Im Gebäude GA wurde auf der Eingangsebene 02 das erste All-Gender-WC der Ruhr-Universität in Betrieb genommen.
© RUB, Marquard

Diversität Erstes All-Gender-WC eröffnet

An der Ruhr-Universität Bochum gibt es jetzt als zusätzliches Angebot zu den bekannten Damen- und Herren-Toiletten das erste All-Gender-WC. Weitere sollen folgen.

An der Ruhr-Universität soll es für alle Menschen möglich sein, Toiletten ohne Stress und Angst zu nutzen. Für eine gleichberechtigte Teilhabe von Personen aller Geschlechter (inklusive trans*, inter* und nicht-binären Personen) im Universitätsalltag werden auf dem Campus zusätzlich zu den bestehenden Frauen- und Männertoiletten All-Gender-WCs eingerichtet. Die erste Toilette dieser Art wurde im Oktober im Gebäude GA Nord eröffnet. „Ich freue mich sehr, dass wir nach intensiver Planung nun die erste Toilettenanlage für alle Geschlechter und eine All-Gender-Umkleide eröffnen können. Zeitnah wird es weitere solche Toiletten auf dem ganzen Campus geben. Das ist ein wichtiger Meilenstein für trans- und intergeschlechtliche sowie nicht-binäre Personen und sehr wichtig, um sich willkommen, geschützt und akzeptiert zu fühlen“, sagt Prof. Dr. Isolde Karle, Prorektorin für Diversität, Inklusion und Talententwicklung der Ruhr-Universität.

Wozu All-Gender-WCs gedacht sind und warum sie niemandem etwas wegnehmen, erläutert Michalina Trompeta im Interview. Sie ist Antidiskriminierungsbeauftragte der Ruhr-Uni.

Frau Trompeta, warum braucht es WCs für alle Geschlechter?
Bisher befanden sich ausschließlich Männer-, Frauen- und geschlechtslose, barrierefreie Toiletten – sogenannte Behindertentoiletten – in den Gebäuden der Ruhr-Universität. Für Personen, die sich nicht als Mann oder Frau identifizieren können oder wollen, oder die nicht den gängigen Geschlechterbildern entsprechen, stellt dies eine große Hürde dar. Sie könnten in öffentlichen WCs beschimpft, bedroht oder schlimmstenfalls körperlich angegriffen werden, weil sie eine vermeintlich „falsche“ Toilette aufgesucht haben. Zu den Auswirkungen zählen psychische Belastungen und gesundheitliche Schäden, denn viele Betroffene versuchen, den Besuch der Toiletten zu meiden, indem sie Nahrungs- und Flüssigkeitszufuhr reduzieren.

Um allen Personen, die an der RUB arbeiten und studieren, den Zugang zu Toilettenräumen zu ermöglichen, werden in Ergänzung zu den bestehenden Toiletten weitere WCs geschaffen oder umgewidmet, sodass diese unabhängig von der Geschlechtsidentität besucht werden können: die All-Gender-WCs.

Welche Personen können die All-Gender-WCs benutzen?
Die All-Gender-WCs können von Personen aller Geschlechter genutzt werden, also von Frauen, Männern und Personen, die sich nicht als Mann oder Frau identifizieren. Wer das nicht möchte, kann die weiterhin bestehenden Frauen- und Männer-Sanitärräume in nächster Nähe aufsuchen. Gleichzeitig bieten All-Gender-WCs – je nach Ausstattung – Vorteile für weitere Personengruppen, wie zum Beispiel

  • einen Vater, der seine Tochter wickeln möchte
  • eine Frau mit Behinderung, die eine männliche Assistenzperson hat, deren Hilfe sie beim Toilettengang benötigt
  • ein Elternteil mit Kindern unterschiedlicher Geschlechter
  • eine Person mit einem künstlichen Darmausgang zwecks Stomaversorgung
  • eine Person, die eine Menstruationstasse diskret auswaschen möchte
  • eine Person, die ihr Haarteil oder Kopfbedeckung diskret richten möchte

Warum gibt es nicht im jedem Gebäude All-Gender-WCs?
Das All-Gender-WC in GA ist ein erster Schritt. Langfristig soll – sofern sich das umsetzen lässt – in allen Gebäuden ein Angebot an All-Gender-WCs geschaffen werden, damit geschlechtsneutrale Toiletten möglichst vielen Studierenden und Mitarbeitenden in erreichbarer Nähe zur Verfügung stehen.

Veröffentlicht

Mittwoch
18. Oktober 2023
14:48 Uhr

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