Elektrotechnik und Informationstechnik Serim Ilday bringt das Simply Complex Lab nach Bochum
Mysteriöse und vermeintlich unberechenbare Systeme können die Forscherin, die von der türkischen Bilkent Universität nach Bochum kam, nicht schrecken.
Seit Januar 2023 leitet Prof. Dr. Serim Ilday den Lehrstuhl „Simply Complex Lab“ an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik der Ruhr-Universität Bochum. Ihre Forschung bewegt sich an der Grenze zwischen kondensierter Materie, Nichtgleichgewicht und nichtlinearer Physik sowie an der Schnittstelle zu Materialwissenschaft, Nanotechnologie und Mechanobiologie. „Meine Arbeit dreht sich um komplexe Systeme, die uns und alles, was um uns herum geschieht, ausmachen“, sagt die Forscherin. „Beispiele sind Ökosysteme, das menschliche Gehirn, soziale Netzwerke, Finanzmärkte, das Wetter, Verkehrsflüsse, das Internet und vieles mehr.“
Komplexe Systeme sind dynamisch, anpassungsfähig und entwickeln sich ständig weiter. Sie bestehen aus einer Vielzahl miteinander verbundener und voneinander abhängiger Elemente oder Komponenten, die auf vielfältige Weise miteinander interagieren, was zu einem neuartigen Verhalten führt, das sich durch die isolierte Analyse der einzelnen Elemente oder Komponenten nicht einfach vorhersagen oder verstehen lässt.
Diese Systeme sind geheimnisvoll und gelten als unvorhersagbar. „Im Simply Complex Lab versuchen wir, ihre Dynamik zu verstehen und zu kontrollieren und, wenn möglich, ihre Zukunft vorherzusagen. Das ist eine unglaubliche Herausforderung, fast so, als würde man einen Kurs in unruhigen Gewässern festlegen. Daher besteht unser Ansatz darin, einfache experimentelle Systeme oder theoretische Modelle zu entwerfen, die eine hohe Komplexität in ihrer Dynamik aufweisen. Daher auch der Name des Labors", erklärt Serim Ilday.
Jede Frage, mit der ich mich bisher beschäftigt habe, hat viele weitere, noch herausforderndere Fragen aufgeworfen.
Serim Ilday
Neugier ist die treibende Kraft für Serim Ilday: „Die Freude daran, Dinge vor allen anderen herauszufinden. Etwas zu bewegen. Andere zu inspirieren und von ihnen inspiriert zu werden.“ Deshalb möchte sie die Komplexität weiter enträtseln. „Jede Frage, mit der ich mich bisher beschäftigt habe, hat viele weitere, noch herausforderndere Fragen aufgeworfen. Ich habe das Gefühl, dass ich nie aufhören werde, ihnen nachzugehen“, sagt sie.
Darüber hinaus ist ihr Team entschlossen, technisch schwierige Probleme zu lösen, indem es mit verschiedenen einzigartigen experimentellen Systemen, die die Forschenden entworfen haben, nach Lösungen sucht. In eher grundlagenwissenschaftlich ausgerichteten Arbeiten haben sie bereits potenzielle Anwendungen angedacht. „An der Ruhr-Universität wollen wir an diese Proof-of-Concept-Demonstrationen anknüpfen und sie in alltagstaugliche Technologien umsetzen.“