Interview Vom Ruhrgebiet bis zum Universum
Was die Kooperation zwischen Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen im Hinblick auf das Weltall einzigartig macht.
Dunkle Materie, kosmische Strahlung, Planetenentstehung – es gibt viele ungeklärte Phänomene im Weltall. Mit ihnen beschäftigt sich das Team vom Ruhr Astroparticle and Plasma Physics Center, kurz RAPP-Center. Es wurde im September 2016 eröffnet, ins Leben gerufen von Forschern der Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr). Prof. Dr. Julia Tjus vom Lehrstuhl für Theoretische Physik, insbesondere Plasma-Astroteilchenphysik, ist Sprecherin des Zentrums.
Frau Tjus, Sie haben das RAPP-Center gemeinsam mit Kollegen der Universitäten Dortmund und Duisburg-Essen gegründet. Warum eignen sich diese Ruhrgebietsstandorte besonders gut für die Kooperation?
Wir wollen die Eigenschaften der Materie und ihre Rolle im Kosmos besser verstehen. Einerseits dienen Erkenntnisse aus Teilchen- und Plasmaphysik als Input für die Beschreibung astrophysikalischer Phänomene. Andererseits liefert die Astrophysik durch ihre Messungen Informationen über die Eigenschaften der Materie selbst. Durch unsere Kooperation bündeln wir Expertise aus Plasma-, Teilchen- und Astrophysik. Diese Kombination ist einzigartig in Deutschland und auch weltweit kaum zu finden, sodass das RAPP-Center hier an vorderster Front forscht.
Was erwarten Sie, welche Forschungsfragen das RAPP-Team in den kommenden zehn Jahren beantworten können wird?
Mit über 100 Forschern wollen wir im RAPP-Zentrum die Spuren der wechselwirkenden Materie im Kosmos erklären. Ganz konkret hoffen wir, in zehn Jahren den Ursprung unserer Erde und anderer Planeten besser zu verstehen, die Plasmaeigenschaften von Galaxien konkretisieren zu können und die Rolle der kosmischen Strahlung erforscht zu haben. Außerdem wollen wir dann die Wechselwirkung elementarer Teilchen besser verstanden und auf die dunkle Materie ausgeweitet haben.
Viele Forscher haben stark von den unterschiedlichen Programmen profitiert.
Was wünschen Sie der UA Ruhr zu ihrem zehnten Geburtstag?
Mein großer Wunsch für die UA Ruhr ist eine weiterhin gute und fruchtbare Zusammenarbeit mit der Mercator-Stiftung, insbesondere dass die Mercur-Förderung zur Intensivierung der Kooperationen zwischen den UA-Ruhr-Universitäten erhalten bleibt. Viele Forscher haben in den vergangenen Jahren stark von den unterschiedlichen Programmen profitiert. Umgekehrt ist der Mehrwert für die UA Ruhr direkt ersichtlich: Es hat sich ein gesteigertes Bewusstsein für die UA Ruhr entwickelt, und die uniübergreifende Zusammenarbeit wurde hierdurch deutlich stärker.