Global Transfer Exchange Connie Zheng erforscht das Wohlbefinden von Arbeitnehmenden
Die Gastwissenschaftlerin gibt außerdem Einblicke in die Bedeutung von KI-gestützten Entscheidungshilfen bei der Personalauswahl.
Dr. Connie Zheng ist Expertin für die Erforschung von Human Resoure Management (HRM) Strategien. Schon früh hat sie sich für die Bevölkerungsproblematik und Geschlechtergerechtigkeit in China interessiert. Während ihrer Promotion rückte dann Ungleichheit auf organisatorischer Ebene in den Fokus. Als „Employee Wellbeing“-Wissenschaftlerin konzentriert sie sich nun auf die Frage, wie Organisationen passende HRM-Strategien und -Praktiken für Mitarbeitende einführen können, die Vielfalt und Wohlbefinden fördern.
Bis Mai 2024 wird Connie Zheng noch mit Prof. Dr. Ute Wilkens, Direktorin des Kompetenzzentrums Human-Centred AI Network (HUMAINE), als Gastforscherin im Programm Global Transfer Exchange zusammenarbeiten. Im Mittelpunkt der Zusammenarbeit steht die Erforschung der Frage, wie Künstliche Intelligenz (KI) Diversität bei der Personalauswahl fördern kann. Im Interview beschreibt Connie Zheng, warum sie leidenschaftlich gerne das Wohlbefinden von Mitarbeitenden erforscht.
Herzlich willkommen an der Ruhr-Universität, Frau Zheng, können Sie uns etwas darüber erzählen, wo Sie aufgewachsen sind und wie Ihre Karriere begann?
Ich bin in einem Bergdorf in der Provinz Fujian im Süden Chinas, gleich gegenüber von Taiwan, geboren und aufgewachsen. In den frühen 1990er-Jahren bin ich dann nach Australien gezogen, wo ich von 2001 bis 2005 an der Charles Sturt University in Bathurst meinen Doktortitel im Bereich Management absolviert habe.
Was erforscht man als „Employee Wellbeing“-Wissenschaftlerin?
Als Wissenschaftlerin im Bereich „Employee Wellbeing“ beschäftige ich mich mit dem Wohlbefinden von Arbeitnehmenden. Ich untersuche, wie die Organisationsstrategie, -strukturen, die Größe und auch das Human Resource Management (HRM) von Unternehmen ihre wirtschaftlichen und sozialen Ziele beeinflussen und wie sie sich auf die Fähigkeit der Mitarbeitenden auswirken, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit und Privatleben, Innovation und Kreativität zu erreichen.
Ich möchte mit meiner Forschung die kulturellen und institutionellen Faktoren, die nationale wie auch unternehmerische HRM-Strategien prägen, verstehen.
Können Sie das noch etwas genauer ausführen?
Ich möchte mit meiner Forschung die kulturellen und institutionellen Faktoren, die nationale wie auch unternehmerische HRM-Strategien prägen, verstehen. Insbesondere multinationale Unternehmen und ihre vielfältige globale Arbeitnehmerschaft interessieren mich.
Außerdem untersuche ich die Diskrepanzen zwischen der Personalpolitik eines Unternehmens und den tatsächlichen Managementpraktiken. Hierbei analysiere ich, wie sich diese Unterschiede auf die Erfahrungen der Mitarbeitenden und die Leistungsfähigkeit des Unternehmens auswirken. Letztlich zielt meine Forschung darauf ab, Einblicke in die Entwicklung von HRM-Strategien und die Verbesserung von Managementpraktiken zu geben, um die Gesamtqualität des Arbeitslebens für die vielfältigen Mitarbeitenden in unterschiedlichen nationalen und organisatorischen Umgebungen zu verbessern.
Was fasziniert Sie daran, Unternehmensdynamiken zu erforschen?
Am meisten fasziniert mich, dass ich erforschen kann, wie Unternehmen aufgebaut sind, wie sie mit ihren unterschiedlichen Mitarbeitenden umgehen und wie sich all dies auf die Gefühle der Menschen am Arbeitsplatz und in ihrem Privatleben auswirkt. Ich finde es faszinierend zu sehen, wie Kultur und Regeln die Art und Weise beeinflussen können, wie Unternehmen ihre Mitarbeitenden in den verschiedenen Teilen der Welt behandeln.
Die Möglichkeit, den Menschen zu helfen, sich am Arbeitsplatz besser zu fühlen und einen positiven Unterschied zu machen, ist letztendlich der Grund, warum ich leidenschaftlich gerne zu dem Thema forsche.
Wenn ich die Unterschiede zwischen dem, was Unternehmen behaupten zu tun, und dem, was sie tatsächlich tun, untersuche, und wie diese Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern und Organisationen aussehen, lerne ich viel über die Herausforderungen, denen Mitarbeiterende und Manager gegenüberstehen. Wenn wir diese Herausforderungen verstehen, können wir herausfinden, wie wir die Arbeit für die Menschen überall auf der Welt verbessern können. Die Möglichkeit, den Menschen zu helfen, sich am Arbeitsplatz besser zu fühlen und einen positiven Unterschied zu machen, ist letztendlich der Grund, warum ich leidenschaftlich gerne zu dem Thema forsche.
Erinnern Sie sich noch daran, was Ihr Interesse am Personalmanagement geweckt hat?
Zunächst habe ich mich für die Bevölkerungsproblematik in China interessiert; insbesondere für die erheblichen Unterschiede im Geschlechterverhältnis, als es viel mehr Männer als Frauen gab. Dies warf bei mir Fragen zur Gleichstellung der Geschlechter und zur unterschiedlichen Behandlung von Männern und Frauen in Familien, Organisationen und Gemeinschaften auf. Während meiner Zeit als Doktorandin verlagerte sich mein Schwerpunkt dann auf die Gleichstellung der Geschlechter auf unternehmerischer Ebene. Hier konnte ich untersuchen, wie sich diese Ungleichheiten manifestieren und wie sie durch geeignete Personalmanagementstrategien und -praktiken am Arbeitsplatz behoben werden können.
Wie ist der Kontakt zur Ruhr-Universität Bochum entstanden?
Der Kontakt zur Ruhr-Universität Bochum kam über Prof. Uta Wilkens zustande. Ich habe sie bei einem Forschungsseminar kennengelernt, das sie im September 2023 zum Thema „Erforschung und Förderung von Arbeitsplatzinnovationen – Das Kompetenzzentrum HUMAINE und darüber hinaus“ gegeben hat. Wir begannen ein Gespräch über eine mögliche Zusammenarbeit in einem Projekt, das sich mit der Rolle von Künstlicher Intelligenz zur Verbesserung von Diversität bei der Personalauswahl befassen sollte.
Durch meine Tätigkeit bei HUMAINE kann ich aus erster Hand Erfahrungen mit KI-Tools sammeln und verstehen, wie sie in der Praxis funktionieren.
Warum haben Sie sich entschieden, nach Bochum zu kommen?
Ich habe mich aus drei Gründen dazu entschieden, nach Bochum zu kommen. Zunächst einnmal, um aktiv an dem genannten Forschungsprojekt zu arbeiten. Außerdem kann ich durch meine Tätigkeit bei HUMAINE aus erster Hand Erfahrungen mit KI-Tools sammeln und verstehen, wie sie in der Praxis funktionieren. Ich bin derzeit in einem sechsmonatigen Professional Experience Program (PEP), ehemals Sabbatical Leave. Dieser verlängerte Aufenthalt in Bochum gibt mir die Möglichkeit, viel Zeit in die Weiterentwicklung des Projekts zu investieren. Und zu guter Letzt habe ich ein Stipendium durch die WORLFACTORY International erhalten, das meine Reise erheblich unterstützt.
Und was genau machen Sie aktuell bei HUMAINE?
Im Moment bin ich an mehreren Projekten beteiligt. So schreibe ich beispielsweise mit weiteren Kolleginnen und Kollegen ein Paper mit dem Titel „Augmenting Diversity in Hiring Decisions with Artificial Intelligence Tools“. Außerdem bereite ich ein Buchkapitel über die Rolle von KI in Unternehmen aus Sicht der Human Resources vor.
Am 11. April habe ich am HUMAINE Spring Fair teilgenommen, um unser Projekt mit Fachleuten aus der Industrie zu besprechen. Beim Career Fair am 12. April habe ich über Studentenaustausch- und Karrieremöglichkeiten in der Wissenschaft in Australien gesprochen. Und dann gibt es da noch meinen Vortrag im Rahmen des HUMAINE FutureLab mit dem Titel „Diversity and Inclusion in International Project Management: A Bibliometric Analysis“ am 24. April 2024, zu dem alle RUB-Angehörigen eingeladen sind.
Die Ruhr-Universität Bochum steht für ...
Innovation in der Forschung, internationale Zusammenarbeit, Industrieorientierung und Vielfalt am Arbeitsplatz.
Wenn Sie nicht Wissenschaftlerin geworden wären, dann …
Wenn ich nicht Wissenschaftlerin geworden wäre, wäre ich Journalistin geworden oder Missionarin in Malawi.