Internationalisierung „Die Universitäten sind sich sehr ähnlich“
Yusaku Nishijima unterstützt Studierende und Forschende, die sich für Austauschformate und Kooperationen mit der Universität Tsukuba in Japan interessieren.
Vor zwei Monaten hat Yusaku Nishijima seinen neuen Job im neuen Verbindungsbüro der Universität Tsukuba an der Ruhr-Universität angetreten. Die Anlaufstelle der Partneruni auf dem Campus ist die einzige dieser Art an der Ruhr-Universität und wurde im November 2023 feierlich eröffnet. Im Interview erzählt Nishijima von seinen Zielen und Aufgaben – und von seinen ersten Eindrücken.
Herr Nishijima, willkommen an der Ruhr-Universität. Wie gefällt es Ihnen hier bei uns?
Ich mag die Atmosphäre hier auf dem Campus, die freundlichen, hilfsbereiten Menschen. Meine Familie und ich gehen gern im Botanischen Garten spazieren. Die Bibliothek ist mein Lieblingsplatz auf dem Campus.
Unterscheidet sich die Ruhr-Universität sehr vom Campus der Universität Tsukuba?
Nein, die Universitäten sind sich sogar sehr ähnlich. Beides sind Campus-Universitäten, die von viel Natur umgeben sind, und die zu den größten Universitäten ihres Landes zählen. Auch im Hinblick auf ihre Gründungsgeschichten, ihr Alter gibt es Gemeinsamkeiten.
Universität Tsukuba
Was hat Sie dazu bewogen, die Stelle im Verbindungsbüro anzutreten?
Die Partnerschaft zwischen der Ruhr-Universität und der Universität Tsukuba liegt mir besonders am Herzen. Zuvor habe ich an den universitätsweiten Vereinbarungen zwischen den beiden Universitäten mitgearbeitet. Als dann die Entscheidung fiel, ein Verbindungsbüro in Bochum zu eröffnen, wollte ich unbedingt dort arbeiten.
Beide Universitäten haben ähnliche Ansichten über die Zukunft und über strategisch wichtige Themen.
Yusaku Nishijima
Deutschland steht für ein hohes Bildungsniveau und die Ruhr-Uni genießt einen exzellenten Ruf. Beide Universitäten haben ähnliche Ansichten über die Zukunft und über strategisch wichtige Themen, wie die Internationalisierung. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Unis zu stärken ist daher eine spannende Aufgabe.
Was möchten Sie vorantreiben?
Ich möchte den akademischen Austausch, die Zusammenarbeit zwischen den beiden Universitäten ausbauen und stärken. Damit sind zum einen Austauschprogramme für Studierende gemeint, aber auch Forschungskooperationen zwischen den Fakultäten, Einrichtungen, Lehrstühlen beider Universitäten. Außerdem möchte ich ein Alumni-Netzwerk aufbauen.
Das Förderprogramm ermöglicht den Besuch des jeweils anderen Landes – ein guter erster Schritt auf dem Weg zur Zusammenarbeit.
Yusaku Nishijima
Um insbesondere die Forschungszusammenarbeit zu fördern, möchte ich zum Beispiel Forschende ermutigen, sich für das Universität Tsukuba-DAAD-Partnerschaftsprogramm zu bewerben, das die Reisekosten für gemeinsame Forschungsprojekte zwischen deutschen Universitäten/Forschungseinrichtungen und der Universität Tsukuba abdeckt. Das Förderprogramm ermöglicht den Besuch des jeweils anderen Landes – ein guter erster Schritt auf dem Weg zur Zusammenarbeit.
Welche Formen der Zusammenarbeit bestehen zwischen den Universitäten?
Die Zusammenarbeit reicht bis ins Jahr 2007 zurück. Zunächst schlossen die beiden Universitäten ein Abkommen auf Fachbereichsebene, um ihre Beziehungen auf dem Gebiet der Stadtplanungsforschung zu stärken. Diese Vereinbarung wurde im Jahr 2016 auf die Zusammenarbeit auf Hochschulebene ausgeweitet. 2019 wurden wir Partner im Campus-in-Campus-Netzwerk, einer besonderen Art der Partnerschaft, die die Mobilität von Studierenden, Fakultätsmitgliedern und Verwaltungspersonal fördert.
Das alles hat dazu geführt, dass es heute ganz viele verschiedene Arten der Zusammenarbeit gibt, wie etwa Studentenaustauschprogramme, gemeinsame Forschung im Bereich der Physik und Praktikumsprogramme im Bereich der Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Darüber hinaus besteht seit 2019 auch eine Partnerschaft zwischen den Städten Bochum und Tsukuba.
Welche Kooperationen sollen ausgebaut werden?
Wir führen derzeit Gespräche mit unterschiedlichen Stakeholdern, die Interesse an Kooperationen haben. Im September wird es eine Veranstaltung geben, zu der auch Forschende aus Tsukuba eingeladen worden sind. Es gibt auch schon Pläne zur Einrichtung von sogenannten double degree programs.
Künftig würden wir gerne stärker die Vorteile der Städte-Partnerschaft nutzen.
Yusaku Nishijima
Außerdem würden wir gerne die Vorteile der Städte-Partnerschaft nutzen. Eine Idee ist es, Programme zu etablieren, an denen auch die Kommune und die Unternehmen der jeweiligen Stadt beteiligt sind. Im Rahmen dieser Programme könnten die Studierenden parallel zum Studium an den Universitäten auch an Aktivitäten in den Städten teilnehmen und Praktika in Unternehmen absolvieren.
Werden die jetzigen Austauschangebote von den Studierenden gut angenommen?
Viele Studierende, die an den Programmen teilgenommen haben, berichten, dass sie eine tolle Zeit hatten. Doch leider sind die Zahlen seit der Pandemie zurückgegangen. Ich würde sie gerne wieder ankurbeln. Ich plane Online-Sessions, um über die Universitäten, Stipendien und Förderprogramme aufzuklären und die Studierenden so für die Austauschprogramme zu gewinnen.
Gibt es etwas, das Sie hier vermissen?
Natürlich meine Verwandtschaft. Aber ansonsten sehr wenig. Ich bin hier von so vielen freundlichen Menschen umgeben und fühle mich hier genauso wohl wie in meinem eigenen Land. Und wenn ich etwa Lust auf authentisches japanisches Essen habe, fahre ich einfach nach Düsseldorf. Mir ist ein bischen bange vor dem langen Winter. Andererseits freue ich mich auf die Weihnachtsmärkte.
Ist Ihnen schon etwas Merkwürdiges an uns Deutschen aufgefallen?
Mein Sohn amüsierte sich herrlich, als die Unterrichtsstunde aufgrund eines Raumproblems kurzerhand ins Freie verlegt wurde. Da wurde der Baum zum Tisch. Das kannte er so aus Japan nicht. Ich war überrascht davon, aber gleichzeitig auch beeindruckt von der deutschen Flexibilität.