Party und Tagung: Im Schreibzentrum wird am 28. und 29. September gefeiert.
© RUB, Marquard

Jubiläum Vom Schreiben und Probleme lösen

Wie entstand vor 20 Jahren das Schreibzentrum der RUB? Unmittelbar vor der Feier zum 20. Geburtstag am 28. September erzählt die Gründerin von den Anfängen.

Das Schreibzentrum der RUB feiert seinen 20. Geburtstag. Gabriela Ruhmann war ab dem ersten Tag dabei. Sie leitete von 1997 bis 2012 die Institution. Im Interview erzählt sie, wie das Schreibzentrum entstand und was sie während der Arbeit motiviert hat.

Sie haben vor 20 Jahren das Schreibzentrum aufgebaut. Mit welchem Plan geht man an so ein Projekt?
Ich habe zuvor in Bielefeld an der Uni von 1993 bis 1997 das Schreiblabor aufgebaut. Da war der Plan, die Türen zu öffnen und zu schauen, mit welchen Fragen die Studierenden und Promovierenden zu uns kommen. Aus den offenen Sprechstunden sind Beratungs- und Trainingsformate entstanden. Denn es war schnell klar, dass viele mit derselben Schwierigkeit zu kämpfen hatten.

Mit welcher?
Den wissenschaftlichen Schreibprozess zu unterschätzen. Es geht nämlich um dauerndes Problemlösen dabei. Beim Schreiben stößt man die ganze Zeit an Grenzen des Denkens und Kommunizierens. Diese Probleme sind das Herzstück der wissenschaftlichen Arbeit. Viele verstehen solche Denk- und Formulierungsmühen während ihrer Arbeit aber als Versagen. Der Plan in Bielefeld und später in Bochum war, die Studierenden bei dieser Herausforderung zu unterstützen und deutlich zu machen, dass das Problemlösen dazugehört.

Sie brachten also bereits Erkenntnisse aus Bielefeld mit. Wie entstand das Schreibzentrum in Bochum?
In Bochum sind wir durch die Initiative des Germanistischen Instituts und des damaligen Studienbüros gestartet. Vom Land gab es als sogenanntes Leuchtturmprojekt eine Förderung. Die Idee war zunächst, angehende Lehramtsstudierende als Tutoren auszubilden, die damit besondere Kenntnisse für den späteren Beruf sammeln konnten. Es gab von Beginn an auch einen großen Zulauf und viel Interesse aus anderen Fächern, sodass das Schreibzentrum an der RUB nach einem Jahr für alle geöffnet wurde.

Zur Person

Gabriela Ruhmann studierte Philosophie, Linguistik und Literaturwissenschaft an der Universität Bielefeld. Nach ihrem Studium arbeitete sie eine Zeit lang in einem Wissenschaftsverlag, bevor sie 1993 an der Universität Bielefeld das Schreiblabor aufbaute. 1997 wechselte sie nach Bochum und entwickelte das Schreibzentrum der RUB. Bis 2012 leitete sie dieses und trug einen großen Teil dazu bei, wie die Institution heute in der Universität verankert ist. Gabriela Ruhmann arbeitet aktuell als selbstständige Schreibberaterin.

Wie entwickelte sich Ihr Konzept des Schreibzentrums weiter?
Aus den Erkenntnissen der Schreibberatung erarbeitete ich mit meinen Kollegen nach und nach Workshops, die zu den Fragen der Studierenden passten. Wir haben uns allerdings nicht als Nachhilfestelle verstanden. Vielmehr wollten wir das Wissen aus der Beratung an die Universitätslehrenden zurückgeben, damit sie in ihren Veranstaltungen auch auf die Bedürfnisse der Studierenden reagieren konnten.

Wie geht man in der Beratung mit den studentischen Perspektiven aus den unterschiedlichen Fächern um?
Als Schreibberaterin hat man natürlich inhaltlich seine Grenzen, wie weit man mitdenken kann. Aber es gibt im Schreibprozess Phasen und Herausforderungen, die sich durch alle Fächer ziehen: eine Fragestellung entwickeln oder die Methode so zu wählen, dass sie geeignet ist, eine Antwort auf die Frage zu liefern. 

Interessant fand ich dabei zu sehen, wie sich Fächer in ihrer Fachkultur unterscheiden. Zum Beispiel stellt man in den geisteswissenschaftlichen Arbeiten viel umfassender den aktuellen Forschungsstand vor als in den Naturwissenschaften. Ich habe das stets als sehr belebend empfunden, in den verschiedenen Workshops Leute aus unterschiedlichen Fächern zu haben.

„Ich saß gewissermaßen am Puls der Forschung”, so Gabriela Ruhmann zu ihrer Arbeit im Schreibzentrum.
© Privat

Was konnten Sie für sich selbst dabei mitnehmen?
Ich habe so viele spannende Forschungsprojekte begleiten dürfen und war häufig erstaunt, auf welche Fragestellungen die Studierenden und Promovierenden gekommen sind. Ich saß gewissermaßen am Puls der Forschung.

Können Sie sich konkret an eine wissenschaftliche Arbeit erinnern?
An ein Projekt aus der Biologie erinnere ich mich. Dabei wurde untersucht, wie sich die Klagelaute von Küken anhören, wenn sich die Mutter zu weit von ihnen entfernt. Die Arbeit sollte Hinweise für artgerechte Haltung von Hühnern in Großbetrieben liefern.

Was waren die größten Herausforderungen während Ihrer Arbeit in Bochum?
Die Anfangsjahre. Wir hatten einen großen Andrang und mussten uns zusätzlich als Schreibzentrum beweisen, damit wir das Projekt auch verstetigen konnten. Das Schöne war, dass 2000 das Schreibzentrum an der RUB mit mir eine feste Stelle erhielt. Es war noch lange die einzige feste Stelle überhaupt an einem universitären Schreibzentrum in Deutschland.

Termine

20 Jahre Schreibzentrum: An zwei Tagen feiert das Team des Schreibzentrums den runden Geburtstag mit Sektempfang, Tagung und Party. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen mitzufeiern. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Bis zum 15. September 2017 kann man sich für die Teilnahme anmelden.

  • Donnerstag, 28. September 2017, 14 Uhr: Sektempfang im Universitätsforum, Raum 0/10
  • Freitag, 29. September 2017, 10 bis 17 Uhr: Jubiläumstagung mit vielen Gästen im Universitätsforum
  • Freitag, 29. September 2017, 20 Uhr: Geburtstagsparty im Kulturcafé

Wo haben Sie Ihre Motivation hergenommen, an der Idee des Schreibzentrums festzuhalten?
Aus jeder Begegnung mit den Schreibenden. Mich fasziniert bis heute, wie das Denken durch das Schreiben vorangetrieben wird. Es ist eine so belohnende Tätigkeit, Schreibende dabei zu begleiten. Denn man bekommt mit, wie sie sich Dinge fragen, Sätze aufschreiben, diese durchstreichen und neu ansetzen. Und wie sie sich selbst in ihrem Schreibprozess damit nach vorne bringen und schärfer denken. Man schaut dabei zu, wie sich Schreibende durch das Schreiben weiterentwickeln. Das gab mir die Energie, auch durch ein paar schwierige Jahre im Schreibzentrum zu gehen. Mir hat sich nie die Frage gestellt, ob das sinnvoll ist, was ich da mache.

Sie kommen auch zur Geburtstagsfeier des Schreibzentrums im September 2017. Worauf freuen Sie sich?
Ich freue mich, meine Kolleginnen und alte Weggefährten wieder zu sehen. Im Schreibzentrum stand ich im engen Kontakt mit vielen anderen Bereichen der RUB. Ich hoffe, viele zu treffen, die das Schreibzentrum von Anfang an unterstützt haben.

Außerdem freue ich mich, dass das Schreibzentrum so gewachsen ist.

Was wünschen Sie den jetzigen aktiven Kolleginnen und Kollegen für die nächsten Jahre?
Sie machen eine tolle Arbeit. Es geht im Schreibzentrum um das Herzstück des wissenschaftlichen Denkens. Und dass sie ihre Arbeit so weitermachen können wie bisher, das wünsche ich ihnen.

Unveröffentlicht

Von

Katharina Gregor

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