Mira Stepec steckt viel Herzblut in ihren Verein.
© RUB, Kramer

Bewerbungshilfe „Schulnoten sind nicht alles“

Jugendliche mit einem durchschnittlichen Zeugnis finden oft keinen Ausbildungsplatz – Mira Stepec gibt mit ihrem Verein „Durchstarten“ Starthilfe für die Lehrstellensuche.

Vor vier Jahren hat Talentscout Mira Stepec gemeinsam mit Freunden den Verein „Durchstarten“ gegründet. Die Mitglieder bieten Workshops für Schüler an, in denen diese verschiedene Ausbildungsberufe ausprobieren können. Die Schüler bekommen so einen Einblick in die praktische Arbeit. Für ihre Teilnahme erhalten sie außerdem ein Zertifikat, das ihre Bewerbungsunterlagen aufwertet und häufig die Tür zu einem Vorstellungsgespräch öffnet.

„Ich habe nach meinem Studium an der RUB als Quereinsteigerin an der Comenius-Hauptschule in Duisburg gearbeitet. Viele meiner Schüler hatten keine besonders gute Noten, waren aber in der Klassengemeinschaft stark engagiert, kümmerten sich zu Hause um jüngere Geschwister oder zeigten ihre Teamfähigkeit bei außerschulischen Projekten.

Bei der Suche nach einer Zukunftsperspektive nach der Schule hatten viele von ihnen Probleme: Wegen ihrer Schulnoten wurden sie oft nicht zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Die wenigsten von ihnen hatten auch das nötige Vitamin B, um über Kontakte der Eltern oder Freunde Unterstützung zu bekommen.

Empfehlungsschreiben eines Profi-Kochs

Zusammen mit ein paar Kolleginnen hatte ich an der Schule Dinnerabende organisiert, bei denen Schüler, Eltern und Lehrer gemeinsam mit einem Profi gekocht haben. Einer der Schüler hatte von dem Profi-Koch ein Empfehlungsschreibungen bekommen, durch das er ein Vorstellungsgespräch bei einem Sterne-Gastronom ergatterte.

Somit war die Idee für meinen Verein „Durchstarten“ geboren: Ich wollte weiteren Schülern die Möglichkeit geben, mit Profis aus verschiedenen Berufen zusammenzukommen, gemeinsam in einem Workshop zu arbeiten und ihnen, wenn möglich, so den Weg in eine Lehre zu ebnen.

Der Freundeskreis wird zum Verein

Damit ich diese Idee umsetzen konnte, benötigte ich natürlich Unterstützer. Meinen Freund hatte ich schnell davon überzeugt, mitzuarbeiten. Für eine Vereinsgründung brauchte ich nach dem deutschen Gesetz noch fünf weitere Mitstreiter. Fünf unserer Freunde waren dabei, und im November 2013 machten wir uns auf dem Weg zum Notar, um alles unter Dach und Fach zu bringen. Seit Januar 2014 bieten wir in Duisburg und anderen Ruhrgebietsstädten Workshops zur Berufsorientierung an. Aktuell unterstützen uns Köche, Friseure und Gärtner mit ihrer Berufserfahrung.

Vorstandssitzung am Küchentisch

Unsere Wohnung ist seitdem auch Vereinsbüro, unsere Vorstandssitzungen finden immer an unserem Küchentisch statt. Nur durch diese enge Verbindung zwischen Privat- und Berufsleben kann ich in der Woche etwa zehn Stunden für die Vereinsarbeit aufbringen – der Verein ist für mich einfach eine Herzensangelegenheit.

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Gerade stecken wir wieder viel Zeit in die Vorbereitung des „Talentcamps Ruhr“. Im Sommer 2017 sind 40 Schüler aus dem Ruhrgebiet zehn Tage lang unsere Gäste und können in Workshops ausprobieren, ob sie beispielsweise Spaß beim Drehen eines Films haben oder lieber aus technischen Abfällen etwas Neues gestalten. Für diese Großveranstaltung und die Vereinsarbeit generell sind wir immer auf der Suche nach kreativen Köpfen; bei Interesse kann man sich einfach per Mail bei uns melden.

Vielleicht ist die Arbeit von Durchstarten irgendwann nicht mehr notwendig.

Ich habe durch die Arbeit mit den Schülern unglaublich tolle Menschen kennengelernt, die sich oft gar nicht bewusst sind, welche Talente in ihnen schlummern. Ich möchte sie dabei unterstützen, ihren Weg zu finden. Außerdem möchte ich Unternehmern zeigen, dass es sich oft lohnt, einen zweiten Blick auf ihre Bewerber zu werfen, denn Schulnoten sind nicht alles.

Es wäre toll, wenn sie sich die Zeit nehmen würden, die Menschen hinter den standardisierten Anschreiben kennenzulernen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Vielleicht ist die Arbeit von „Durchstarten“ dann gar nicht mehr notwendig und ich kann mich stattdessen mit meinem Freund neuen Projekten widmen."

Mitmachen

Ein interessantes Ehrenamt, ein außergewöhnlicher Nebenjob oder ein spannendes Hobby: Wir wollen wissen, wer die Menschen sind, die über den RUB-Campus laufen. Was machen sie, wenn sie nicht an der Uni arbeiten, studieren, lehren und lernen? Interesse, dabei zu sein? Einfach eine E-Mail an die Redaktion schreiben. Wir freuen uns!

Unveröffentlicht

Von

Michaela Wurm

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