Studium Was Teppich knüpfen mit Astronomie zu tun hat
Das Universum zum Anfassen: In sechs Projekten haben Studierende ihre Ideen umgesetzt und stellen sie im Planetarium Bochum vor.
Rebecca Kramer, Moritz Terwissen, Aqdas Khan und Rebecca Altwicker sind im Stress. Denn die Masterstudierenden der Ruhr-Universität wollen ihr Praxisprojekt pünktlich zu Ausstellung von Pitch your Science im Planetarium Bochum fertig bekommen: kleine Teppiche. Sie sind damit eins von insgesamt sechs Studierendenteams, das eine konkrete Idee zum Universum in einem Praxisseminar umgesetzt hat. Aber was haben ihre Teppiche mit Wissenschaft zu tun? In einem Interview erzählen sie, was sich hinter ihrem Timeline Carpet versteckt.
In dem Projekt Pitch your Science geht es um Praxisideen rund um das Universum. Wie kam es zu der Idee, Teppiche zu erstellen?
Rebecca Kramer: Wir haben einen Rundgang im Makerspace der Ruhr-Uni gemacht. Schon da war mir klar, dass ich gerne etwas mit dem Kniterate machen wollen würde. Einer digital kompatiblen und kompakten Strickmaschine. Die konkrete Idee zu den Teppichen kam mir nach einer Brainstorm-Runde. Dort wurden das Sonnensystem in verschiedenen Kulturen und das Universum in verschiedenen Jahrhunderten vorgeschlagen. Das habe ich mit der Inspiration durch den Teppich von Bayeux verbunden. Einem Wandteppich aus dem 11. Jahrhundert, auf dem in verschiedenen Szenen die Eroberung Englands dargestellt wird.
Wofür ist der Timeline Carpet da?
Aqdas Khan: Der Timeline Carpet ist eine neue und außergewöhnliche Möglichkeit, die Fortschritte im Gebiet der Astronomie im Laufe der Zeit darzustellen. Der Teppich beginnt seine Reise in der Bronzezeit mit der Himmelsscheibe von Nebra. Im Verlauf der Timeline gibt es verschiedene Errungenschaften diverser Zivilisationen zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Menschheitsgeschichte zu sehen. Wir setzen die Timeline dafür aus mehreren kleinen Teppichen zusammen.
Es ist eine völlig andere Herangehensweise, wenn es darum geht, Menschen etwas beizubringen und das nicht nur durch Bücher oder digitale Medien. Es hat außerdem auch einen dekorativen Aspekt für alle Kenner der Astronomie.
Wie entsteht der Timeline Carpet?
Kramer: Am Anfang haben wir Ideen gesammelt, welche Kulturen und Zivilisationen wir darstellen wollen. Danach haben wir Bilder zusammengetragen. Mithilfe einer speziellen Software werden aus den Bildern dann Strickmuster für die Kniterate kreiert. Dabei kann es passieren, dass Muster angepasst werden müssen oder Bilder gänzlich ausgetauscht werden müssen, da sie sich nicht darstellen lassen. Anschließend wird das Muster auf einer SD-Karte gespeichert und diese dann in die Kniterate gesteckt. Nachdem die Maschine fertig ist, muss noch die letzte Masche gesichert und der Teppich gebügelt und gedampft werden.
Was genau soll das Ziel des Projektes sein?
Rebecca Altwicker: Grafische Darstellungen sind eine der frühesten Arten der Darstellungen von Geschichten. Einer dieser grafischen Ausdrucksformen sind Wandteppiche. In Europa waren Wandteppiche zudem ein wichtiges Medium, um große Leistungen einer Person oder einer Personengruppe darzustellen. Wir wollten dieser Tradition folgen und Teppiche dazu nutzen, menschliche Errungenschaften in der Erforschung des Universums von der Steinzeit bis in die Moderne zu zeigen.
Was haben Universum und Teppich gemeinsam? Wo gibt es da die Verbindung?
Altwicker: Interesse an der Darstellung des Universums und seiner Erforschung waren schon immer mit dem menschlichen Denken verwoben und haben die Art, wie Menschen sich selbst sehen geformt. Dies wollten wir mit den Teppichen symbolisieren.
Khan: Mich erinnert die Frage an ein Zitat von Albert Einstein: „Die größten Wissenschaftler sind immer auch Künstler.“ Es ist sehr wichtig, Entdeckungen in der wissenschaftlichen Welt der breiten Masse zugänglich zu machen. Wir glauben, dass Kunst eine sehr große Rolle hierbei spielen kann.
Was haben Sie aus dem Projekt mitgenommen? Persönlich und für Ihr weiteres Studium?
Kramer: Persönlich habe ich viel gelernt in Bezug auf Projektmanagement. Wie halte ich die Gruppe zusammen? Welche Kompromisse kann ich machen, ohne mich zu weit von der eigentlichen Idee zu entfernen, den Zeitplan einzuhalten und vor allem das Wohlbefinden jedes einzelnen Gruppenmitgliedes dabei nicht zu vernachlässigen? Vor allem Letzteres ist auch sehr hilfreich für mein Studium.
Moritz Terwissen: Ich habe für mich gelernt, wie man relativ spontan mit Gruppenmitgliedern aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeitet und ein Projekt möglichst effizient plant und umsetzt. Besonders interessant waren speziell die unterschiedlichen Ansätze und Gedanken durch die Vertretung verschiedener Studienbereiche wie Physik, Anglistik und Molecular and Developmental Stem Cell Biology.
Davon abgesehen nehme ich auch viel in Bezug auf Projektmanagement mit, speziell die Koordination als Gruppe und Entscheidungsprozesse bei Problemen.