Psychologie Bochumer Neurowissenschaftler als Regisseure
Das Team der Klinischen Neuropsychologie hat sich am Wochenende mit professionellen Schauspielern in einer Apotheke getroffen. Alles im Dienste der Forschung.
Menschen können sich ausgesprochen gut an Erlebnisse erinnern, also daran, was sie wann wo getan haben – eine Fähigkeit, die als episodisches Gedächtnis bezeichnet und sogar einigen Tieren zugeschrieben wird. Um das episodische Gedächtnis zu testen, kommen in der Forschung bislang häufig kurze Geschichten zum Einsatz: Probandinnen und Probanden müssen sie sich anhören und später Fragen dazu beantworten. „Diese Situationen sind aber nicht mit dem realen Leben vergleichbar“, sagt Prof. Dr. Boris Suchan, Leiter der Abteilung für Klinische Neuropsychologie der RUB. Gemeinsam mit seinem Team arbeitet er daran, einen realistischeren Test für das episodische Gedächtnis zu entwickeln.
Die Szenen sollen möglichst echt wirken.
Boris Suchan
Die Wissenschaftler haben zu diesem Zweck am 1. September 2019 kurze Filmsequenzen mit professionellen Schauspielern in einer Apotheke aufgenommen. „Die Szenen sollen möglichst echt wirken, die Handlung muss klar und logisch nachvollziehbar sein“, erklärt Suchan. Das Drehbuch sieht eine Unterhaltung zwischen einem Apotheker und mehreren Kunden vor, die private Ereignisse und ein Verkaufsgespräch umfasst.
Verschiedene Gedächtnisstudien geplant
Das so entstehende Stimulusmaterial wollen die Bochumer Forscher zunächst an gesunden Probandinnen und Probanden unterschiedlicher Altersgruppen testen, später auch an Menschen mit beeinträchtigtem Gedächtnis. Die Testpersonen, die das Filmmaterial gesehen haben, sollen im Anschluss Fragen dazu beantworten, was wann wo passiert ist. „Vor allem die zeitliche Komponente, also das Wann, wurde bislang in vielen Gedächtnistests vernachlässigt“, so Boris Suchan.
Sein Team plant außerdem, die Gedächtnisleistung nicht nur unmittelbar nach dem Betrachten des Films zu erfassen, sondern auch mit einigen Tagen Abstand. „Mit aktuell verfügbaren Tests wird die Erinnerung der Probanden in der Regel eine halbe Stunde nach der Präsentation der Inhalte getestet“, erklärt der Forscher. „Bei unserem lebendigen Stimulusmaterial gehen wir davon aus, dass die Erinnerungen viel länger präsent bleiben.“
Der neue Test soll später veröffentlicht und anderen Forscherinnen und Forschern zugänglich gemacht werden.