Benjamin Born präsentiert den RUB-Würfel am Koffler-Beschleuniger vor dem Weizmann Institut. © Privat

Forschung in Israel Zwischen den Fronten

Vier Jahre lang hat Benjamin Born am Weizmann Institut gearbeitet, das zwischen Tel Aviv und Gazastreifen liegt. In den ersten Jahren blieb alles friedlich, doch plötzlich änderte sich die Lage.

Bevor Sie an der RUB-Würfelreise teilgenommen haben: Wann und warum haben Sie das letzte Mal an Ihre Alma Mater gedacht?
Bevor mich der RUB-Würfel im Frühjahr 2014 erreichte, hatte ich am Weizmann Institut in Israel mehrfach Besuch von Wissenschaftlern der RUB und war auch regelmäßig zu Forschungsaufenthalten in Bochum. Bei meinen Besuchen „back to RUB“ beeindruckten mich die Modernisierungen im Rahmen der campusweiten Neubau- und Sanierungsmaßnahmen.

Ebenso freute ich mich über das angeregte Diskutieren meiner Forschungsarbeit mit ehemaligen Kollegen.
Letzten Sommer nahm ich an einem Führungsseminar für Alumni der Research School teil und traf in vertrauter und inspirierender Atmosphäre viele alte Bekannte aus meiner Doktorandenzeit wieder.

Ich spreche, lese und schreibe mittlerweile recht passabel Hebräisch.

Was haben Sie in Rehovot gemacht und was hat Sie von der RUB dorthin geführt?
Nach meiner Dissertation entschied ich mich bewusst für einen Auslandsaufenthalt. Er sollte meinen Wissenshorizont erweitern und mir neue kulturelle Einblicke geben. Beides habe ich mehr als erwartet erreicht, was sich an wissenschaftlichen Publikationen und unzähligen neuen Freundschaften ablesen lässt. Zudem spreche, lese und schreibe ich mittlerweile recht passabel Hebräisch.

Meine Doktormutter Prof. Martina Havenith-Newen hatte bereits Kontakt nach Israel, zu Prof. Irit Sagi aus der Strukturbiologie am Weizmann Institut. Ein bereits begonnenes gemeinsames Forschungsprojekt und ein Stipendium ermöglichten mir nach meiner Dissertation den nahtlosen Übergang von Bochum nach Rehovot. Vom Sommer 2010 an arbeitete ich vier Jahre an verschiedenen Projekten in der Grundlagenforschung, zum Beispiel an der Ausbildung von Biomineralien, aus denen Muschelschalen und unsere Knochen bestehen.

In den vergangenen Wochen gab es in Israel heftige militärische Auseinandersetzungen. Wie haben Sie die Situation vor Ort erlebt?
Während meines vierjährigen Forschungsaufenthalts in Israel gab es manche politische Krise im Nahen Osten, insbesondere infolge des arabischen Frühlings. Dennoch habe ich mich stets sicher gefühlt und möchte Kritikern an dieser Meinung raten, persönlich nach Israel zu reisen und sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen.

Wie die meisten meiner Kollegen habe ich nicht die Bilder im Kopf gehabt, die weltweit durch die Medien gezeigt wurden und frontnahes Kriegsgeschehen als Alltagseindruck in Israel suggerierten. Das Gegenteil war der Fall. In Rehovot, wo ich die meiste Zeit meines Auslandsaufenthalts lebte, hörte ich bis zuletzt ein einziges Mal eine Sirene, die vor herabfallenden Trümmerteilen einer aus dem Gazastreifen abgeschossenen Rakete warnte.

In den letzten Wochen meines Aufenthalts verschärfte sich auch für uns die Situation, wie man dem Erfahrungsbericht einer deutschen Kollegin am Weizmann Institut in der FAZ entnehmen kann.

Vom oberen Stockwerk hat man einen Ausblick bis zum Mittelmeer.

Zum Studium an die RUB: Wie kam es dazu?
Mein frühes Interesse an Naturwissenschaften und daran, Stoffwechselwege und Prozesse verstehen zu wollen, führte mich zu meinem Wunschstudium in die Biochemie. Das Studienangebot in diesem Fach an der RUB sprach mich besonders an, insbesondere wegen des hohen Chemieanteils von mehr als 70 Prozent.

Zudem waren vor meinem Studienbeginn im Jahr 2000 etliche jüngere Professoren an die Fakultät berufen worden, wovon ich mir eine hohe Dynamik in Forschung und Lehre versprach. Internationale Rankings der letzten Jahre bestätigen meine frühe Vermutung. Ein weiterer Vorteil war, dass ich als Pendler weiter meinem Vereinssport in meinem Heimatort Essen nachgehen konnte, wo ich selbst aktiv Handball im Verein spielte und Kinder und Jugendliche trainierte.

Wenn Sie jemandem von der RUB erzählen: Welche vier Worte würden Sie mit Sicherheit verwenden?
Modern, dynamisch, weltoffen, leistungsstark.

Warum haben Sie den RUB-Würfel vor dem Koffler-Teilchenbeschleuniger fotografiert? Welche Bedeutung hat dieser Ort für Sie?
Der Koffler-Teilchenbeschleuniger ist neben dem Ficus-Baum Symbol und Wahrzeichen des Instituts. Die turmartige Architektur des Vertikalbeschleunigers ist einzigartig. Auch mehr als 60 Jahre nach seiner Errichtung ist er weithin sichtbar, weil die Fläche im unmittelbaren Umfeld kaum bebaut worden ist. Im Volksmund wird das Gebäude wegen seiner Form und weißen Farbe gerne auch mal „Snoopy“ genannt.

Vom oberen Stockwerk hat man einen Ausblick bis zum Mittelmeer oder zu den Jerusalemer Bergen. Als es letzten Winter in Rehovot zum ersten Mal seit mehr als 50 Jahren wieder geschneit hatte, war der Koffler-Beschleuniger – eingebettet in eine Kulisse aus Palmenlandschaft im Schnee – ein beliebtes Fotomotiv.

Wenn der Würfel noch einmal auf Reisen ginge, welche Orte in Rehovot oder Israel würden Sie für weitere Fotos auswählen?
Ich könnte mir den Tempelberg in Jerusalem vorstellen, wo momentan ein ehemaliger Kollege – ebenfalls ein Alumnus der RUB – als Gastwissenschaftler an der Hebräischen Universität in Givat Ram arbeitet. Am Toten Meer würde sich der Würfel am tiefsten Punkt der Erdoberfläche, etwa 400 m unter dem Meeresspiegel, ebenso gut machen, wie an den feinen Sandstränden und schillernden Märkten Tel Avivs, am malerischen See Genezareth oder in der natürlichen Kargheit der Negev Wüste.

In Rehovot würde sich die elegante Villa von Chaim Weizmann, dem ersten Präsidenten Israels, als Motiv anbieten – oder aber einer der vielen kleinen Orangenhaine. Neben einem Mikroskop, stellvertretend für die exakten Wissenschaften, zieren nämlich Jaffa Orangen das Stadtwappen von Rehovot.

Kontakt

Jeder, der an der RUB studiert, gelehrt oder gearbeitet hat, kann sich den RUB-Alumni anschließen. Als Mitglied profitieren die Ehemaligen von zahlreichen Angeboten, unter anderem Karriere-Workshops, Alumni-Treffen und kostenfreien Abos der Campuszeitung Rubens und des Wissenschaftsmagazins Rubin. Die Anmeldung ist möglich unter www.rub.de/alumni

Unveröffentlicht

Von

Sabrina Kircher

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