Arbeitswissenschaft EU-Projekt hilft Geflüchteten in Job und Leben
So soll sich die Dauer der Integration auf ein Jahr verkürzen.
Im Durchschnitt dauert es vier Jahre, bis Geflüchtete in ihrer neuen Heimat wirklich Fuß fassen. Diese Zeit zu verkürzen ist Ziel des Projekts „Regional Integration Accelerators“, an dem Forscherinnen und Forscher des Instituts für Arbeitswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum (RUB) beteiligt sind. Acht Partnerinstitutionen aus Deutschland, Dänemark, Italien und der Türkei entwickeln und testen Methoden, die helfen, Geflüchtete schneller in dauerhafte Beschäftigungsverhältnisse oder in eine tragfähige Selbstständigkeit zu bringen. Das Projekt wird aus dem Europäischen Sozialfonds seit Anfang 2018 mit insgesamt 2,5 Millionen Euro für 30 Monate gefördert. Die Konsortialführung liegt bei der aus Deutschland beteiligten Kommune, der Stadt Offenbach.
Sprachtrainings, Mentoren, Speedmanager
Die Kommunalverwaltungen verschiedener europäischer Städte haben für das Projekt kleine, dezentral organisierte Einheiten aufgebaut, die teils branchen- oder unternehmensspezifisch arbeiten. In einem Assessment sollen sie Geflüchtete auswählen, für die bestimmte Maßnahmen infrage kommen, die der schnelleren Integration dienen.
Dazu gehören zum Beispiel Sprachtrainings, aber auch Mentorenprogramme und sogenannte Speedmanager. Letztere kümmern sich um Faktoren, die den Integrationsprozess behindern oder verlangsamen können, beispielsweise Asylrechtsfragen. „Entscheidend ist, dass Maßnahmen zur Förderung des Integrationsprozesses auf Flüchtlings- und Arbeitgeberseite nicht nacheinander, sondern parallel verlaufen“, sagt Dr. Ruth Orenstrat, Projektmitarbeiterin am RUB-Lehrstuhl Arbeit, Personal und Führung.
Evaluation und Monitoring
Aufgabe des Bochumer Teams ist es, die Erfolgswirkung der Maßnahmen zu evaluieren. Im Zentrum stehen Vorher-Nachher-Messungen und prozessbegleitende Evaluationen. „Wichtig ist, dass dabei auch die zum Teil sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen wie die Integrationsfähigkeit der beteiligten Arbeitgeber oder der regionale Arbeitsmarkt der beteiligten Kommunen mit in die Evaluation einfließen“, sagt Projektleiterin Prof. Dr. Uta Wilkens.
Zudem gibt es Kontrollgruppen: Die Forscher vergleichen die projektbeteiligten Geflüchteten mit anderen Geflüchteten in derselben Kommune. „Die Frage ist“, so Orenstrat, „wie lange es mit und ohne die projektspezifischen Maßnahmen dauert, bis eine Person auf eigenen Füßen steht, das heißt den eigenen Lebensunterhalt selbst erwirtschaftet.“