Spitzensport „Mein Tag müsste 48 Stunden haben“
Sportstudent Pablo Nolte muss als Bobpilot Motivator, Teammanager, Konstrukteur und Finanzchef in einer Person sein.
Pablo Nolte ist Juniorenweltmeister im Viererbob, Sportsoldat und Student der Sportwissenschaft an der RUB. Wie er Training und Studium mit seinen Pflichten bei der Bundeswehr vereinbart und sich aktuell auf seine wichtigste Saison vorbereitet, berichtet er hier.
Wie kommt man als Kind des Ruhrpotts zum Bobsport?
Als Jugendlicher war ich ein guter Diskurswerfer und habe es bis in den B-Kader der nationalen Förderung geschafft. Allerdings habe ich ein entscheidendes körperliches Handicap: Ich war immer mindestens zehn Zentimeter kleiner als meine Konkurrenten.
Ein Bobfahrer hat mich während eines Trainingslagers angesprochen, ob ich nicht als Anschieber zu ihm ins Team wechseln möchte. Wir sind dann zusammen auf die Bahn, und ich bin wie viele ehemalige Leichtathleten dem Geschwindigkeitsrausch im Eiskanal verfallen.
Heute sind Sie Pilot und mit Ihrem Viererbob Anfang 2018 Juniorenweltmeister geworden. Wie sieht Ihr Trainingsalltag aus?
Die Saison dauert von Oktober bis März, in dieser Zeit bin ich nicht mehr als 20 Tage zu Hause. Im Wintersemester ruht das Studium daher auch komplett.
Nur manchmal gönne ich mir einen freien Sonntag.
Im März nehme ich meinen Jahresurlaub und steige im April wieder ins Training ein. Ich schreibe mir meine Trainingspläne selbst und bin im Frühjahr täglich auf dem Sportplatz oder im Kraftraum; nur manchmal gönne ich mir einen freien Sonntag.
Im Sommer beginnt dann das Training am Stützpunkt in Winterberg, hier komme ich mit meinen Anschiebern zusammen, und wir spielen die Abläufe durch.
Wann und wie finden Sie Zeit für das Studium?
Faktisch studiere ich nur im Sommersemester und kann mich dabei auf die volle Unterstützung der Fakultät verlassen, die immer nach Wegen sucht, Studium und Training miteinander zu vereinbaren. Außerdem habe ich durch meine Verpflichtung bei der Bundeswehr die soziale Absicherung und kann mich auf den Sport konzentrieren, der ganz klar an erster Stelle steht.
Trotzdem müsste mein Tag 48 Stunden haben, um alle Verpflichtungen stressfrei unter einen Hut zu bekommen.
Als Pilot tragen Sie die Verantwortung für ein vierköpfiges Team, welche Aufgaben gehören zu Ihrem Job?
Als Erstes muss ich ein Team zusammenstellen, sprich Anschieber finden, mit ihnen trainieren und sie motivieren, mit mir zusammen das Beste aus sich herauszuholen. Ich bin auch dafür verantwortlich, die Finanzierung der Truppe sicherzustellen; die Ausrüstung, die Trainingslager und die Übernachtungen müssen bezahlt werden. Daher bin ich eigentlich ständig auf der Suche nach Sponsoren.
Der Bob wird von uns eingestellt und gewartet, auch diese Arbeiten müssen von mir koordiniert werden. Die größte Verantwortung liegt aber natürlich im Lenken des Bobs. Es ist meine Aufgabe, das Team sicher und dabei möglichst schnell ins Ziel zu bringen.
Sie sind dieses Jahr 26 Jahre alt geworden und wechseln laut Verbandsstatuten zu den Senioren. Was ist dabei die größte Herausforderung?
Deutschland ist Weltspitze im Bobsport, die Konkurrenz ist brutal. In vielen anderen Ländern würde mein Team ganz selbstverständlich zum Weltcup-Kader gehören. Im Weltcup dürfen 2018/2019 aber nur drei deutsche Teams starten, gesetzt ist dabei nur das Team von Olympiasieger Francesco Friedrich.
Im Oktober 2018 werden wir so eine Art interne Meisterschaft haben und ermitteln, wer die beiden anderen Startplätze bekommt. Meine größte Motivation ist es, an den olympischen Spielen teilzunehmen, dafür trainiere ich täglich, und der Sprung ins Weltcup-Team wäre ein weiterer wichtiger Meilenstein.