Fischer Verlag. Doch statt Romane zu schreiben, möchte er rappen. „Meine Leidenschaft begann mit Eminems ‚Lose Yourself‘ und 50 Cents ‚In da Club‘“, erinnert sich Johnstone. Wegen einer Krankheit kann er mit 17 Jahren keinen geraden Satz mehr schreiben. Die Ärztin bezweifelt, dass er sein Abitur schafft. „Jetzt habe ich einen Bachelor“, sagt Johnstone und grinst.

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Song „Hunnis“

„Andere machen Hunnis, wir sind fleißig, wir hängen an den Unis“, singt Johnstone in seinem Lied „Hunnis“. „Ich hab Sozialwissenschaft studiert, weil ich es wollte und nicht, weil ich mir Gedanken über den späteren Job gemacht habe. Der Hunnis-Song soll aussagen: Wenn du das studierst, woran dein Herz hängt, dann kannst du damit auch erfolgreich sein“, so Johnstone. Der Song „Hunnis“ entsteht für eine Berufsorientierungsmesse, die Studierende der Fakultät für Sozialwissenschaft in einem Praxismodul organisieren. „Unsere Modulbeauftragte hatte eigentlich aus Spaß vorgeschlagen, ich solle einen Song für die Messe schreiben und ihn dort performen“, sagt Johnstone.

Dass er eine professionelle Karriere als Rapper versuchen möchte, entscheidet Johnstone 2015. „Ich hatte diesen Traum, und ich habe nicht aufgegeben. Ich wollte unbedingt ein Tape haben, mit dem ich mich bei Plattenfirmen vorstellen kann. Auch wenn ich manchmal nichts zu essen auf dem Tisch hatte, weil die Aufnahmen so teuer waren“, so Johnstone.

Auch ein Zugticket nach Berlin zu den großen Plattenlabels wie Universal Musics und Warner Musics ist zu teuer für den Künstler. Da kam eine Exkursion von der Uni in den Bundestag gerade recht. Auf der Rückfahrt im Zug berichtet er einem Freund am Telefon, dass er endlich sein Tape in Berlin bei Universal und Warner abgegeben hat. „Plötzlich tippt mich jemand an die Schulter. Er war von einem Musiklabel in Essen und hat gesagt, er hätte mein Telefonat gehört und ob ich ihm nicht mal mein Tape schicken will“, beschreibt Johnstone den Moment und bekommt große Augen.

„Ich hoffe, dass ich irgendwann ein Rapper bin, der Poesie macht“, sagt Johnstone.
© BbB-Records

Bevor er zu dem Label fährt, um sich vorzustellen, geht er ins Kloster. In der Kirche spielt ein Mönch Gitarre, und Johnstone rappt dazu. Der Mönch ist beeindruckt, fährt den jungen Rapper zum Label und betet die ganze Fahrt über den Rosenkranz mit ihm.

„Beim Plattenlabel hat mein jetziger Manager meine CD eingelegt. Nach wenigen Sekunden hat er mich dreimal gefragt: ‚Bist du das?‘ Dann sollte ich mich an das Mikrofon stellen: Ich hab den besten Freestyle meines Lebens hingelegt“, berichtet der Student. Kurz danach ist der Plattenvertrag unterschrieben, das erste Album wird bald veröffentlicht.

Dass Johnstone unvorbereitet eine Kostprobe seines Könnens geben kann, zeigt er auch währen des Interviews. „Ich bin richtig schnell. Bis zu 150 bpm (beats per minute, Anmerkung der Redaktion) schaffe ich“, sagt er und legt los:

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Unveröffentlicht

Von

Tabea Steinhauer

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