Ernst-Zander-Preis Effizient Personaleinsatz planen und Maschinen instand halten
So profitieren Bochumer Rettungsdienste von einer Doktorarbeit in der Wirtschaftswissenschaft und Produktionsbetriebe von einer Dissertation in der Maschinenbauinformatik.
Für ihre exzellenten Doktorarbeiten an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) sind Dr. Tristan Becker und Dr. Philip Gebus am 10. Mai 2019 mit dem Ernst-Zander-Preis ausgezeichnet worden. Tristan Becker entwickelte am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Unternehmensforschung und Rechnungswesen von Prof. Dr. Brigitte Werners Methoden zur optimalen Standort- und Schichtplanung. Philip Gebus erarbeitete am Lehrstuhl für Maschinenbauinformatik von Prof. Dr. Michael Abramovici eine Software, die unstrukturiert anfallende Fehlermeldungen von Produktionsanlagen für die Instandhaltung nutzbar macht.
Komplexe Standort- und Personalplanung schnell berechnen
Tristan Becker untersucht kleine, modulare Produktionsanlagen der chemischen Industrie. Sie bestehen aus standardisierten Prozessmodulen, die sowohl transportabel als auch untereinander flexibel kombinierbar sind. Dadurch können sie jeweils dort eingesetzt werden, wo der Kunde ein Produkt nachfragt, und genau das gewünschte Produkt herstellen.
Im Bereich der Standortplanung untersucht Tristan Becker komplexe und damit zeit- und kostenintensivere Planungsfragen, zum Beispiel bei der Einteilung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese Probleme löste er durch innovative mathematische Formulierungen. Er entwickelte etwa Modelle und Algorithmen, die es ermöglichen, auch für eine große Zahl an Mitarbeitern in kurzer Zeit einen Plan zu ermitteln, der gleichzeitig Mitarbeiterinteressen berücksichtigt. Ein sogenannter zyklischer Schichtplan hilft, den Aufwand der Planung zu reduzieren, weil er bei unveränderten Anforderungen einfach wiederholt werden kann.
Die Methoden zur Schichtplanung haben sich bereits in der Praxis bewährt: Seit 2018 setzt der Bochumer Rettungsdienst einen Dienstplan ein, der durch Beckers Methoden ermittelt wurde.
Assistenz für Instandhaltung in der Produktion
Die Instandhaltung von Produktionsmaschinen könnte effizienter funktionieren: Viele Kompetenzen befinden sich nur in den Köpfen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, werden nicht systematisch erfasst und sind daher nicht ad hoc abrufbar. Daten wie Fehlermeldungen der Geräte fallen in unstrukturierter Form an und können deswegen nur schlecht genutzt werden, um Erfahrungen zu sammeln und Rückschlüsse daraus zu ziehen.
Philip Gebus hat Methoden zur automatisierten Analyse, Bereitstellung und Qualitätssicherung von Instandsetzungsberichten in natürlicher Sprache und beliebiger Struktur entwickelt und in einen Softwareprototyp implementiert. Der Prototyp unterstützt die Servicetechniker unter anderem dabei, Fehler zu orten, indem er automatisiert mögliche Störungsursachen darstellt. Das gewonnene Störungswissen könnte über die Instandhaltung hinaus auch genutzt werden, um zukünftige Produktgenerationen zu verbessern.