Psychologie Akademikerkinder stehen stärker unter Stress
Wenn die Eltern einen Studienabschluss haben, meinen auch die Kinder, ein Studium meistern zu müssen – das kann stressen.
Der Beginn eines Studiums ist für alle eine aufregende Phase. Kinder aus Akademikerhaushalten haben während dieser Zeit allerdings deutlich mehr Stress als solche aus Nicht-Akademikerfamilien. Das hat ein schweizerisch-deutsches Forschungsteam anhand einer Haaranalyse unter Studienanfängerinnen herausgefunden. Möglicherweise stresst sie die Befürchtung, durch ein Versagen im Studium den Sozialstatus der Familie zu gefährden, folgern Autor Prof. Dr. Alex Bertrams von der Universität Bern und Autorin Dr. Nina Minkley von der RUB. Sie berichten in Frontiers of Psychiatry vom 5. Juni 2020.
Stresshormon lagert sich im Haar ein
In Stresssituationen schüttet der Körper vermehrt das Hormon Cortisol aus, das auch in die wachsenden Haare gelangt und sich dort – im Falle von über längere Zeit hohen Werten – einlagert. Untersucht man die Haare, kann man daran erkennen, in welchen Phasen eine Person vermehrt Stress hatte.
Um herauszufinden, ob sich das Stresslevel bei jungen Menschen mit verschiedenen familiären Hintergründen zu Beginn eines Hochschulstudiums unterscheidet, gewann das Forschunsgsteam insgesamt 71 Testpersonen, aufgrund der notwendigen Haarlänge Frauen.
Es stellte sich heraus, dass Studienanfängerinnen aus Akademikerhaushalten, in denen mindestens ein Elternteil selbst über einen Hochschulabschluss verfügte, höhere Stresslevel aufwiesen als solche aus Nicht-Akademikerhaushalten, obwohl sie sich in anderen Punkten nicht unterschieden. Der selbst wahrgenommene Stresslevel unterschied sich zum Beispiel nicht.
Drohender Statusverlust stresst
Das Forschungsteam interpretiert dieses Ergebnis als Zeichen dafür, dass Studentinnen aus Akademikerhaushalten stärker unter Druck sind, weil ein Versagen im Studium einen Statusverlust für sie und ihre Familie bedeuten würde.