Archäologie Ein Archiv wird digitalisiert
Die Archäologin Barbora Weissova möchte mit einem Projekt ein Archiv für Studierende und mit Studierenden digital erforschbar machen.
Wenn es um die Arbeit von Archäologinnen und Archäologen geht, ist die erste Assoziation wohl das Bild von Menschen, die mit kleinen Schaufeln oder Pinseln ihre Entdeckungen freilegen. Feldforschung mit Schaufel und Spitzhacke ist tatsächlich ein wichtiger Bestandteil der archäologischen Arbeit, aber sie ist nicht alles. „Viel Arbeit findet am Schreibtisch oder im heimischen Institut statt“, sagt die Akademische Rätin Dr. Barbora Weissova, die am Lehrstuhl für Klassische Archäologie der RUB Archäoinformatik lehrt und mit ihrem Projekt das Attika-Archiv digitalisieren möchte.
Weissova möchte mit dem Projekt „Interaktivierung eines Staubfängers: Das Potenzial archivarischer Daten entdecken und mit Data Science erschließen“ das Material des Attika-Archivs der RUB interaktivieren, intuitiv miteinander verknüpfen und digital erforschbar machen. Studierende können bei der Digitalisierung der Daten mithelfen und eventuell ein Thema für ihre Abschlussarbeit entdecken. „Digitale Archive sind ein brandaktuelles Thema. Heutzutage sollten alle Forschungsdaten auch in digitaler Form abgelegt werden, dauerhaft gepflegt und greifbar sein“, erklärt die Archäologin. „Das Thema ist neu und findet in der Lehre kaum Berücksichtigung. Das vom Universitätsprogramm Forschendes Lernen: Data Science geförderte Projekt ist ein Versuch, diese Lücke zu schließen.“
Digitalisierung in der Archäologie
Wie viele andere Studiengänge ist auch das Studium der Archäologie zunehmend digitaler geworden. Das ist auch wichtig, denn auch die professionelle archäologische (Feld-) Forschung, bedient sich moderner Technik als Hilfsmittel. „Digitale Werkzeuge und Methoden kommen immer mehr zum Einsatz. Sie dienen beispielsweise der Vermessung oder der fotografischen Dokumentation im Feld; und in der Aufbereitung nutzen wir sie, um zum Beispiel die Messdaten zu verarbeiten oder um die Felddokumentation von Funden und Befunden ins Reine zu bringen – etwa mit raster- sowie vektorbasierten Bildbearbeitungssoftwares zur Nachbearbeitung von Fotos und Zeichnungen oder um eine dreidimensionale Darstellung mithilfe von Structure from Motion-Anwendungen und Computer-Aided Design zu erzeugen,“, erklärt die Forscherin.
Auch das Einpflegen der gewonnenen Daten in Datenbanken und am Ende die Präsentation der Ergebnisse bauen auf Basisfertigkeiten im Umgang mit digitalen Werkzeugen. „Als gut ausgebildeter Archäologe reicht es also nicht mehr wirklich, Spitzhacke und Schaufel zu schwingen – der sichere Umgang mit digitalen und digitalisierten Dateien ist unumgänglich und bringt auch spannende Möglichkeiten mit sich“, fasst Weissova zusammen, die am Lehrstuhl der Klassischen Archäologie der RUB regelmäßig Seminare oder Übungen zu archäoinformatischen Methoden und digitalen Analysen zum Beispiel mithilfe von Geoinformationssystemen anbietet.
Das Attika-Archiv
Das Attika-Archiv beherbergt die Dokumentation der Feldforschungen der Professoren Hans Karl Lauter und Hans Lohmann im antiken Nomos Attikis, der Region um das moderne Athen in Griechenland. Darunter befinden sich Diapositive, Fotos, Zeichnungen, Pläne, Karten, Tagebücher, Korrespondenzen, diverse administrative Unterlagen, Vermessungsdaten und vieles mehr aus über 40 Jahren Feldforschung. Material, das bislang überwiegend analog vorliegt und noch auf seine digitale Aufbereitung wartet.
„Im Projekt habe ich mir vorgenommen, das ganze Material zu interaktivieren und gleichzeitig die Studierenden der Archäologischen Wissenschaften durch ein Praktikum an dem Prozess zu beteiligen und Erfahrungen im Umgang mit den Archivalia und ihren digitalen Entsprechungen sammeln zu lassen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf dem Prozess der Digitalisierung und der digitalen Verknüpfung, der verschiedenen Datenformate und Inhalte“, beschreibt Weissova das Projekt.
Zur Durchführung des Praktikums ist konzeptionelle Vorarbeit notwendig. Zwei studentische Hilfskräfte, Clarissa Haubenthal und Jakob Matyschok, und die studentische Volontärin Silke Saul-Wichert arbeiten bereits seit einem Semester daran mit. „Auch Professor Lohmann steht uns als einer der Urheber der Daten mit viel Engagement und Begeisterung zur Seite“, sagt die Forscherin.
Ist alles digitalisiert, und in dem Doppel aus relationaler und georäumlicher Datenbank erfasst und eingepflegt, soll eine interaktive Karte es ermöglichen, die Fundstellen in Attika digital zu besuchen.