Nach dem Aus der Schwerindustrie stehen US-amerikanische ebenso wie deutsche Städte vor der Aufgabe, sich neu zu erfinden. Eines der beiden neuen Promotionskollegs erforscht, wie.
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Zwei neue Forschungskollegs UA Ruhr gewinnt bei neuer Förderinitiative der Volkswagenstiftung

Wie die Medien in den Herkunftsländern mit dem Thema Flüchtlingskrise umgehen, beschäftigt eines der beiden neuen Kollegs.

Gemeinsam besser: Das Motto der Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr) hat sich erneut bestätigt bei einer aktuellen Ausschreibung der Volkswagenstiftung. Diese bewilligte jetzt acht Promotionskollegs, um Wissenschaft und berufliche Praxis auf dem Weg zum Doktortitel stärker miteinander zu verzahnen. Zwei dieser Nachwuchsforscherschmieden kommen an die UA Ruhr.

Medas 21: Entwicklungszusammenarbeit in den Medien

Die Flüchtlingskrise beschäftigt die Deutschen wie derzeit kaum eine andere Frage – wie aber gehen die Medien in den Herkunftsländern der Migranten mit dem Thema um? Welche Rahmenbedingungen haben Einfluss darauf, dass Medien beispielsweise in Afrika nicht ausreichend über Korruption, politische Krisen und bewaffnete Konflikte berichten können – all jene Faktoren, die die Geflüchteten aus den Ländern treiben? Und wo kann der Westen ansetzen, um in diesen Staaten im Umbruch besseren Journalismus und damit mehr Qualität und Objektivität in der Berichterstattung zu fördern?

Dies sind Kernfragen des neuen Forschungskollegs der kommunikationswissenschaftlichen Institute der UA Ruhr: Medas 21 („Global Media Assistance: Applied Research, Improved Practice in the 21 Century“). Das Projekt wird mit rund 1,7 Millionen Euro gefördert. Antragsteller sind Prof. Dr. Susanne Fengler (Technische Universität Dortmund), Prof. Dr. Barbara Thomaß (Ruhr-Universität Bochum) sowie Prof. Dr. Jens Loenhoff (Universität Duisburg-Essen).

„Unser Kolleg verzahnt die internationale Kommunikationswissenschaft und Journalistik mit praxisrelevanten Fragestellungen in der Medienentwicklungshilfe“, erläutert die Hauptantragstellerin des Kollegs, Susanne Fengler. „Der Ansatz verspricht neue Erkenntnisse für die systematische Analyse der sich wandelnden Rahmenbedingungen der Medienentwicklungskooperation, sei es nun im gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen oder technologischen Bereich.“

Doktoranden sammeln Praxiserfahrung

Die Doktoranden verbringen eine bis zu einjährige Praxisphase bei renommierten Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen – und sammeln auf diesem Weg zusätzlich wertvolle Praxiserfahrung. Partner des Projekts sind die Deutsche-Welle-Akademie, die Friedrich-Ebert-Stiftung, die Konrad-Adenauer-Stiftung, die African Media Initiative, Media in Cooperation and Transition, der Catholic Media Council und die schweizerische Fondation Hirondelle.

Möglich wurde der Antragserfolg bei der Volkswagenstiftung insbesondere auch durch eine mehrjährige Förderung der Zusammenarbeit der drei Medien-Institute durch das Mercator Research Center Ruhr (Mercur) in der Graduiertenschule School of International and Intercultural Communication.

Drehbücher für die postindustrielle Stadtentwicklung

Jubeln können auch die Nordamerika-Expertinnen und -Experten des Ruhr Center of American Studies: Im neuen Forschungskolleg „Scripts for Postindustrial Urban Futures: American Models, Transatlantic Interventions“ wollen die Geisteswissenschaftler gemeinsam herausfinden, mit welchen Strategien sich die alten amerikanischen und deutschen Kohle-, Stahl- und Auto-Städte neue, wegweisende Zukunftsszenarien erarbeiten können.

Um das Stadtmarketing detaillierter zu untersuchen, werden demnächst acht Nachwuchsforschende bis zu ein Jahr lang bei deutschen und nordamerikanischen Unternehmen arbeiten. Im Fokus stehen die Bereiche Stadtverwaltung und -entwicklung, Kultur, Bildung, Transport sowie nachhaltiges Bauen und Wohnen.

Vor Ort analysieren die Promovierenden gegenwärtige Modelle, Selbstbeschreibungsprozesse und Handlungslogiken – kurz Scripts. Diese Drehbücher beinhalten wirkmächtige Geschichten aus der Vergangenheit mit folgenreichen Szenarien für die Zukunft. „Da die Vorlagen sehr oft aus den USA stammen, interessieren wir uns vor allem dafür, wie sie angepasst oder umgeschrieben werden müssen, damit sie als Stadtentwicklungs-Modelle greifen“, erklärt Prof. Dr. Barbara Buchenau, die Sprecherin des Kollegs.

Beteiligte aus Wissenschaft und Praxis

Dieses Forschungs- und Ausbildungskonzept fördert die Volkswagenstiftung bis 2022 mit gut 1,7 Millionen Euro. Wissenschaftlich getragen wird das Promotionskolleg durch: Prof. Dr. Barbara Buchenau, Prof. Dr. Jens Martin Gurr und Prof. Dr. Josef Raab (Universität Duisburg-Essen); Prof. Dr. Walter Grünzweig und Prof. Dr. Randi Gunzenhäuser (Technische Universität Dortmund) sowie Prof. Dr. Kornelia Freitag und Prof. Dr. Michael Wala (Ruhr-Universität Bochum). Aus der beruflichen Praxis sind folgende Unternehmen an dem Kolleg beteiligt:

  • für Entwicklungen im Bereich creative city die Kultureinrichtung Dortmunder U, der Regionalverband Ruhr, das Tía Chucha’s Centro Cultural in Los Angeles
  • für Entwicklungen im Bereich inclusive city die Bildungsinitiative Ruhr-Futur, die Kulturkooperative Quilomboarte in New York und die California State University Northridge
  • für Entwicklungen im Bereich sustainable city das Öko-Zentrum NRW, das Umweltamt Essen und die Grüne Hauptstadt Europas, die Stadtentwickler Zachary and Associates aus Detroit, die Duisburger Hafen AG sowie die Stiftung Zollverein.

Möglich wurde der Antragserfolg bei der Volkswagenstiftung insbesondere auch durch eine mehrjährige Förderung der Zusammenarbeit durch Mercur im Forschungsprojekt Spaces – Communities – Representations: Urban Transformations in the U.S.A. (2012-2015).

Promotionskollegs der Volkswagenstiftung

Mit ihrer Ausschreibung möchte die Volkswagenstiftung strukturverändernd auf die Promotionskonzepte in den Geistes-, Kultur- und Gesellschaftswissenschaften wirken. Deshalb unterstützt sie Forschungskollegs mit Pilotcharakter, in denen Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschafter Einblicke in verschiedene Berufsfelder erhalten und sich so während der Promotion auch für eine außeruniversitäre Tätigkeit qualifizieren können.

Mit ihrer einmaligen Ausschreibung „Wissenschaft und berufliche Praxis in der Graduiertenausbildung“ möchte die Volkswagenstiftung einen Perspektivenwechsel anregen, der sich mehr an den praxisbasierten Promotionen im angelsächsischen Raum orientiert. Förderchancen hatten nur die Kolleginitiativen, in denen die außerwissenschaftliche Berufspraxis Teil der promotionsthematischen Arbeit sind.

Die Universitätsallianz Ruhr

Seit 2007 arbeiten die Ruhr-Universität Bochum, die Technische Universität Dortmund und die Universität Duisburg-Essen in der Universitätsallianz Ruhr (UA Ruhr) strategisch eng zusammen. Durch Bündelung der Kräfte werden die Leistungen der drei Partneruniversitäten ausgebaut. Unter dem Motto „gemeinsam besser" gibt es inzwischen über 100 Kooperationen in Forschung, Lehre und Verwaltung. Mit mehr als 120.000 Studierenden und nahezu 1.300 Professorinnen und Professoren gehört die UA Ruhr zu den größten und leistungsstärksten Wissenschaftsstandorten Deutschlands.

Veröffentlicht

Donnerstag
18. Januar 2018
11:06 Uhr

Von

Beate Kostka

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