Ernst-Zander-Preis 2017 Wirtschaftliche Energie und schnelle Krankenwagen
Was Betriebswirtschaftlerinnen so alles umtreibt: günstiger Strom bei Flaute und der beste Standort für Rettungswagen.
Zwei Wirtschaftswissenschaftlerinnen der Ruhr-Universität Bochum (RUB) sind am 12. Mai 2017 mit dem Ernst-Zander-Preis ausgezeichnet worden: Dr. Katrin Schulz hat sich in ihrer Dissertation mit der Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugung beschäftigt, Dr. Lara Wiesche mit der Optimierung von Standorten für Rettungswagen. Beide haben ihre Arbeiten am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensforschung und Rechnungswesen von Prof. Dr. Brigitte Werners angefertigt.
Die Tücken des Stroms aus erneuerbaren Quellen
Schon 13,7 Prozent des in Deutschland verbrauchten Stroms stammten 2014 aus erneuerbaren Quellen wie Windkraft und Sonnenenergie. Die erzeugte Strommenge hängt aber von der Windgeschwindigkeit und der Sonnenintensität ab. In Zeiten geringer Stromerzeugung müssen alternative konventionelle, möglichst umweltfreundliche Erzeugungsanlagen einspringen. Dies sind insbesondere gasgefeuerte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK-Anlagen), die sehr effizient sind. Deren Betreiber wollen sie möglichst ökonomisch einsetzen: Mit dem Stromverkauf lassen sich zusätzliche Erlöse erzielen, wenn die Preise die Erzeugungskosten übersteigen. Allerdings sind sowohl kommunale als auch industrielle KWK-Anlagen wenig flexibel.
Katrin Schulz analysiert die daraus resultierenden Herausforderungen für die Einsatzmöglichkeiten von KWK-Anlagen. Sie berücksichtigt die potenziellen Fahrweisen der jeweiligen Anlage und die Möglichkeiten zum Stromhandel, der von schwankenden Preisen auf dem Strommarkt gekennzeichnet ist, um den Einsatz der Anlagen zu optimieren. Mittels mathematischer Modellierungsansätze, die durch Standardsoftware gelöst werden, ermittelt sie das optimale Engagement auf dem Strommarkt sowie die darauf abgestimmte Fahrweise der KWK-Anlage.
Da es vor allem auf die Flexibilität ankommt, untersucht Katrin Schulz auch Erweiterungs- oder Ersatzinvestitionen und entwickelt innovative Lösungsansätze für diese strategischen Investitionsentscheidungen, die auch die Risikoeinstellung des KWK-Anlagenbetreibers berücksichtigen.
Katrin Schulz arbeitet seit Februar 2017 als Gruppenleiterin im Bereich Konzeptentwicklung und Technik der Stadtwerke Düsseldorf.
Damit der Rettungswagen schnell vor Ort ist
Im Notfall muss der Rettungswagen schnell vor Ort sein, egal wo im Stadtgebiet. Dabei kommt es darauf an, wo die Fahrzeuge und das Personal stationiert sind. Die Planer der Rettungsdienste müssen die Standorte angesichts der vorhandenen Ressourcen optimal auswählen – eine komplexe Entscheidung. Lara Wiesche entwickelt in ihrer Arbeit verschiedene Systeme zur Entscheidungsunterstützung. Schwerpunkt ihrer Arbeit ist, auf Basis empirischer Beobachtungen Optimierungsmodelle zu entwickeln, die sowohl Einblicke in das Entscheidungsproblem als auch Handlungsempfehlungen geben.
Die vorgeschlagenen Optimierungsmodelle steigern die Qualität der Versorgung und sind praktisch anwendbar. Lara Wiesche stellt ein integriertes Konzept vor, das die Personal- und die Fahrzeugplanung im Rettungsdienst verknüpft. Mithilfe der vorgestellten innovativen Optimierungsansätze kann die Effizienz der Rettungsdienstsysteme gesteigert werden, ohne dabei die Versorgungsqualität und die Praktikabilität zu vernachlässigen.
Lara Wiesche arbeitet seit April 2017 beim Wohnungsunternehmen Vonovia im Geschäftsprozessmanagement.