Interview Die Schönheit der Mathematik
Für Nathan Chapelier sind die Begriffe und Ideen, die mit der Mathematik verbunden sind, wunderschön. Im Interview erklärt er, was er an seinem Beruf liebt und welche Herausforderungen er mit sich bringt.
Gefördert durch ein Humboldt-Stipendium arbeitet der Mathematiker Dr. Nathan Chapelier in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Christian Stump an der Fakultät für Mathematik der Ruhr-Universität Bochum. Er forscht an der Schnittstelle von algebraischer Kombinatorik und Darstellungstheorie.
Dr. Chapelier, wo sind Sie aufgewachsen und was hat Ihnen dort am besten gefallen?
Ich bin in Montpellier, Südfrankreich, aufgewachsen. Ich habe das Leben hauptsächlich genossen, indem ich getan habe, worauf ich Lust hatte. Zum Beispiel: Skateboard fahren, Tennis spielen, Klavier, Schach, Snowboard fahren, aber nichts, was mit Mathematik zu tun hat.
Worauf sind Sie stolz?
Auf meine Fähigkeit, durchzuhalten und nicht aufzugeben, wenn die Dinge kompliziert werden.
Erinnern Sie sich an Ihren größten Glücksmoment in der Forschung, oder haben Sie Momente der Frustration erlebt?
Ich hatte nicht wirklich einen größten Glücksmoment. Ich würde sagen, dass die Dinge einfacher werden, je mehr ich an ihnen arbeite, und schließlich entdecke ich den besten Weg, etwas anzugehen und zu beweisen.
Am meisten freue ich mich, wenn ich eine Erwartung habe und nach der Berechnung einiger Beispiele (oder vieler) etwas erhalte, das sehr weit von dem entfernt ist, was ich zuerst erwartet hatte. Meistens habe ich Momente der Frustration, weil ich gerne etwas verallgemeinern würde, es aber leider scheitert.
Ich kann überall arbeiten.
Auf einer Skala von 1 bis 10 liegt der Spaßfaktor meiner Arbeit im Durchschnitt bei ...
... 8 oder 9, weil: ich oft kluge und interessante Leute treffe, ich fast überall arbeiten kann, solange ich ein Blatt Papier, einen Stift und meinen Laptop habe, ich mathematische Herausforderungen und das Spielen mit Problemlösungen liebe. Die Begriffe und Ideen, die mit der Mathematik verbunden sind, sind für mich wunderschön. Ich habe das Gefühl, dass ich an einem langen Gespräch teilnehme, das vor Jahrhunderten begonnen hat und die noch viele Jahre andauern wird.
Die Ruhr-Universität Bochum bedeutet für mich ...
… ein wichtiges Sprungbrett für meine akademische Laufbahn. Ich kann zum Beispiel frei an den Themen arbeiten, die ich interessant finde. Dank des Stipendiums habe ich die Zeit, mich ganz auf die Forschung zu konzentrieren. Außerdem kann ich neue interessante Kooperationen mit Mitgliedern des Teams eingehen und von deren Fachwissen profitieren.
Könnten Sie bitte erklären, was Sie erforschen?
Ich arbeite an der Schnittstelle zweier Bereiche: algebraische Kombinatorik und Darstellungstheorie. Letztere zielt darauf ab, abstrakte mathematische Strukturen darzustellen, indem man sie in neue Welten schickt, in denen Berechnungen möglich oder einfacher werden, und in denen versteckte Symmetrien sichtbar werden. Die algebraische Kombinatorik konzentriert sich auf das Zählen und Ausdrücken von abstrakten Begriffen durch einfache und eindeutige Regeln. Die meiste Zeit kommen meine Fragen aus der Darstellungstheorie, aber ich löse sie, wenn es mir gelingt, mithilfe von Werkzeugen, die in der algebraischen Kombinatorik entwickelt wurden.