Theomorphe Maschinen „Roboter, bete für mich!”
Können Roboter als Instrumente Gottes dienen? An der Ruhr-Universität finden Mitte März Erkundungen zur Robotik und Theologie statt.
Er hat die Figur eines Engels in betender Haltung und kann über Video- und Audioschnittstellen mit Menschen kommunizieren, um für persönliche Gebetsanliegen möglichst passende Gebete zu finden und gemeinsam zu beten: CelesTE heißt der Gebetsroboter von Gabriele Trovato, der im Rahmen eines internationalen Workshops aus Japan an die Ruhr-Universität kommt und seinen Roboter für drei Tage öffentlich zugänglich machen wird. Forscherinnen und Forscher aus Europa, Japan und den USA ergründen hier das Phänomen der „theomorphen Maschinen“ aus ihrer jeweiligen wissenschaftlichen Perspektive.
Von theomorphen Maschinen und intelligenten Assistenten
Robotik und Theologie, das mag wie ein Widerspruch klingen, ist aber in vielen Bereichen des religiösen Lebens längst Realität. Soziale Roboter finden sich beispielsweise in buddhistischen Tempeln, sie dienen der Koranrezitation in Mekka und Medina, es gibt den Segnungsroboter BlessU2 und den Gebetsroboter SanTO im christlichen Kontext sowie andere theomorphe Maschinen und intelligente Assistenten, die die religiöse Praxis unterstützen könnten. Sie regen zu verschiedenen Überlegungen in der praktischen und systematischen Theologie an: Können wir mit Robotern beten? Werden Roboter möglicherweise selbst religiöse Erfahrungen machen? Eignen sich Roboter und andere technische Systeme, die auf Künstlicher Intelligenz basieren, gar als pastorales Personal?
„Mit diesen Fragen wird sich die Theologie in den kommenden Jahren auseinandersetzen müssen, wenn sie nicht nur den gesellschaftlichen Diskurs über Robotik und Künstliche Intelligenz, sondern auch die sich abzeichnende Integration von Robotersystemen in die religiöse Praxis aktiv mitgestalten will“, sagt Lukas Brand. Er ist Wissenschaftler am Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Wissenschaftstheorie der Ruhr-Universität Bochum und Mitveranstalter des Workshops.
Eine Plattform für junge Forschende
Die Veranstaltung bietet jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine Plattform, um ihre Forschungsprojekte und -perspektiven im interdisziplinären Bereich von Religion und Robotik vorzustellen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben die Möglichkeit, über die vorgestellten Beiträge zu diskutieren und sich untereinander sowie mit führenden Experten auf diesem Gebiet auszutauschen. Die Hauptredner sind die praktische Theologin Ilona Nord aus Deutschland, die systematische Theologin Noreen Herzfeld aus den Vereinigten Staaten und der Ingenieur Gabriele Trovato aus Japan, die ihre aktuellen Forschungsinitiativen vorstellen werden.