Psychologie Zufriedener und effizienter arbeiten durch weniger Social Media
Ständig gestresst und überarbeitet? Es könnte am Social-Media-Konsum liegen. Schon 30 Minuten täglich weniger machen einen Unterschied.
Wer sich überarbeitet und gestresst fühlt, engagiert sich weniger im Job und bringt auch weniger Leistung. Viele Unternehmen wissen das und geben daher Geld für Profis aus, die sich um die psychische Gesundheit ihrer Angestellten kümmern sollen. Dabei könnte es viel einfacher und kostengünstiger sein, Zufriedenheit und Effizienz zu steigern: Schon 30 Minuten weniger Social-Media-Nutzung am Tag verbesserte in einer einwöchigen Studie die psychische Gesundheit, die Arbeitszufriedenheit und das Engagement der Teilnehmenden. Privatdozentin Dr. Julia Brailovskaia und ihr Team vom Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit der Ruhr-Universität Bochum und dem Deutschen Zentrum für Psychische Gesundheitberichten darüber in der Zeitschrift Behaviour & Information Technology vom 8. Dezember 2023.
„Wir vermuten, dass Menschen dazu neigen, sich in Sozialen Netzwerken positive Emotionen zu holen, die sie in ihrem Arbeitsalltag vermissen, insbesondere dann, wenn sie sich überarbeitet fühlen“, erklärt Julia Brailovskaia. „Darüber hinaus bieten manche Plattformen wie LinkedIn auch die Möglichkeit, nach anderen Jobs zu suchen, wenn man mit seiner derzeitigen Tätigkeit unzufrieden ist.“ Kurzfristig mag die Flucht vor der Realität in die Welt der Sozialen Netzwerke die Stimmung tatsächlich heben – langfristig kann sich aber auch ein Abhängigkeitsverhalten einstellen, das gegenteilige Effekte hat.
Eine Woche zeigt deutliche Wirkung
Um diesen Zusammenhängen auf den Grund zu gehen, startete das Team ein Experiment. Insgesamt 166 Personen, die einer Teil- oder Vollzeitbeschäftigung in verschiedenen Sektoren nachgingen und mindestens 35 Minuten täglich nicht arbeitsbezogen Social-Media-Kanäle nutzten, nahmen daran teil. Die Teilnehmenden wurden zufällig einer von zwei Gruppen zugeteilt. Die eine Gruppe änderte an ihrer Social-Media-Nutzung nichts. Die andere Gruppe reduzierte die täglich in Sozialen Kanälen verbrachte Zeit für sieben Tage um 30 Minuten täglich. Vor Beginn des Experiments, am Tag danach und eine Woche später füllten die Teilnehmenden verschiedene Fragebögen online aus, die Aufschluss über ihre Arbeitsbelastung, ihre Arbeitszufriedenheit, ihr Engagement, ihre psychische Gesundheit, ihr Stressempfinden, das Gefühl von FoMO und ihr Social-Media-Suchtverhalten gaben.
„Wir konnten schon nach dieser kurzen Zeit belegen, dass sich bei der Gruppe, die 30 Minuten weniger täglich in Sozialen Kanälen verbrachte, die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit deutlich verbessert haben“, berichtet Julia Brailovskaia. „Die Versuchspersonen in dieser Gruppe fühlten sich weniger überarbeitet und waren engagierter bei der Arbeit als die Kontrollgruppe.“ Die Effekte hielten nach dem Ende des Experiments mindestens eine Woche an und steigerten sich in dieser Zeit teils sogar noch. Die Teilnehmenden, die ihre tägliche Social-Media-Nutzung verringert hatten, blieben auch nach einer Woche freiwillig dabei.