Ziemlich beste deutsch-französische Freundinnen: Mathilde Arnold (links) und Laura Medjedovic © RUB, Kramer

International Wie eine neue deutsch-französische Freundschaft entstanden ist

Mathilde Arnold und Laura Medjedovic haben sich im Dialogkurs des Romanischen Seminars kennengelernt.

Diese Geschichte hätte man nicht besser erfinden können. Pünktlich zum Jahrestag des Élysée-Vertrages am 22. Januar können wir über eine private deutsch-französische Freundschaft berichten. Mathilde Arnold aus Metz und Laura Medjedovic aus Düsseldorf haben sich während des Wintersemesters 2019/2020 im Dialogkurs „Face à Face“ des Romanischen Seminars der RUB kennengelernt und angefreundet. Was die Staatenlenker Konrad Adenauer und Charles de Gaulle 1963 im Großen beschlossen haben, funktioniert also 2020 auch immer noch im Kleinen.

Außerdem ging so der Plan hinter diesem neuen Kurs voll auf. „Seit September 2019 studieren 39 französische DAAD-Stipendiaten für ein Semester bei uns. Wir haben diesen Kurs konzipiert, damit die französischen Studierenden ihre deutschen Kommilitoninnen und Kommilitonen besser kennenlernen und alle voneinander etwas lernen können“, erklärt Dr. Nathalie Piquet. Sie arbeitet als Lektorin für Französisch am Romanischen Seminar und hat „Face à Face“ maßgeblich mitentwickelt.

Auch Pauline Mallie (links) aus dem französischen Übersee-Departement La Réunion und Pia Mues aus Fröndenberg haben sich im Dialogkurs kennengelernt. Das Foto entstand bei einem gemeinsamen Ausflug, der die beiden unter anderem nach Köln zum Schloss Brühl führte. © Privat

Im Zentrum des Dialogkurses steht natürlich die mündliche Kommunikation. „Die Studierenden helfen und verbessern sich gegenseitig“, so Nathalie Piquet. „Sie lösen häufig gemeinsam Aufgaben, erklären zum Beispiel dem Partner, wie das Schulsystem im eigenen Land funktioniert. Der Partner muss anschließend eine Skizze anfertigen.“ Analog diskutieren die Studierenden über Themen wie Literatur, Musik, Gesellschaftsspiele, soziale Bewegungen, digitale Welt, Weihnachten, Humor oder Europa. Der Clou daran: Die Studierenden wechseln ständig ihre Rolle zwischen Lehren und Lernen.

Der Kurs wird im Wintersemester 2020/2021 erneut angeboten.


Nathalie Piquet

„All das geschieht außerdem in einer sehr angenehmen Atmosphäre“, erklärt Nathalie Piquet. Sie selbst leitet einen der vier Kurse mit je 20 Teilnehmenden. Unterstützt wird sie durch die beiden deutschen Französischstudierenden Nadine Ponto und Jan-David Dickmeiß sowie durch die Französin Estelle Olivier. Diese leistet zurzeit an der RUB ihren vom deutsch-französischen Jugendwerk organisierten Freiwilligendienst. „Das Interesse am Kurs war sehr groß, etwa 40 deutsche Studierende mussten wir leider auf eine Warteliste setzen“, sagt Nathalie Piquet und macht diesen Studierenden gleichzeitig Hoffnung: „Der Kurs wird im Wintersemester 2020/2021 erneut angeboten, wenn die nächsten französischen DAAD-Stipendiaten in Bochum sind.“

Stimmen der Studierenden

Einige der Studierenden des Kurses „Face à Face“ haben ihre Erlebnisse schriftlich festgehalten. Wir veröffentlichen sie hier gern, zum Teil leicht gekürzt.

Laura Medjedovic, Düsseldorf
Der Dialogkurs „Face à Face“ hat mir ermöglicht, eine neue Freundschaft mit meiner französischen Tandempartnerin Mathilde zu schließen. In den wöchentlichen Sitzungen konnten wir uns regelmäßig über die unterschiedlichsten Themen austauschen, zum Beispiel über Musik und die bekannten Sänger in Frankreich und Deutschland, das französische und deutsche Schulsystem, die Traditionen an Weihnachten und so weiter.

Besonders hervorzuheben ist, dass man durch die Arbeit im Tandem immer weiter die Hemmungen davor verliert, Fehler in der anderen Sprache zu machen. Man korrigiert sich gegenseitig, sodass gewisse Fehler oder Missverständnisse immer seltener auftreten. Ich kann den Kurs jedem Studierenden empfehlen. Es ist eine sehr gute Möglichkeit, die eigene Sprachkompetenz zu vertiefen. Ich bin froh, dass ich an „Face à Face“ teilnehmen konnte und würde diese Möglichkeit jederzeit wieder nutzen!

Mathilde Arnold, Metz
Während meines Aufenthaltes in Bochum habe ich an dem Kurs „Face à face“ teilgenommen, und ich habe Laura, meine Tandempartnerin, kennengelernt. Jede Sitzung haben wir gemeinsam über verschiedene Themen gesprochen: Literatur, der digitale Alltag, Weihnachten und so weiter.

Was ich an diesem Kurs interessant finde, ist, dass wir spontan miteinander sprechen, ohne darüber nachzudenken, ob wir Fehler machen. Ich würde diesen Kurs den zukünftigen französischen Studenten wirklich weiterempfehlen, denn wir können unser Deutsch nur verbessern und Fortschritte machen, indem sie wir jeden Tag üben und die Chance nutzen, mit einem Deutschen oder einer Deutschen zu sprechen. Deshalb hoffe ich, dass ich weiterhin mit Laura in Kontakt bleibe. Wir haben uns sehr gut angefreundet und ich werde ihr gerne mit der französischen Sprache helfen.

Kai Guilliaume, Bochum
Als einer der wenigen Masterstudierenden hatte ich zunächst die Befürchtung, dass sich der Kurs eher an Studierende richtet, die sich noch am Anfang des Studiums befinden und die Sprachpraxis neben der grammatischen und kommunikativen Grundausbildung trainieren möchten. Dies war glücklicherweise nicht (nur) der Fall. Auch ich konnte neue thematische Vokabeln erlernen und besonders den informellen Sprachgebrauch weiter trainieren.

In der ersten Sitzung arbeitete ich mit Romane zusammen. Durch einen ähnlichen Humor war das Eis bei uns schnell gebrochen und wir unterhielten uns hemmungslos über alle möglichen Themen. Was sich bei uns schnell als Gemeinsamkeit herausstellte, war ein besonderes Interesse an kleinen sprachlichen Feinheiten, die im Studium häufig auf der Strecke bleiben. Dazu gehören unter anderem Redewendungen, umgangs- und jugendsprachliche Ausdrücke, Beleidigungen, Wortwitze und uns seltsam vorkommende Übersetzungen in der jeweiligen Fremdsprache.

Auch wenn wir zugegebenermaßen häufig vom Thema abdrifteten, hat uns besonders der Austausch über diese sprachlichen Kleinigkeiten am meisten gefallen. Von Woche zu Woche wurden unserer Liste neue Wörter hinzugefügt; es entstanden Insider, die wir auch außerhalb des Kurses benutzten.

Entgegen meiner Eingangsbefürchtung möchte ich den Kurs „Face à face“ daher besonders auch den Masterstudierenden empfehlen, die nach längerer Pause ihr Französisch auffrischen möchten. Die lockere Atmosphäre trägt besonders dazu bei, dass man keine Angst vor sprachlichen Fehlern hat und sich gelassen mit Muttersprachlern unterhalten kann.

Romane Boulon, Nantes
Im Kurs „Face à Face“ habe ich Kai getroffen, der ein Freund geworden ist. Beim ersten Termin habe ich mich zufällig neben ihn gesetzt. Wir sollten uns vorzustellen. Ich erinnere mich, dass ich nicht die gewöhnlichen Antworten sagen wollte. Wir haben an diesem Tag viel gelacht und viel Spaß gehabt. Dann ist uns aufgefallen, dass wir auch andere Kurse zusammen haben.

Face à Face ist ein guter Kurs, um neue Leute kennenzulernen und gleichzeitig Sprachen zu üben. Persönlich mag ich es, kleine Einzelheiten der deutschen Sprache und Kultur zu lernen.

Pia Mues, Fröndenberg
And this, children, is the story of how I met … Pauline! Die Geschichte beginnt im Oktober 2019. Ich stürzte mich höchstmotiviert in mein neues Semester. Ihr müsst wissen, ich hatte im letzten Semester gehört, dass viele Studentinnen aus Frankreich an unsere Uni kommen würden und deshalb mehr Französischkurse als sonst angeboten werden sollten.

Besonders wurde uns von einem Kurs vorgeschwärmt: „Face à Face“. Ein Tandemkurs mit einer Hälfte deutschen und einer Hälfte französischen Studenten, in dem alle ihre Sprachkenntnisse aufbessern konnten. Ich meldete mich also für diesen Kurs an. Was ich damals noch nicht wusste, war, dass sich damit mein Leben für immer verändern sollte …

Als schließlich der Tag der ersten Kurssitzung kam, betrat ich den Kursraum und sah niemanden, den ich kannte. Ich setzte mich also einfach auf den ersten freien Stuhl, der quasi direkt vor der Tür stand. Zu meiner Linken saß ein französisches Mädchen, das mir aber den Rücken zudrehte und mit anderen Französinnen redete.

Als der Kurs anfing und die Dozentin uns begrüßte, wurden Schilder verteilt mit der jeweiligen Landesflagge darauf. Dann sollten wir uns mit einem Partner der anderen Sprache zusammentun und so unseren zukünftigen Tandempartner kennenlernen. Da rechts von mir eine deutsche Studentin saß, drehte ich mich zu meiner französischen Sitznachbarin um.

Kinder, dieser Moment war eindeutig Schicksal. Warum hatte ich ausgerechnet den Kurs am Freitag gewählt? Und was, wenn ich nicht genau diesen Stuhl gewählt hätte? Tja, dann würde mein Leben heute vermutlich ganz anders aussehen …

Wir drehten uns also zueinander um und stellten uns vor. Innerhalb der ersten Minuten waren wir schon so sehr am Lachen, dass uns alle anderen komisch anschauten. Aber das war uns egal. Pauline und ich, wir hatten uns quasi gesucht und gefunden. Die Stunde ging viel zu schnell vorbei, und ich schob ihr meine Handynummer zu.

Pauline und ich wurden quasi unzertrennlich. Im Kurs arbeiteten wir wirklich immer zusammen. Wenn wir gebeten wurden, in anderen Konstellationen zu arbeiten, warteten wir einfach und schauten uns suchend um, bis wir die Einzigen waren, die noch keinen Partner hatten.

Gegen Ende ihres Aufenthaltes habe ich sie dann eingeladen, mit zu meinen Eltern zu fahren, um das schöne Sauerland kennenzulernen. Sie hat mich zur Abschiedsfeier der Franzosen eingeladen. Umso schwerer fiel uns am Ende der Abschied, denn wir wussten nicht, wann wir uns wiedersehen würden …

Doch uns würde für immer diese Zeit verbinden, die wir zusammen verbracht haben.

Und das, Kinder, ist die Geschichte, wie ich eure Tante Pauline kennenlernte.

Pauline, La Réunion
Ich habe am Programme d’Études en Allemagne teilgenommen. Es ermöglicht uns, für ein Semester in Deutschland zu studieren. An der RUB habe ich den Kurs „Face à Face“ besucht und dort Pia kennengelernt. Wir haben uns von der ersten Stunde an super gut verstanden und sogar direkt die Handynummern ausgetauscht.

Jede Stunde hatte ein anderes Thema. Was ich genial fand war, dass wir während des gesamten Kurses nichts Anderes gemacht haben, als zu reden, über ein Thema zu diskutieren; auch wenn das manchmal ein bisschen schwer für mich war, nicht Französisch zu reden. Wir haben uns außerdem auch gegenseitig korrigiert und wir konnten beide im Kurs neue Sachen lernen. Der Kurs war mein Lieblingsmoment der ganzen Woche!

 

Veröffentlicht

Mittwoch
22. Januar 2020
08:51 Uhr

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