Erziehungswissenschaft Philipp Marten erforscht Wege gegen die Desinformation
Dabei entwickelt er Angebote für Lehrende und Jugendliche.
Philipp Marten konzipiert Workshops für Jugendliche, in denen sie lernen, mit Falschinformation im Internet umzugehen. Der Nachwuchswissenschaftler promoviert dazu auch bei Prof. Dr. Marc Stadtler am Institut für Erziehungswissenschaft. Seine Arbeit wurde im Juni 2023 von der Society for Text and Discourse mit dem Graduate Student Research Award gewürdigt.
In einem Drittmittelprojekt, das von der Deutschen Telekom Stiftung gefördert wird, entwickelt Marten Workshop-Konzepte zur Steigerung der Resilienz von Jugendlichen gegenüber Falschinformationen. „Die Durchführung der Workshops findet im Alfried Krupp-Schülerlabor der Ruhr-Universität statt, die Evaluation der Wirksamkeit erfolgt mit den Methoden der empirischen Bildungswissenschaft“, erläutert er. Kursmaterialien wurden online als Open Educational Ressource veröffentlicht und sind für Lehrende im Unterricht oder außerschulischen Kontext einsatzbereit. Die Materialien wurden zusammen mit Prof. Dr. Marc Stadtler und Prof. Dr. Sandra Aßmann erarbeitet und evaluiert.
„Der Kontakt mit irreführenden oder schlicht falschen Informationen in Texten, Bildern und Videoclips gehört zum digitalen Alltag von Jugendlichen. In unseren Workshops erwerben Jugendliche flexibel einsetzbare Bewertungsstrategien, mit denen sie informierte Urteile über den Wahrheitsgehalt von Netz-Inhalten und die Vertrauenswürdigkeit ihrer Quellen treffen können“, sagt Marten zum entwickelten Angebot. Die Studien des Projektes zeigen, dass Jugendliche in nur dreieinhalb Lernstunden ihre Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen schwachen und vertrauenswürdigen Quellen und zum Entlarven von Falschinformationen zunehmend sicher steigern.
Was sind Desinformationen?
Desinformationen seien eine Unterart von Falschinformationen, so der Wissenschaftler. „Diese werden verbunden mit einem politischen Ziel verbreitet und finden vermutlich medial die meiste Beachtung. Ein bekanntes Beispiel ist die inkorrekte Behauptung, dass der Klimawandel nicht menschengemacht sei und es hierzu keinen wissenschaftlichen Konsens gebe. Diese Behauptung wird seit Jahren durch die organisierte Klimawandelleugnerszene verbreitet. Sie dient vor allem dem Zweck, Verunsicherung über notwendige politische Maßnahmen zu verbreiten und die Zustimmung für solche Maßnahmen in der Bevölkerung zu reduzieren“, sagt Marten.
Seine Motivation für das Forschungsprojekt ist, dazu beizutragen, dass Jugendliche mündige Bürgerinnen und Bürger werden, „die im Zuge der digitalen Meinungsbildung in der Lage sind, gezielt qualitativ hochwertige Quellen auszuwählen und irreführende Informationen auszusortieren. Solche Urteile fallen aber im oft anonymen Internet schwerer und müssen daher gezielt trainiert werden, um zur Online-Routine Jugendlicher zu werden“, so Marten.