Nachhaltigkeit Mit Plasma chemikalienfrei die Haut verbessern
Probleme mit Hautunreinheiten kennen viele Menschen. Das Start-up Glim Skin setzt auf die antimikrobielle Wirkung von kaltem Plasma. Und auf eine chemikalienfreie und umweltfreundliche Produktion.
Rund 85 Prozent aller Teenager leiden unter unreiner, entzündeter Haut. „Ich selbst habe als Jugendliche unter Hautirritationen gelitten und weiß, wie sehr das am Selbstbewusstsein kratzt. Durch die digitalen Medien wird der Leidensdruck sogar noch größer“, weiß Dr. Friederike Kogelheide, Gründerin von Glim Skin. 2022 hat die Elektrotechnikerin der Ruhr-Universität Bochum ein neues plasmabasiertes Hautpflegeprodukt entwickelt. Dieses basiert auf den Forschungserkenntnissen des Lehrstuhls für Angewandte Elektrodynamik und Plasmatechnik, an dem Kogelheide promoviert hat.
Wir wollen die Vorteile der Plasmatechnik allen Personen zugänglich machen.
Mit dem geplanten Markteintritt kommen nun neuste Forschungsergebnisse ins Badezimmer. „Wir wollen die Vorteile der Plasmatechnik allen Personen zugänglich machen. Außerdem ist uns eine nachhaltige, umweltschonende Produktion wichtig.“ Im Interview spricht Kogelheide über den herausfordernden Weg vom Prototypen zur Serienreife, nachhaltiges Wirtschaften und die wertvolle Unterstützung durch das Team des Worldfactory Start-up Centers.
Warum ist Ihnen als junges Start-up Nachhaltigkeit wichtig?
Das Thema Nachhaltigkeit ist im Zusammenhang mit Elektronikprodukten recht umstritten. Daher ist es uns umso wichtiger, diesen Aspekt unseres Wirtschaftens von Anfang an konsequent mitzudenken. Bewusst nachhaltig zu leben, ermöglicht es uns, langfristig die Verfügbarkeit wichtiger Ressourcen zu bewahren.
Was genau ist Ihre Gründungsidee und was macht sie nachhaltig?
Mit Glim Skin haben wir ein elektronisches Kosmetikgerät für den Einsatz gegen Pickel und für mehr Wohlbefinden entwickelt. Unser Kosmetikgerät nutzt die Vorteile von kaltem Plasma, um nachhaltige Ergebnisse ohne negative Auswirkungen, etwa durch den Einsatz chemischer Zusatzstoffe, auf die Umwelt zu erzielen. Zum einen wird die Nutzung von alternativen Produkten, wie mechanischen Peelings, welche teilweise Mikroplastik enthalten, unnötig gemacht und zum anderen können viele Einwegverpackungen der weniger benötigten Gesichtspflegeprodukte eingespart werden.
Unser Ziel: ein langlebiges Produkt ohne verbaute Schadstoffe mit hoher Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit.
Wir haben uns von Anfang an das Ziel gesetzt, ein langlebiges Produkt ohne verbaute Schadstoffe mit hoher Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit zu entwickeln. Außerdem ist es uns wichtig, die Fertigung von Glim Skin regional aufzubauen, um lange Transportwege zu vermeiden.
Plasmen
Wie versuchen Sie, schon während des Gründungsprozesses nachhaltig zu sein?
Bis wir den Prototypen von Glim Skin zur Serienreife weiterentwickelt hatten, war es ein weiter Weg. Wir haben viele Testzyklen sowohl mit dem Produktdesign als auch mit der Elektronikentwicklung durchlaufen. Um keine unnötigen Ressourcen zu verschwenden, haben wir beispielsweise immer nur ein Gehäuse im 3D-Druck produziert und uns auf diese Weise bis zum finalen Produkt herangetastet.
Gibt es etwas, das Sie gerne schon früher gewusst hätten?
Gerne hätte ich früher gewusst, dass alle Schritte bis zum finalen Produkt deutlich länger dauern als prognostiziert. Sei es die Finalisierung des Produktdesigns oder die Zertifizierung: das Erreichen vieler dieser Meilensteine hat trotz guter Zeitplanung immer etwas länger gedauert.
Inwieweit hat Sie das Worldfactory Start-up Center der Ruhr-Universität unterstützt?
Die Mentor*innen des Worldfactory Start-up Centers der Ruhr-Universität haben uns von der Förderantragsstellung bis heute immer tatkräftig mit ihrem Wissen, ihren Erfahrungswerten, ihren kritischen Rückfragen und ihrem hilfsbereiten Netzwerk unterstützt und auf diverse Fallstricke oder blinde Flecken in unserer eigenen Wahrnehmung hingewiesen.
Der Zugang zum Makerspace des Worldfactory Start-up Centers war enorm hilfreich.
Außerdem war der Zugang zum Makerspace enorm hilfreich, etwa um das Gehäusedesign auszuarbeiten und erste Gehäuse dort im 3D-Druck zu fertigen.
Warum lohnt es sich, als Gründerinnen oder Gründer auf Nachhaltigkeit zu setzen?
Die global ausgerufenen Nachhaltigkeitsziele sind nur dann erreichbar, wenn sich alle gemeinsam dafür einsetzen. Daher ist es schon in der Frühphase als Start-up unerlässlich, sich dafür zu engagieren. In dieser Phase gibt es noch keine etablierten Strukturen, die gegebenenfalls abgeändert werden müssen, um beispielsweise eine nachhaltigere Produktion zu forcieren.
Welchen Tipp haben Sie für Gründungsinteressierte, die ihr Start-up nachhaltig gestalten möchten?
Sucht euch Partner, die ein ähnliches Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften haben wie ihr und sich bewusst sind, dass es auch im Bereich von Hardware-Produkten möglich ist, umweltbewusster und nachhaltiger zu entwickeln und zu fertigen, als es auf den ersten Blick scheint.