Haben oder sein? Mit dieser Ausgangsfrage schaute sich Phillip Ozimek die Nutzer von Facebook und ihr Verhalten an. © RUB, Kramer

Soziale Medien Wenn Freunde zu Objekten werden

Warum Facebook Materialisten besonders anzieht.

Warum nutzen Menschen soziale Medien? Um diese Frage zu beantworten, haben Sozialpsychologen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) über 500 Facebooknutzer online nach ihrer Persönlichkeitsstruktur und ihrer Nutzung der Plattform befragt. Auf Basis der Ergebnisse haben sie die erste übergreifende Theorie zur Nutzung von sozialen Medien entwickelt. Der Schlüssel liegt demnach in der Selbstregulation: Wir nutzen Facebook so, dass wir uns wohl fühlen und hoffen, unsere Ziele zu erreichen. Das Forscherteam Phillip Ozimek, Fiona Baer und Prof. Dr. Jens Förster berichtet in der Zeitschrift Heliyon vom 20. November 2017.

Im Online-Fragebogen, den 531 Personen beantworteten, fragten die Forscher zum einen, wie oft und auf welche Weise die Befragten Facebook nutzen: Posten sie Fotos? Kommentieren sie? Wie viele Freunde haben sie, und wie betrachten sie diese Freunde? Außerdem ermittelten sie bestimmte Züge der Persönlichkeit, also Werte und Lebensziele der Teilnehmer.

Materialismus 2.0

„Besonders hat uns dabei interessiert, wie Materialismus mit der Facebooknutzung zusammenhängt“, erklärt Phillip Ozimek. Es zeigte sich, dass Menschen, die ausgeprägte materialistische Züge haben, deren Lebensziel es also ist, Besitz anzuhäufen und zu mehren, Facebook häufiger und intensiver nutzen als andere. Sie objektivieren ihre Facebook-Freunde und haben wesentlich mehr von ihnen als Nutzer, deren Lebensziel weniger von Materialismus geprägt ist. „Auf Facebook findet also eine Art Materialismus 2.0 statt“, so der Psychologe. „Die Plattform macht den Vergleich mit anderen sehr einfach und zieht daher materialistische Menschen besonders an, denen solche Vergleiche wichtig sind. Noch dazu ist Facebook kostenlos. Auch das lieben Materialisten.“

Nach der Auswertung älterer Studien, die sich mit anderen Persönlichkeitsmerkmalen und der Nutzung von sozialen Medien befasst hatten, entwickelte das Forscherteam die Social Online Self-Regulation Theory, kurz SOS-T. „Wir nehmen an, dass die Selbstregulation Menschen dazu bringt, soziale Medien zu nutzen oder auch nicht, und auch die Art der Nutzung beeinflusst“, erklärt Phillip Ozimek. „Sie nutzen soziale Medien als Werkzeug, um ihre Ziele zu erreichen und sich gut zu fühlen. Ob dies nun funktioniert oder nicht, bleibt noch unklar.“

Neutralerer Blick auf soziale Medien

Die Forscher hoffen, mit ihrer Theorie einen neutraleren Blick auf die sozialen Medien zu ermöglichen. „Die Plattformen sind nicht gut oder schlecht, sondern nur ein Werkzeug. Die Nutzer machen damit das, was ihren Werten und Zielen im Leben entspricht“, erklärt Ozimek.

Originalveröffentlichung

Phillip Ozimek, Fiona Baer, Jens Förster: Materialists on Facebook: The Self-Regulatory Role of Social Comparisons and the Objectification of Facebook friends, in: Heliyon, 2017, DOI: 10.1016/j.heliyon.2017.e00449

 

Pressekontakt

Phillip Ozimek
Arbeitseinheit Sozialpsychologie
Fakultät für Psychologie
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 22592
E-Mail: philip.ozimek@rub.de

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Veröffentlicht

Dienstag
21. November 2017
10:07 Uhr

Von

Meike Drießen

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