Geografie Wie Weltraumbilder in den Schulunterricht kommen
Apps, die Übungsblättern Leben einhauchen, und Live-Bilder aus dem All – so werden naturwissenschaftliche Fächer attraktiv.
Bilder der Erde aus dem Weltall üben eine große Faszination aus. Geografen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) und der Universität Bonn helfen Schülerinnen und Schülern zu entdecken, wie viel mehr dahintersteckt. Im neuen Projekt Kepler ISS entwickeln sie unter anderem Smartphone-Apps, die Übungsblätter beleben, und einen Schulwettbewerb in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das Projekt startet im Mai 2017 und wird von der Raumfahrtagentur des DLR mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie für zwei Jahre mit rund 400.000 Euro gefördert.
Die Internationale Raumstation (ISS), die die Erde ungefähr alle anderthalb Stunden umrundet, ist mit vier Kameras ausgestattet, die Tag und Nacht hochaufgelöste Live-Bilder zur Erde schicken. Diese Bilder der NASA-Mission High Definition Earth Viewing (HDEV) sind nicht nur schön, sondern enthalten auch viele Informationen. „Man kann zum Beispiel erkennen, wie die Landnutzung durch den Menschen mit dem Klimawandel in Zusammenhang steht – wenn man die Bilder richtig lesen kann“, erklärt Prof. Dr. Carsten Jürgens vom Lehrstuhl Geo-Fernerkundung der Arbeitsgruppe Geomatik der RUB.
Bilder und Informationen für Schulen aufbereiten
Dazu bereiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Projekt „Kompetenzorientiertes, erfahrungsbasiertes und praktisches Lernen mit Erdbeobachtung von der ISS“, kurz Kepler ISS, die Bilder und Informationen so auf, dass sie für den Schulunterricht nutzbar sind. „Wir orientieren uns dabei immer an den vorgegebenen Lehrplänen der Sekundarstufen I und II für die MINT-Fächer, Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik“, sagt Projektmitarbeiter Dr. Andreas Rienow. Die Materialien stellen die Forscher auf verschiedenen Online-Plattformen für Lehrerinnen und Lehrer zur Verfügung. Außerdem bieten sie Workshops für Lehrpersonal von Schulen an. „Unser Ziel ist, dass die Schülerinnen und Schüler eigenständig lernen und das Lehrpersonal eher eine Moderatorenfunktion einnimmt“, erläutert der Geograf. Dabei eignen sich die Materialien nicht nur für den Erdkundeunterricht, sondern auch für andere Fächer, zum Beispiel Physik.
Wettbewerb fordert Kreativität
Mittels Augmented Reality gewinnen zum Beispiel die Lehrinhalte an Leben: Nach der Installation einer App sollen Schülerinnen und Schüler mit dem Smartphone über ein Arbeitsblatt schwenken und etwa ein Video abspielen können, das vertiefte Informationen zum Dargestellten zeigt. Im Projekt geplant ist außerdem ein Schulwettbewerb, der den Raumflug des deutschen Astronauten Alexander Gerst begleiten soll. „Da wird Kreativität gefragt sein, und die Gewinner werden ganz besondere Trophäen bekommen“, verspricht Andreas Rienow. Das Projekt soll Schülerinnen und Schülern für die Fernerkundung aus dem All begeistern und somit auch möglichen Nachwuchs für die Wissenschaft.
Das Projekt Kepler ISS ist der Nachfolger des Projekts Columbus Eye, das an der Universität Bonn beheimatet war, und baut auf dessen Erkenntnissen auf. Auf der Projektwebseite kann man zum Beispiel Livebilder der ISS-Kameras anschauen oder gezielt nach Aufnahmen von Naturereignissen wie Taifunen oder Vulkanausbrüchen suchen. Die Bochumer und Bonner Forscher sind die einzigen, die die von den Videokameras erzeugten Bilder archivieren. Die NASA hatte sie anfangs für nicht archivierungswürdig befunden, nun aber Interesse an dem Archivmaterial angemeldet.