Pheromone Der Duftstoff Hedion beeinflusst menschliches Verhalten
Ob Menschen – so wie Tiere – über Pheromone kommunizieren, ist umstritten. Eine Studie von Riech- und Verhaltensforschern der Universitäten Bern, Köln und Bochum könnte der Forschung neuen Antrieb geben.
Eine neue Studie legt nahe, dass der blumige Duftstoff Hedion menschliches Verhalten beeinflusst. In verhaltensökonomischen Laborstudien von Forschern der Universitäten Bern, Bochum und Köln verstärkte Hedion reziproke Verhaltensweisen nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir“. Diese Ergebnisse sind auch deshalb von Bedeutung, da Hedion zuvor als erster Duft identifiziert wurde, der einen menschlichen Pheromonrezeptor (VN1R1) erregt. Dadurch wird eine Aktivierung einer Gehirnregion hervorgerufen, die an der Hormonsteuerung beteiligt ist, bei Frauen ist der Effekt sogar zehnmal stärker als bei Männern.
Die neuen Ergebnisse zu Hedion wurden gemeinsam von den Ökonomen Prof. Dr. Sebastian Berger, heute an der Universität Bern, Prof. Dr. Axel Ockenfels von der Universität zu Köln sowie dem Zellphysiologen Prof. Dr. Dr. Dr. habil. Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum in der Zeitschrift Frontiers in Behavioral Neuroscience vorgestellt.
Gleiches mit Gleichem vergelten
In den Experimenten reagierten Menschen unter dem Einfluss des Duftstoffs Hedion auf das Vertrauen anderer Personen mit erhöhter Vertrauenswürdigkeit. Verhielten sich die anderen Versuchsteilnehmer nicht kooperativ, neigten sie stärker dazu, diese dafür zu bestrafen. „Unsere Probandinnen und Probanden reagierten etwas freundlicher auf Freundlichkeit und etwas unfreundlicher auf unfaires Verhalten“, erklärt Sebastian Berger.
Die Reaktionsänderungen wurden in Anwesenheit von Hedion im Vergleich zu Situationen gemessen, in denen kein Duft oder ein anderer floraler Kontrollduft im Raum war. Die Konzentrationen der Duftstoffe waren dabei so schwach, dass die Probandinnen und Probanden sie während des Tests nicht bewusst wahrnahmen.
Umstrittene Pheromonkommunikation
Es ist umstritten, ob Menschen so wie Tiere über Pheromone kommunizieren. „Die Ergebnisse könnten ein Hinweis darauf sein, dass es auch bei Menschen eine Pheromonwirkung geben könnte, die sich vom klassischen Riechen unterscheidet“, sagt Hanns Hatt. Axel Ockenfels erklärt: „Reziproke Verhaltensweisen sind deswegen von zentraler Bedeutung für menschliche Interaktion, weil sie Kooperation ermöglichen. Sie stehen daher im Zentrum vieler Verhaltensmodelle in der Evolutionsbiologie und anderer Disziplinen, die sich mit der Entstehung von Kooperation beschäftigen.“
Interdisziplinäre Forschung nötig
„Unsere Studie ist ein erster Schritt hin zu einer vielversprechenden Zusammenarbeit zwischen Riech- und Verhaltensforschern. Wir wollen nun die Robustheit unserer Ergebnisse in anderen Verhaltenskontexten untersuchen und die zugrunde liegenden molekularen Mechanismen identifizieren“, so die Forscher. Wichtig sei auch, natürliche Geruchsmoleküle in Körpersekreten zu identifizieren, die Hedion ähnlich sind und auf den Rezeptor wirken. Denn für den Nachweis menschlicher Pheromonkommunikation ist zunächst ein vom Menschen produzierter Duft nötig, der bei einem anderen Menschen eine spezifische, reproduzierbare Reaktion auslöst.
Bis dahin ist es noch ein langer Weg. Doch die Forscher hoffen, dass ihre Studie weitere interdisziplinäre Forschung motiviert, um beim Menschen die Bedeutung von Pheromonen wissenschaftlich fundiert aufzuklären.