Auch Wissenschaftspodcasts wie „Pergament und Mikrofon“ zählen zu den vielseitigen Transferprojekten der Ruhr-Universität Bochum. © RUB, Marquard

Wettbewerb Transfer ist mehr als Gründungen

Wissenschaft erfolgreich in die Praxis zu bringen, das schaffen nicht nur Start-ups. Mit dem QUBO-Innovationsaward würdigt die Ruhr-Universität vielfältige Transferprojekte.

Der Transfer von Wissen, Technologien und Erkenntnissen aus der Forschung in die Anwendung ist neben Forschung und Lehre die dritte Kernaufgabe der Ruhr-Universität Bochum. Im Interview beschreibt Dr. Ulrike Beißert aus der ZBE WORLDFACTORY, wie unterschiedlich Transfer aussehen kann und warum der QUBO ab diesem Jahr in drei Kategorien verliehen wird.

Frau Dr. Beißert, warum zeichnet die Ruhr-Universität Bochum überhaupt Transferprojekte aus?
Um dem Transfer und den vielen, sehr guten Aktivitäten mehr Sichtbarkeit zu verleihen und den Akteuren Wertschätzung für ihre geleistete Arbeit entgegenzubringen. Transfer ist neben Forschung und Lehre eine der drei Kernaufgaben der Universität. Als relativ neue Aufgabe ist sie allerdings noch nicht so akzeptiert und etabliert. Entsprechend wird sie noch zu wenig gefördert und wertgeschätzt. Sowohl in der Lehre als auch in der Forschung gibt es Mechanismen und Anreize für Forschende und Lehrende, um diese Aufgaben durchzuführen. Die Relevanz dieser Aufgaben wird weniger stark in Frage gestellt. Neben Unterstützungsangeboten für Forschende und Lehrende braucht es daher auch Anreize für den Transfer. Der QUBO ist dafür ein erstes Instrument.

Jetzt Projekte einreichen!

Eine Bewerbung für den QUBO – Innovationsaward der Ruhr-Universität Bochum ist noch bis zum 31. Juli 2024 möglich. Eingereicht werden können alle Engagements von Hochschulangehörigen, die nach dem 1. Januar 2021 durchgeführt wurden und sich einer der Kategorien Wissenstransfer, Technologietransfer oder Entrepreneurship zuordnen lassen.

Die Verleihung des Preises findet am 20. November 2024 um 17 Uhr im Audimax statt.

Bei dem Wort Transfer denken viele gleich an Start-ups. Was kann Transfer denn noch alles sein?
Gerade durch das Exzellenz-Start-up-Center-Projekt hat das Thema Gründung an der Ruhr-Universität große Aufmerksamkeit und Beachtung erfahren. Daher wird hier häufig zuerst an Gründung gedacht. Die Möglichkeiten im Transfer sind jedoch vielfältig: Der Stifterverband unterteilt den Transfer in seinem 2021 vorgestellten Transferbarometer in acht Transferfelder: Kooperationsforschung und Verwertung, transferorientierte Lehre und Weiterbildung, Wissenschaftsdialog, Wissenschaftliche Beratung, Forschen und Entwickeln mit der Gesellschaft, Entrepreneurship, Relationship Management und Forschungsinfrastrukturen. Hinter jedem dieser Felder stehen unterschiedlichste Aufgaben.

Auch an der Ruhr-Universität passiert viel Transfer, was jedoch teilweise noch nicht so benannt wird. Um nur ein Beispiel zu nennen: Forschende des Research Department Materials haben zur Verbesserung des Trainings von KI an der Entwicklung eines internationalen Standards mitgewirkt, der den Austausch von (Trainings-)Daten erleichtert. Und auch der gesamte Bereich des Wissenschaftsdialogs ist breit gefächert und reicht von Podcasts, wie „Pergament und Mikrofon“ aus der Philologie, über Wissenschaftscomics aus dem Exzellenzcluster CASA, bis hin zu Veranstaltungen wie dem Brain Business Day der Neurowissenschaften.

Online-Sprechstunde für alle Interessierten

Für alle potenziellen Bewerberinnen und Bewerber bietet Valerie Seela von der WORLDFACTORY eine Online-Sprechstunde an. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig und spontane, ungezwungene Zuschaltungen sind ausdrücklich erwünscht.

Die Sprechstunde findet über Zoom zu folgenden Zeiten sowie nach Vereinbarung statt:

  • Dienstag, 16. Juli, 13 bis 13.30 Uhr
  • Dienstag, 30. Juli, 13 bis 13.30 Uhr

Der QUBO wird ab diesem Jahr in den drei Kategorien Entrepreneurship, Wissens- und Technologietransfer verliehen. Warum gibt es diese Kategorien?
Wir haben für den QUBO bewusst eine Unterteilung in die Kategorien Wissenstransfer, Technologietransfer und Entrepreneurship vorgenommen, um auch Engagements abseits vom Thema Gründung mehr Sichtbarkeit zu verleihen und vor allem eine bessere Vergleichbarkeit unter den Engagements zu erreichen. Für eine Vergabe von Preisen in allen acht Themenfeldern des Transferbarometers fehlt uns aktuell noch die kritische Masse, aber wer weiß, vielleicht können wir in zwei Jahren weitere Kategorien mit dazunehmen!

Was braucht Transfer, um an einer Hochschule zu gelingen?
So vielfältig die Möglichkeiten im Transfer, so vielfältig sind auch die Maßnahmen, die zum Gelingen beitragen. Die Ruhr-Universität ist hier auf einem guten Weg. Das Thema erfährt nicht zuletzt durch das WORLDFACTORY-Start-up-Center-Projekt an Aufmerksamkeit, was dazu beiträgt, dass strukturelle Voraussetzungen und Bedarfe im stärkeren Maße diskutiert werden.

Strukturell entwickelt sich die Ruhr-Universität stetig weiter. Im Jahr 2021 hat sie für sich ein Transfer-Leitbild entwickelt, auf dessen Basis nun die Ausarbeitung einer Transferstrategie erfolgt. Die Themen Sichtbarkeit und Wertschätzung ebenso wie Unterstützungsangebote sind wesentliche Schlüsselfaktoren an denen wir weiterhin arbeiten müssen.

Dr. Ulrike Beißert arbeitet im Bereich Wissens- und Technologietransfer. © RUB, Marquard

Wo finden Menschen an der Ruhr-Universität Unterstützung?
Unterstützungsangebote sind dezentral auf dem Campus verteilt. Die WORLDFACTORY unterstützt primär in den Themengebieten Kooperationsforschung und Verwertung sowie Entrepreneurship, kann aber auch als Erstanlaufstelle genutzt werden, um die passende Einrichtung an der RUB zu identifizieren. Neben der WORLDFACTORY sind sicher auch die Hochschulkommunikation, die Akademie der RUB, die RUB-Medienproduktion und das Schülerlabor als wichtige Anlaufstellen zu nennen. Einen guten Überblick über die Angebote und Ansprechpersonen vermittelt auch das Transferportal der Ruhr-Universität.

Zur Person

Ulrike Beißert und ihr Team „Wissens- und Technologietransfer“ bauen Strukturen und Angebote auf, um Forschende und Lehrende der Ruhr-Universität beim Transfer ihrer wissenschaftlichen Erkenntnisse in die Gesellschaft zu unterstützen. Dabei berät ihre Arbeitsgruppe auch zum Thema Schutz von geistigem Eigentum.

Gemeinsam mit Belén Daza hat sie im Januar 2022 das Netzwerk Wissenstransfer ins Leben gerufen, um Transferakteure und -interessierte in Kontakt und den Austausch zu bringen. Das Netzwerk stellt seine Erfahrungen in einem Moodle-Kurs zur Verfügung und trifft sich alle zwei Monate. Interessierte sind herzlich eingeladen, sich im Netzwerk zu engagieren und mitzuwirken.

Veröffentlicht

Dienstag
02. Juli 2024
09:46 Uhr

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