Medizin Mortimer Gierthmühlen stimuliert Nerven gegen Fatigue
Der Neurochirurg widmet sich unter anderem der nicht-invasiven Stimulation des Vagusnervs. Das könnte zum Beispiel Long-Covid-Betroffenen helfen.
Prof. Dr. Mortimer Gierthmühlen wurde zum 1. Juli 2023 auf die Professur für Innovative Medizintechnik in der Neurochirurgie der Ruhr-Universität Bochum im Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer berufen. Seine Schwerpunkte in der klinischen Neurochirurgie liegen auf Operationen an der Schädelbasis und von Hirntumoren. In der Forschung interessiert er sich unter anderem für den Vagusnerv, einen von zwölf Gehirnnerven, der vom Hirnstamm aus den ganzen Körper bis zum Darm versorgt.
„In meiner Habilitationsarbeit habe ich mich mit dem Einfluss dieses Nervs auf die Regulation des Blutdrucks beschäftigt“, erzählt Mortimer Gierthmühlen. „Aber der Vagusnerv kann noch viel mehr.“ So haben Studien Hinweise darauf ergeben, dass seine Aktivierung das Immunsystem positiv beeinflussen kann, was bei Autoimmunkrankheiten wie Morbus Crohn hilfreich sein kann. Kleinere Untersuchungen während der Corona-Pandemie ließen darüber hinaus den Schluss zu, dass sich über diesen Nerv möglicherweise auch der Verlauf des schweren Lungenversagens durch Covid-19 beeinflussen lässt.
Teilnehmende für Studie gesucht
Aktuell startet er eine Studie zur Wirkung einer nicht-invasiven Vagus-Nerv-Stimulation gegen Fatigue bei Long-Covid. Die Ursache dieses Erschöpfungssyndroms ist noch nicht geklärt, man vermutet aber eine Beteiligung des Immunsystems. „Es gibt eine Hautregion im linken Ohr, über die sich der Vagusnerv gezielt elektrisch stimulieren lässt“, so Gierthmühlen. „Ich möchte herausfinden, ob diese Stimulation mittels eines bereits CE-zugelassenen Ohrstimulators die Fatigue positiv beeinflusst.“ Patientinnen und Patienten, die sich für diese nebenwirkungsarme Therapie interessieren und an der Studie teilnehmen möchten, können sich auf der Webseite informieren.
Neben seiner klinischen Tätigkeit hat Mortimer Gierthmühlen das Start-up „Neuroloop“ gegründet, das sich der Vagusstimulation zur Behandlung des therapierefraktären Bluthochdrucks widmet. Während der Corona-Pandemie war er in der Neurochirurgie des Knappschaftskrankenhauses Covid-Beauftragter. Im Makerspace der Ruhr-Universität Bochum stellte er mit mehreren Partnern in dieser Zeit unter anderem Schutzmasken per 3D-Druck her.