Sozialpsychologie Wie sich Menschen auf Bahnhöfen bewegen und warum
In manche Ecken gehen wir nicht gerne, andere suchen wir lieber auf. Warum das so ist, untersuchen Forscher in einem Projekt, in dem es um Sicherheit geht.
Wenn sich zur Stoßzeit mehrere volle S-Bahnen leeren, wird es auf dem Bahnhof eng. Das folgende Gedränge ist nicht nur unangenehm, sondern mitunter auch gefährlich. Sozialforscherinnen und -forscher der Ruhr-Universität Bochum (RUB) suchen als Partner des Verbundprojekts Croma Lösungen für dieses Problem. Unter anderem untersuchen sie, was das Verhalten von Menschenmengen beeinflusst, warum sich Einzelne wohin bewegen und was ihr Empfinden prägt. Das Projekt, das die Universität Wuppertal koordiniert, wird für drei Jahre mit insgesamt 2,1 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Subjektive Erfahrungen von Fußgängern
„Im Projekt werden wir subjektive Erfahrungen von Fußgängerinnen und Fußgängern in Verkehrsinfrastrukturen, speziell in Bahnhöfen, mit Methoden der Psychologie erfassen“, erläutert die Bochumer Projektleiterin Dr. Anna Sieben vom Lehrstuhl für Sozialtheorie und Sozialpsychologie. „Dadurch können wir die objektiv gemessenen Werte wie Dichte, Laufwege und Leistungsfähigkeit um subjektive Variablen wie Stress, Sicherheitsempfinden oder Komfort ergänzen.“
Woran sich Menschen orientieren
Ziel ist es herauszufinden, warum Menschen im Bahnhof bestimmte Bereiche vermeiden, welche Wartezonen sie bevorzugt aufsuchen und wie sich hohe Dichten im Bahnhof auf das Empfinden auswirken. Außerdem untersuchen die Psychologen soziale Prozesse und Dynamiken, die das Verhalten in Menschenmengen beeinflussen: An welchen Normen und Regeln orientieren sich Menschen und welche Strategien wenden sie an, um an ihr Ziel zu gelangen? Ziel ist es außerdem, durch geeignetes Crowd-Management eine höhere Robustheit von Verkehrsinfrastrukturen zu erreichen.