Klonschaf Dolly mit ihren Drillingen Lucy, Darcy and Cotton
© The Roslin Institute, The University of Edinburgh

Wissenschaftsgeschichte Wie es wirklich zu Klonschaf Dolly kam

Im Rückblick sieht es so aus, als wäre die Gewinnung neuen Wissens ein zielgerichteter Prozess. Dass das nicht stimmt, kann Christina Brandt an vielen Beispielen belegen. Eines davon ist die Geschichte des Klonens.

Als 1996 das Klonschaf Dolly geboren wurde, war das Klonen in aller Munde. Öffentlich schien es, als sei die Geburt des prominenten Säugetierklons das i-Tüpfelchen auf jahrzehntelanger Vorarbeit der Forscher, die nun am vorläufigen Ziel ihrer Pläne angelangt waren. Wie es wirklich zum Klonschaf kam, hat Prof. Dr. Christina Brandt im Detail untersucht. Die Wissenschaftshistorikerin, die der Mercator-Forschergruppe „Räume anthropologischen Wissens“ an der Ruhr-Universität Bochum angehört, vollzieht die Entstehung von Wissen in den Lebenswissenschaften nach. Ihr Fazit: Wissen entsteht vollkommen unvorhersehbar.

Wie eine Detektivin

Wissenschaftliche Veröffentlichungen, Nachlässe verstorbener Forscher, Notizen aus der Arbeit im Labor, Zeitzeugeninterviews, Zeitungsartikel, Vorträge von Tagungen sind die Quellen von Christina Brandt. Wie eine Detektivin schlüpft sie in die Haut der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ergründet ihre Netzwerke, versucht jedes einzelne Detail ihrer Experimente nachzuvollziehen.

Äpfel waren die ersten Klone

Im Falle des Klonens geht die Geschichte zurück bis an den Beginn des 20. Jahrhunderts. Damals ging es um die ungeschlechtliche Erzeugung von Pflanzen. Äpfel waren die ersten Klone. Erst viel später griffen Wissenschaftler anderer Disziplinen die Technik für andere Zwecke wieder auf und entwickelten sie weiter. Embryologen nutzten sie für ihre Grundlagenforschung. Und wieder andere kamen 30 Jahre später darauf zurück und erzeugten Dolly.

Ein ethisches Problem

Große zeitliche Lücken und das Überschreiten von Disziplinengrenzen sind in der Wissenschaftsgeschichte typisch. „Man kann nie wissen, wofür etwas, das jemand zu einem bestimmten Zweck entwickelt, einmal genutzt werden wird. Das ist natürlich auch ein ethisches Problem“, so Christina Brandt. Unzählige Faktoren und Zufälle haben einen Einfluss auf die Wissensentstehung. „Gewissheiten, die wir heute zu haben meinen, können in ein paar Jahrzehnten schon längst wieder revidiert oder gar überholt sein“, sagt die Forscherin.

Ausführlicher Beitrag in Rubin

Einen ausführlichen Beitrag über die Forschung von Christina Brandt und ein Interview mit ihr finden Sie im Wissenschaftsmagazin Rubin der Ruhr-Universität Bochum. Texte auf der Webseite und Bilder aus dem Downloadbereich dürfen unter Angabe des Copyrights für redaktionelle Zwecke honorarfrei verwendet werden.

Pressekontakt

Prof. Dr. Christina Brandt
Fakultät für Philosophie und Erziehungswissenschaft
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 27999
E-Mail: christina.brandt@rub.de

Unveröffentlicht

Von

Meike Drießen

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