Gründungen Zehn Frauen auf dem Weg zum eigenen Start-up

Digitale Brückeninspektion, Hebammen-Wiki oder KI-Analysetool – unterstützt durch EXIST-Women verfolgen zehn Stipendiatinnen ihre vielfältigen Gründungsideen.

Mit dem Zuschlag für die EXIST-Women-Förderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unterstützt der Inkubator Female Academic Entrepreneurs (FACE) der Ruhr-Universität Bochum in den nächsten zwölf Monaten zehn gründungsinteressierte Frauen auf ihrem Weg zum eigenen Start-up. Mehr als 100 Hochschulen und Forschungseinrichtungen aus ganz Deutschland hatten sich auf die neue Förderlinie des Bundes beworben, mit dem gezielt Frauen an Hochschulen für Gründungen sensibilisiert werden sollen.

„EXIST-Women ergänzt das Angebot unseres erfolgreichen Inkubators FACE ideal. Hier können Studentinnen und Wissenschaftlerinnen ihr Gründungsvorhaben systematisch vorantreiben und werden Teil eines starken Netzwerks“, sagt Prof. Dr. Günther Meschke, Prorektor für Forschung und Transfer der Ruhr-Universität Bochum. Als Teilprojekt des WORLDFACTORY Start-up Centers der Ruhr-Universität organisiert FACE beispielsweise auch den ersten und bis lang einzigen universitären Accelerator in Deutschland, der speziell Gründerinnen fördert.

Mehr Frauen für Gründung begeistern

Bislang sind Frauen im Start-up-Ökosystem stark unterrepräsentiert. Gerade einmal 20,7 Prozent machten sie im Jahr 2023 bei den Start-up-Gründungen in Deutschland aus. Ein wesentlicher Teil des vorhandenen Gründungspotenzials bliebe so unausgeschöpft, meint Janwillem Huda. Er ist Projektkoordinator bei FACE und wird in den kommenden Monaten die EXIST-Stipendiatinnen begleiten. „Frauen fehlt es nicht an innovativen Ideen, sondern häufig nur an Unterstützung, dem Zugang zu den richtigen Netzwerken und nahbaren weiblichen Vorbildern.“ Das soll sich mit dem neuen EXIST-Women-Förderprogramm in Zukunft ändern.

„Der Zuschlag für die Förderung ist für den Transferbereich der Ruhr-Universität sehr spannend“, so Huda. Mit rund 25 Prozent im Jahr 2022 liege der Anteil der Gründerinnen an der Ruhr-Universität Bochum zwar bereits über dem Bundesdurschnitt, viele Potenziale, vor allem in den Naturwissenschaften, seien allerdings noch nicht ausgeschöpft. EXIST-Women schaffe Anreize für gründungsinteressierte Frauen, sich mit den Themen Existenzgründung und Selbstständigkeit auseinanderzusetzen.

Vielfältige Gründungsvorhaben

Das Interesse an den Stipendienplätzen war groß. Studentinnen und Wissenschaftlerinnen aller Fachbereiche konnten sich direkt bei FACE auf die EXIST-Women-Förderung bewerben. „Wir haben viele Anfragen aus ganz unterschiedlichen wissenschaftlichen Bereichen erhalten und das sogar aus dem gesamten Bundesgebiet“, so Janwillem Huda. Insbesondere digitale Lösungen in Form von Apps, Online-Plattformen und KI-Anwendungen haben sich unter den Einreichungen befunden. Die final ausgewählten Gründungsideen reichen von Themen wie Inklusion und Gesundheit, über digitale Brückenprüfung bis hin zu Financial Technology. „Die Vielfalt der Gründungsideen spiegelt die Vielfalt der Ruhr-Universität als Volluniversität wider“, sagt Huda.

Gründungsideen im Überblick
  • VocAI von Charlotte Knickrehm nutzt künstliche Intelligenz für die Analyse von Quartalsgesprächen in der Finanzbranche.
  • Donya Moghaddamrad arbeitet mit Benewis an einem Media-Start-up im Bereich Co-Writing und Copyright.
  • Svenja Schilling von FLOCK entwickelt eine Matching-App für den sicheren Heimweg.
  • Firdes Celiks Tool nutzt KI zur Digitalisierung von Brückeninspektionen.
  • Celine Ndakwa und Michelle Kleinermanns entwickeln mit Season eine neue Zyklustracking-App.
  • Xenia Waide und Daniela Ulatowski arbeiten mit Directa Weblab an einer Plattform für Forschungsdatenmanagement und Kollaboration im Bereich Molekular-Biologie.
  • Mechanolution von Desislava Dobreva widmet sich der mechanochemischem Synthese von Inhaltsstoffen, unter anderem für Kosmetik und Arzneimitteln.
  • Lea Apitz entwickelt mit hebammen.wiki Unterstützungsangebote für Hebammen.

Förderung für zwölf Monate

Die zehn Stipendiatinnen nehmen jetzt an einem zwölfmonatigen Qualifizierungsprogramm teil, in dem sie ihre Gründungsideen ausarbeiten können und finanziell unterstützt werden. Thematische Schwerpunkte sind insbesondere die Ideenfindung, -weiterentwicklung, Teambildung sowie die Identifikation von Finanzierungsmöglichkeiten. Vor allem aber gehe es darum, sich weiterentwickeln und ausprobieren zu können, sagt Janwillem Huda. „Wichtig sind vor allem das Commitment und die Motivation, sich zwölf Monate lang einer Idee zu verpflichten.“

Was die Frauen am Ende ihrer Reise mitnehmen? „Im besten Fall jede Menge Power für die Umsetzung ihrer Gründungsidee. Die Teilnehmerinnen wissen dann, welche Hürden sie im Gründungsprozess erwarten – und mehr noch, wie sie diese meistern können“, so Beate von Miquel, Projektleiterin von FACE.

FACE@RUB

FACE@RUB steht für Female Academic Entrepreneurs und ist der Inkubator für Gründerinnen an der Ruhr-Universität Bochum. Als Teil des WORLDFACTORY Start-up Centers (WSC) ist FACE Anlaufstelle für gründungsinteressierte Studentinnen und Wissenschaftlerinnen aus allen Bereichen. Verschiedene Angebote, darunter eine Summer School, Projektseminare und das Acceleratorenprogramm, unterstützen Frauen dabei, ihre Gründungsideen zu verwirklichen.

Das EXIST-Programm

Mit dem Förderprogramm „EXIST – Existenzgründungen aus der Wissenschaft“ trägt das BMWK seit vielen Jahren dazu bei, die Anzahl und Qualität von Ausgründungen aus der Wissenschaft zu erhöhen und das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungsreinrichtungen zu verbessern.

Die 2023 eingeführte Förderlinie EXIST-Women ist Teil der Start-up-Strategie der Bundesregierung und soll gründungsinteressierten und gründungsaffinen Frauen an Hochschulen die Möglichkeit bieten, sich frühzeitig mit den Themen Gründung und berufliche Selbständigkeit auseinanderzusetzen und ihre Ideen auszuprobieren.

Veröffentlicht

Freitag
09. Februar 2024
12:39 Uhr

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