Spitzensport Warum Tokio noch immer ein Traum ist
Wie sich Kanutin Caroline Arft und Schwimmer Poul Zellmann auf die Olympischen Spiele vorbereiten.
In anderen Zeiten ginge es in dem Beitrag ausschließlich um die große Vorfreude von zwei Menschen auf Olympische Spiele. 2021 ist bekanntlich alles etwas anders. Zum einen findet Olympia mit einem Jahr Verspätung statt, zum anderen können sich viele Menschen noch nicht so recht vorstellen, dass die Spiele in Tokio überhaupt stattfinden und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Über diese besondere Situation – und wie sie sich dennoch motivieren und auf die Spiele vorbereiten – haben wir mit Kanutin Caroline Arft und Schwimmer Poul Zellmann gesprochen.
Freuen Sie sich auf Tokio?
Caroline Arft: Auf jeden Fall! Nach diesmal sogar fünf Jahren Vorbereitung freue ich mich sehr darauf.
Poul Zellmann: Dem kann ich mich nur anschließen. Olympia ist nun einmal das größte und wichtigste Sportevent. Auch Japan reizt mich sehr.
Wie schätzen Sie die Chance ein, dass die Spiele tatsächlich stattfinden?
Arft: Sie werden stattfinden, davon gehe ich aus. Möglicherweise ohne Publikum – auch, weil die japanische Bevölkerung eher gegen die Spiele oder zumindest gegen Wettkämpfe mit Publikum ist.
Zellmann: Ich gehe auch davon aus, dass die Spiele stattfinden – ohne Publikum. Dass sie ausfallen oder noch einmal verschoben werden, kann ich mir nicht vorstellen.
Zweifel bringen grundsätzlich nichts beim Training.
Caroline Arft
Fällt es Ihnen angesichts der kleinen Restunsicherheit schwer, sich zum Training zu motivieren?
Arft: Gar nicht. Ich gehe zum einen wirklich davon aus, dass die Spiele stattfinden. Zum anderen bringen Zweifel grundsätzlich nichts beim Training.
Zellmann: Bis zu dem Zeitpunkt, da meine Qualifikation feststand, war es schon etwas schwierig. Aber jetzt gar nicht mehr. Jetzt trainiere ich wie immer.
Haben Sie jemals mit dem Gedanken gespielt, von sich aus auf Olympia zu verzichten?
Arft: Nein, überhaupt nicht.
Zellmann: Als die Spiele im vergangenen Jahr abgesagt wurden, habe ich kurz überlegt, komplett aufzuhören. Ich fand es im Frühjahr 2020 auch sehr befremdlich, wie unterschiedlich die Bundesländer es gehandhabt haben, solange es noch unsicher mit Absage und Verschiebung war. In einigen Bundesländern lief das Training in den Leistungszentren einfach weiter, in NRW hingegen nicht. Das hätte einen erheblichen Wettbewerbsnachteil für uns bedeutet bei der Qualifikation. Meine Zweifel verflogen aber schnell wieder. Heute frage ich mich aber bisweilen, wie ich es verantworten kann, dass ich sozusagen in meiner Freizeit nach Tokio fliege, während gegenüber von mir ein Restaurant schließen muss.
Arft: Wir dürfen dabei aber nicht vergessen, dass der Sport unser Beruf ist. Das rechtfertigt diese Reise dann doch. Ich bin auf jeden Fall wesentlich dankbarer dafür geworden, dass ich als Leistungssportlerin ein paar Privilegien genieße.
Mit unserer Staffel hoffe ich zumindest aufs Finale.
Poul Zellmann
Welche Chancen rechnen Sie sich in Tokio aus?
Arft: Ich muss da ja die Einschränkung machen: Wenn ich mich qualifiziere. Der deutsche Kanusport schneidet bekanntlich immer sehr erfolgreich ab bei Olympischen Spielen. Da sind die Erwartungen in der Bevölkerung entsprechend hoch. Ich glaube aber, dass wir auch in Tokio gute Chancen haben.
Zellmann: Bei uns hängt da die Latte nicht ganz so hoch. Wir Schwimmer haben bei den letzten beiden Olympischen Spielen gar keine Medaillen geholt. Da kann es in Tokio also nur besser werden. Mit unserer Staffel hoffe ich zumindest aufs Finale.
Wäre Paris 2024 auch noch ein Ziel für Sie?
Arft: Grundsätzlich ja. Paris ist nicht nur sehr attraktiv, es ist im Gegensatz zu Tokio auch sehr nah und darum für die Familie gut zu erreichen, wenn sie bei den Wettkämpfen zuschauen möchte.
Zellmann: Ich weiß es noch nicht und möchte mich da erst mal enthalten.