Karriere Eigene Erfahrungen an Studierende weitergeben
Ellen Kristina Losacker war schon als Studentin bei der Karriereveranstaltung CrossING dabei.
Von der Teilnehmerin zur Vortragenden: Ellen Kristina Losacker war als Studentin schon bei CrossING von der Fakultät Elektro- und Informationstechnik der Ruhr-Universität dabei. Im Newsportal erzählt sie, warum sie immer noch gerne auf der Veranstaltung studentische Fragen rund um Vereinbarkeit von Beruf und Familie beantwortet.
Frau Losacker, wann waren Sie zum ersten Mal bei CrossING?
2014, bei der allerersten Veranstaltung. Kurz vor dem Masterabschluss war es gut, dort einfach geballt alle relevanten Informationen zum Thema Bewerbung und Jobeinstieg zu erfahren. Dazu haben auch damals schon Frauen aus ihrem Job als Ingenieurin berichtet.
2015 hatte ich dann im Sommer den Master abgeschlossen und das ganze Thema Bewerbung wurde ernst. Ich war sehr froh, dass ich noch mal als Teilnehmerin Input auffrischen konnte, ein Feedback zu meiner Bewerbung bekam und tolle Ansprechpartner hatte.
Seitdem habe ich nur eine einzige Veranstaltung verpasst, weil ich krank im Bett lag.
Warum sind Sie auch gerne als Speakerin bei CrossING?
Aus verschiedenen Gründen: Zum einen möchte ich den Teilnehmenden mitgeben, wie ein Berufseinstieg aussehen kann. Dass es viele Wege gibt, dass Kontakte wichtig sind, aber auch, dass es wichtig ist, auf sein Bauchgefühl zu hören.
Ich habe zum Beispiel die privilegierte Situation gehabt, dass ich einen Job, bei dem ich echt Bauchschmerzen hatte, ablehnen konnte, wohlwissend, dass meine Familie mich stützt. Bis heute bin ich sehr froh über diese Entscheidung, weil ich sonst nicht den guten Einstiegsjob bekommen hätte, den ich dann gestartet habe.
Zum anderen habe ich diese ersten Jahre nach dem Berufseinstieg jetzt hinter mir, Familiengründung, Jobwechsel und so viel erlebt. Es ist komplett anders gekommen, als ich mir es vorgestellt hätte am Ende meines Studiums, besser, schöner und ich bin sehr glücklich über die Entwicklungen.
Ich finde es unfassbar spannend, was die Studierenden berichten und welche Fragen dort gerade Thema sind. Es macht mir einfach Spaß, dort zu sein und mit den Studierenden zu reden.
Was waren beim Karrierestart Herausforderungen für Sie?
Den Fuß in die Tür zu bekommen. Mein Fachpraktikum habe ich in Japan absolviert, meine Nebenjobs waren an der Uni oder im Gastrobereich, nicht fachlich in Firmen. Daher hatte ich nur sehr wenige Kontakte zu meinem Berufszweig und auch nicht so viel Vorstellung von meiner späteren Wunschtätigkeit.
Dabei hat CrossING mir geholfen. Ich bin mit Firmen in Kontakt gekommen, habe auch Einblicke in die Personaler-Welt bekommen. Ich habe relativ viele klassische Bewerbungen geschrieben und hatte einige schöne und einige unschöne Vorstellungsgespräche. Aber am Ende waren es die Kontakte, die Gespräche mit unterschiedlichen Personen und Branchen, die mir geholfen haben, meinen Weg zu finden.
Mein erster Job hat mir sehr klar gezeigt, was ich machen möchte und was ich nicht machen will. Als ich dann meine Traumstelle beim TÜV gefunden hatte, habe ich direkt eine Bewerbung geschickt, bin genommen worden und es hat von Anfang an super gepasst.
Was raten Sie Absolvent*innen für den Start in den Beruf?
Reden, reden, reden – sprecht darüber, was ihr euch vorstellt, sprecht darüber, was ihr könnt und was ihr machen möchtet. Nur wenn die Menschen um euch herum wissen, was ihr sucht und was ihr könnt, dann können sie mit Ideen und Tipps weiterhelfen und euch Optionen zeigen. Ich habe auch mit Freunden und Bekannten, die in ganz anderen Tätigkeitsfeldern unterwegs sind, gesprochen. Manche haben auch Kontakte, welche sie dann für mich genutzt haben und mir damit sehr weitergeholfen haben.
Und wenn möglich, sucht euch einen Nebenjob in der Branche, in die ihr wollt, ein Praktikum oder ähnliches. Das ist ein guter Türöffner oder aber auch eine gute Erfahrung, um sagen zu können: „Das will ich dann doch nicht“. Mein Fachpraktikum war spannend, aber es war eher ein kulturelles Experiment als fachlich zielführend. Ich würde es jederzeit dennoch wieder machen.
Insgesamt habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich Lösungen finden lassen, wenn alle daran interessiert sind und man aufeinander zugeht.
Ellen Kristina Losacker
Sie sprechen mit den Studierenden auch über Vereinbarkeit. Wie vereinbaren Sie Beruf und Familie?
Unterschiedlich und flexibel. Ich arbeite als Sachverständige in der Anlagensicherheit, habe meine Projekte und Kundentermine, einen Großteil meiner Arbeit erledige ich am Schreibtisch.
Durch Corona sind auch die überwiegende Anzahl an Meetings durch Online-Besprechungen ersetzt worden. Durch diese Voraussetzungen habe ich schon eine sehr gute Ausgangslage für die Vereinbarkeit. Mein erstes Kind ist noch vor Corona geboren worden, ich habe ein Jahr Elternzeit beantragt und bin nach sieben Monaten wieder über Teilzeit in Elternzeit eingestiegen. Der Zeitpunkt fiel mit dem Start von Corona zusammen, wodurch meine ganze Planung hinfällig wurde und mein Mann und ich die Betreuung neu arrangieren mussten.
Nach der Geburt des zweiten Kindes haben wir es anders gemacht. Ich war nur den Mutterschutz plus ein paar Tage vollständig zuhause, danach vier Monate mit wenigen Stunden arbeiten gegangen. Als mein zweites Kind sechs Monate alt wurde, bin ich wieder in Vollzeit arbeiten gegangen. Hier war die Entwicklung durch Corona für mich von Vorteil – ich mache viel Homeoffice, da ich die Möglichkeit habe, in einem Arbeitszimmer in Ruhe zu arbeiten. Mein Mann hat zwei Jahre Elternzeit und wenn diese vorbei sind – mal sehen, wie wir uns dann arrangieren. Aber ich bin sehr zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden, mit der alle gut leben können.
Insgesamt habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich Lösungen finden lassen, wenn alle daran interessiert sind und man aufeinander zugeht.
Was möchten Sie zu dem Punkt jungen Menschen mitgeben?
Es sollte ein Geben und Nehmen sein und es ist im ständigen Fluss. Familien und Bedürfnisse wandeln sich und damit gibt es nicht das eine Modell. Durch offene Gespräche, innerhalb der Familie und auch im Job, findet sich in der Regel eine konstruktive Lösung.
Welche Perspektive sollten Arbeitgeber*innen zu dem Thema haben?
Die Vereinbarkeit ist wichtig für die Mitarbeiterbindung, aber auch, um die Arbeitskraft überhaupt erst zu erhalten. Wenn möglich – und gewünscht – hilft ortsflexibles Arbeiten ungemein. Das ist aber nicht immer möglich, aber es gibt auch andere Angebote, an denen die Firmen ansetzen können.
Hier ist das Stichwort Kitaplatzmangel. Wenn früh schon geregelt ist, dass sich eine gute Kita findet, dann können beide Elternteile auch frühzeitig und ohne schlechtes Gewissen wieder einsteigen. Dazu Ferienbetreuung und das Thema Elderly Care, also Pflege von Angehörigen. Das sind die großen Themen, bei denen die Firmen Unterstützung anbieten können.
Im Kleineren, aber vielleicht noch wichtigeren Bereich, ist es die Mitarbeiterführung und der Führungsstil. Hier möchte ich jetzt ein Loblied auf meinen Chef singen. Fakt ist, dass er mir im Rahmen des Möglichen viele Freiheiten gibt, ich im Gegenzug aber auch bereit bin, im gesunden Rahmen beispielsweise zu eher ungewöhnlicheren Zeiten zu arbeiten. Es sind oft Kleinigkeiten, die aber dann insgesamt ein Klima erzeugen, in dem gut gearbeitet werden kann und dies sorgt wiederum auch für gute Leistung beim Kunden. Und auch für Arbeitgeber*innen ist wichtig, im Gespräch zu bleiben, miteinander zu reden und gemeinsam Lösungen zu finden.