Beim VR Summit können Gäste Innovationen nicht nur gemeinsam mit Experten diskutieren, sondern auch Prototypen zu testen. © RUB, Kramer

Virtual Reality „Ich bin süchtig nach der Challenge geworden“

Constantin Sinaschuk ist begeisterter Programmierer. Mit der Teilnahme am ersten RUB VR Summit hat er sich auf ein kleines Abenteuer begeben. Und wird es in diesem Jahr wieder tun.

Gerade einmal eine Stunde hat Constantin Sinaschuk geschlafen, als er im RUB Makerspace wieder die Augen öffnet. Was ihn die nächsten Stunden wachhalten wird, sind Energiedrinks und das Gefühl, seinem Ziel ganz nahe zu sein. Vom 4. bis zum 6. Oktober 2023 hat der Softwareentwickler und RUB-Alumnus den ersten RUB VR Summit besucht und am eintägigen Hackathon teilgenommen. Organisiert wird das Event auch in diesem Jahr vom Inkubator Health+ der WORLDFACTORY und dem KlaesLab.

„Ich liebe Abenteuer und habe Spaß an Wettbewerben, bei denen ich mit anderen Leuten zusammensitzen und an verrückten Dingen arbeiten kann“, erklärt der Softwareentwickler. Geboren und aufgewachsen ist Constantin Sinaschuk in Rumänien, aber schon früh sei ihm klargeworden, dass er irgendwann in Deutschland studieren möchte. „In der Schule war ich immer gut in Mathe und Physik, deshalb wollte ich etwas Technisches studieren, um Roboter zu entwickeln. Deutschland war für mich das Land der Technik. An der Ruhr-Universität Bochum habe ich damals mein Sprachzertifikat in Deutsch gemacht. Da lag es nahe, anschließend Maschinenbau hier zu studieren.“

RUB VR Summit 2024 – Jetzt anmelden!

Der Inkubator Health+ des WORLDFACTORY Start-up Centers lädt alle Interessierten herzlich ein, vom 27. bis 29. September 2024 den RUB VR Summit 2024 im O-Werk zu besuchen. Der Gipfel holt internationale Größen der Virtual Reality, darunter Expertinnen und Experten sowie Unternehmen, nach Bochum, um neue Anwendungen für XR-Technologien auf innovative und spannende Weise zu diskutieren.

Beim anschließenden Hackathon können Teilnehmende Geld- und Sachpreise sowie Coachings gewinnen. Alle Interessierten können sich kostenlos zur Veranstaltung anmelden.

Doch auch während seines Maschinenbau-Studiums brach seine Begeisterung für mathematische Berechnungen nicht ab.  „Wenn man sehr viele Berechnungen machen muss, gelangt man irgendwann zur Programmierung“, so Constantin Sinaschuk. Dank dieser Leidenschaft sei er am Lehrstuhl für Hydraulische Strömungsmaschinen sehr gefragt gewesen. „Die meisten Menschen im Maschinenbau können nicht programmieren, deshalb war ich ein bisschen einzigartig.“

Virtual Reality interessiere ihn vor allem als Möglichkeit, um Entspannung herbeizuführen. Nach dem Studium hat er daher begonnen, neben seinem Hauptberuf ein eigenes Start-up gegründet, wobei er vom Inkubator Health+ unterstützt wird. Mit dem Start-up Reminiscence widmet sich Constantin Sinaschuk der Entwicklung von Apps und YouTube-Videos, die auf Grundlage der EMDR-Therapie (Eye Movement Desensitization and Reprocessing), Stress und posttraumatische Belastungsstörungen behandeln sollen. Aktuell befindet sich der Gründer noch in der Experimentierphase, in der er virtuelle Umgebungen für seine App programmiert, wie beispielsweise einen Wald, der in Kombination mit Atemübungen entspannend auf die User wirken soll.

Ich habe mir gesagt, dass ich nur kurz bleiben werde, aber dann hat es zum Aufhören viel zu viel Spaß gemacht.


Constantin Sinaschuk

Als er vom erstem VR-Summit der Ruhr-Universität erfahren hat, bei dem es um das Thema virtuelle Realität und ihre Anwendungsmöglichkeiten in der Biomedizin ging, stand für ihn eine Teilnahme außer Frage. Eines seiner Highlights seien die vielen Stände gewesen, an denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Prototypen und Projekte vorgestellt haben. Es sei sehr inspirierend gewesen zu sehen, woran andere derzeit arbeiten. Beim anschließenden eintägigen Hackathon wollte er eigentlich nur kurz dabei sein. „Ich habe mir gesagt, dass ich nur kurz bleiben werde, um zu gucken, was passiert, aber dann bin ich in einem so guten Team gelandet, dass es zum Aufhören viel zu viel Spaß gemacht hat. Ich bin süchtig nach der Challenge geworden und die ganze Nacht geblieben“, sagt Constantin Sinaschuk.

Wo Bewegung für querschnittsgelähmte Menschen möglich wird

Aber worum ging es genau beim Hackathon? Insgesamt vier Teams haben die Aufgabe bekommen, Ideen für neue Anwendungen für das Virtual-Reality-Headset Meta Quest Pro zu entwickeln. Das Headset ist in der Lage, Augenbewegungen und Gesichtsausdrücke zu erfassen und erkennt beispielsweise, ob ein Nutzer lächelt oder traurig ist. Im Zentrum des Hackathons stand die Frage, welche neuen Möglichkeiten sich für Menschen ergeben, die ab dem Hals abwärts gelähmt sind. Allein in Deutschland sind das über 140.000 Menschen.

„Unsere Idee war es, einen Assistenten zu entwickeln, mit dem man sich nur durch Gesichtsbewegungen in einer virtuellen Umgebung bewegen kann“, erklärt Constantin Sinaschuk. An dieser Idee hat er zusammen mit seinem Arbeitskollegen Oliver Mayr und dem Studenten Sebastian Krafft gearbeitet. Die Aufgaben habe man sich dabei sehr gut aufgeteilt. Oliver Mayr, der in seiner Freizeit eigene Videospiele entwickelt, habe zusammen mit Sebastian Krafft die 3D-Elemente programmiert, während Constantin Sinaschuk die Algorithmen für die Gesichtserkennung und die Steuerung übernommen habe.

Wir waren mit Abstand die verrückteste Gruppe und haben fast ohne Pause nahezu 24 Stunden an unserer Idee gearbeitet. Dafür ist es technisch aber auch sehr gut geworden.


Constantin Sinaschuk

„Wir waren mit Abstand die verrückteste Gruppe und haben fast ohne Pause nahezu 24 Stunden an unserer Idee gearbeitet. Dafür ist es technisch aber auch sehr gut geworden“, sagt Constantin Sinaschuk. Und der Prototyp zeigt: Ein Zwinkern mit dem rechten Auge und der Avatar bewegt sich in der VR-Umgebung nach rechts. Ein Kussmund und er bewegt sich nach vorne. Insgesamt drei verschiedene Minispiele konnte das Team innerhalb eines Tages entwickeln und die verschiedenen Funktionalitäten ihres Prototyps demonstrieren. Darunter ist auch ein Spiel, bei dem man in einem dreidimensionalen Himmel mithilfe der Gesichtszüge durch Tore fliegt. „Geradeso wie Superman. Dadurch werden ganz neue Erfahrung möglich“, so der Softwareentwickler.

Erst eine Stunde vor der finalen Präsentation wird das Team mit ihrem Prototyp fertig, doch es fehlt noch der Pitch. „Das war schlimm. Wir haben so viel Energie in den Prototyp gesteckt, dass wir keine Zeit mehr hatten, unsere Präsentation richtig vorzubereiten. Am Ende waren die Präsentationen der anderen viel besser,“ so Constantin Sinaschuk.

Am Ende zahlt sich die schlaflose Nacht aus: Arne Tönjann, Co-Gründer von Datenbusiness, kürte das dreiköpfige Team zu den Siegern des Hackathons. © Julian Westerveld
Am Ende zahlt sich die schlaflose Nacht aus: Arne Tönjann, Co-Gründer von Datenbusiness, kürte Sebastian Krafft, Oliver Mayr und Constantin Sinaschuk zu den Siegern des Hackathons (von links).

Dennoch, am Ende belegt das Team  beim allerersten VR-Summit und Hackathon der Ruhr-Universität Bochum den ersten Platz. „Die Jury war sehr beeindruckt davon, was wir in nicht mal 24 Stunden geschafft haben“, sagt Constantin Sinaschuk stolz. Und auch in diesem Jahr will er wieder vom 27. bis 29. September 2024 dabei sein, um seinen Gewinner-Prototypen sowie die Arbeit seines Start-ups vorzustellen. „Aktuell interessiere ich mich für die Frage, wie man Künstliche Intelligenz und virtuelle Realität miteinander verbinden kann. Bisher gibt es noch nicht viele VR-Apps und eine KI könnte virtuelle Umgebungen viel schneller generieren.“ Besonders freue er sich darauf, wieder andere spannende Projekte und Prototypen zu entdecken und natürlich auf den Hackathon.

24 Stunden – eine Mission

In diesem Jahr dreht sich beim Hackathon des zweiten VR Summit alles um den Brückenschlag zwischen immersiver virtueller Realtität und den Humanwissenschaften. Die Challenge besteht darin, modernste VR-Technologie in Kombination mit fortschrittlicher generativer Künstlicher Intelligenz und Gehirn-Computer-Schnittstellen zu nutzen. Die Teams werden Anwendungen entwickeln, die diese Technologien nicht nur integrieren, sondern auch ihre Funktionsweise in einer VR-Umgebung demonstrieren. Sowohl Teams als auch Einzelteilnehmer (die in Gruppen eingeteilt werden) sind willkommen.

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Veröffentlicht

Donnerstag
18. Juli 2024
09:10 Uhr

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