Serie Neu ernannt
„Auf einmal war ich wichtig“, beschreibt Sara Matrisciano-Mayerhofer lachend ihre neue, ungewohnte Rolle als Professorin und den damit einhergehenden Zeitmangel. „Alle wollten plötzlich was von mir.“ © RUB, Marquard

Romanistik Sara Matrisciano-Mayerhofer forscht gesellschaftsorientiert

Mit ihren anwendungsbezogenen Themen fühlt sich die Forscherin an der Ruhr-Universität bestens aufgenommen.

Warum heißen manche Ristoranti in hippen Vierteln internationaler Großstädte nicht mehr „Da Giovanni“ oder „Pizzeria Capri“, sondern beispielsweise „Johnny Takeué“? Gibt es diesen Trend auch im Ruhrgebiet? Unter anderem mit solchen Fragen der Wirtschaftsonomastik beschäftigt sich Prof. Dr. Sara Matrisciano-Mayerhofer. Sie besetzt an der Ruhr-Universität seit April 2024 die Professur für Romanische Philologie, insbesondere französische und italienische Sprachwissenschaft, die sie zuvor drei Semester lang vertreten hatte.

Ich habe in diesen drei Semestern bereits einige Studierende kennengelernt und ich freue mich darauf, sie weiter zu unterrichten.


Sara Matrisciano-Mayerhofer

Deshalb fühlt sie sich auch alles andere als neu auf dem Campus. „Ich habe in diesen drei Semestern bereits einige Studierende kennengelernt und ich freue mich darauf, sie weiter zu unterrichten“, berichtet sie. Im ersten Vertretungssemester wohnte Matrisciano-Mayerhofer mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter im internationalen Gästehaus der Ruhr-Universität. In den anderen beiden Semestern pendelte sie von ihrer bisherigen Wahlheimat Wien nach Bochum. „Sechseinhalb Stunden von Haustür zu Haustür“, beschreibt sie. Im Juni ändert sich dann wieder alles: Die komplette Familie zieht nach Bochum. „In einigen Punkten werde ich Wien bestimmt vermissen“, räumt die Romanistin ein. „Aber garantiert nicht auf menschlicher Ebene. Da liegt das Ruhrgebiet meiner Erfahrung nach mindestens gleichauf mit Wien.“

In Bochum ist man am Puls der Zeit.


Sara Matrisciano-Mayerhofer

Ähnlich begeistert klingt die gebürtige Italienerin, wenn sie von den Menschen am Romanischen Seminar spricht. Mit ihren Kolleginnen Prof. Dr. Judith Visser und Prof. Dr. Laura Morgenthaler García verbindet sie außerdem der praxisorientierte Ansatz. Zu den bereits in Bochum vorhandenen Schwerpunkten wie Sprache und Gerechtigkeit, Mehrsprachigkeit und Migrationslinguistik ergänzt Matrisciano-Mayerhofer den Aspekt Sprache und Wirtschaft, wobei sie auch auf den anderen genannten Feldern forscht.

Als ein großes gemeinsames Ziel schwebt den Wissenschaftlerinnen ein Forschungsprojekt zur linguistischen Superdiversität im Ruhrgebiet vor. „Dafür ist Bochum die richtige Adresse“, schwärmt die Wissenschaftlerin. „Hier ist man am Puls der Zeit, eine angewandte, gesellschaftsorientierte Romanistik, die es vermag, Vor- und Nachteile migrationsbedingter Mehrsprachigkeit zu identifizieren und durch die Erhellung sprachlicher Dynamiken in der Region den Mehrwert der Sprachenvielfalt des Ruhrgebiets für die Entwicklung von Wissen und Ökonomie herauszustellen und als Ressource nutzbar zu machen.“

Ökonomie und Namenkunde

Die anwendungsbezogene Forschung, stets auch mit der Lehre verknüpft, begleitete Matrisciano-Mayerhofer bereits an der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien, wo sie ab 2018 insgesamt sechs Jahre lang tätig war. Beim Thema Wirtschaft landen wir auch rasch beim Marketing und bei den eingangs erwähnten neuen Namen von italienischen Restaurants. Diesen Trend konnten Forschende bislang vor allem in den USA, Großbritannien, Australien und Kanada beobachten. Auslöser ist laut Sara Matrisciano-Mayerhofer eine neue Generation von italienischen Auswanderinnen und Auswandern, die unter anderem neue Ideen und Konzepte für die Gastronomie mit in die neue Heimat bringt, um sich von den vorherigen Generationen und/oder zwecks Wettbewerbsvorteil von nicht italienisch geführten Lokalen abzugrenzen. Von diesem „new Italian style of entrepreneurship“ zeugen unter anderem moderne, häufig italienisch-englische oder sogar dialektal-italienisch-englische Namen. Ob und wie sich diese Idee im Ruhrgebiet ausbreitet, möchte Matrisciano-Mayerhofer nun herausfinden. Wirtschaftsonomastik nennt sich diese Herangehensweise, eine Verknüpfung von Ökonomie und Namenkunde.

„SmartSpeaking City – alles nur bla bla?“

Ebenfalls im Querschnitt von Marketing und Sprache angesiedelt ist das Smart-City-Projekt mit dem Titel „SmartSpeaking City – alles nur bla bla?“ der Romanistin. Wie werden Begriffe rund um dieses Thema im deutschen, französischen und italienischen Sprachraum kommuniziert? Überall gleich? Oder gibt es Unterschiede? Es gibt sie nach Aussage von Sara Matrisciano-Mayerhofer bereits beim Begriff selbst, denn für „Smart City“ gebe es in keiner der Sprachen eine einheitliche Definition: „In der Forschung zeichnen sich zwei Linien ab: Die eine legt den Fokus auf Technologie, Digitalisierung sowie Informations- und Kommunikationstechnologien, die andere fasst den Begriff weiter und versteht unter Smart City eine Stadt, in der Lebensqualität, Gemeinschaft und Natur großgeschrieben werden. Die Technologie hilft darin, diese Ziele zu erreichen. Smartness bedeutet heute meist mehr als nur ‚intelligent vernetzt.‘“

Zur Person
  • 2012: Magisterabschluss der Romanistik und der Europäischen Kunstgeschichte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
  • 2012: Abschluss des internationalen Masterstudiums der Kunstgeschichte und Museologie an der École du Louvre Paris und der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
  • 2013 bis 2018: Lehrbeauftragte (mit Promotionsstipendium) am Romanischen Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
  • 2018: Promotion im Fachbereich Romanische Philologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg.
  • 2018 bis 2024: Universitätsassistentin (Post-Doc) am Institut für Romanische Sprachen der Wirtschaftsuniversität Wien (von Juli 2021 bis September 2022 in Elternzeit; von Oktober 2022 bis März 2024 beurlaubt).
  • 2023: Habilitation an der Wirtschaftsuniversität Wien.
  • Seit April 2024: Professorin für italienische und französische Sprachwissenschaft am Romanischen Seminar der Ruhr-Universität (zuvor drei Semester lang vertreten).

Veröffentlicht

Freitag
12. April 2024
09:28 Uhr

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