Geografie Wie die Städte in NRW ins Land gewachsen sind
Um ein Drittel sind die stark versiegelten Flächen in NRW seit 1985 gewachsen. Ein Problem angesichts des Klimawandels.
Wo landwirtschaftliche Flächen oder Wald für Wohnen und Verkehr bebaut werden, gehen nicht nur wertvolle Böden verloren, sondern können auch urbane Hitzeinseln entstehen. Den Flächenverbrauch in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen 50 Jahren hat das Team des Projekts Klimnet am Geografischen Institut der Ruhr-Universität Bochum (RUB) gemeinsam mit dem Wissenschaftsladen Bonn anhand von Satellitenbildern analysiert. Aus dem Projekt, das im Juni 2020 endet, ist ein geografisches Informationssystem entstanden, in dem alle Interessierten recherchieren können. Außerdem können Bürgerinnen und Bürger selbst weiter mitmachen.
Prognose des Flächenverbrauchs bis 2030
Anhand der thematischen Karten von 1985 und 2017 lässt sich im Geoinformationssystem, dem sogenannten Web-GIS des Projekts, das Städtewachstum in NRW beobachten und für alle Gemeinden vergleichen. So haben Areale, die zu mindestens 40 Prozent versiegelt sind, in NRW von 1985 bis 2017 um 30 Prozent zugenommen.
Für die Partnerstädte des Projektes, Bonn und Gelsenkirchen, sowie für die Stadt Bochum als Heimat der RUB, erstellte das Projektteam auch eine Prognose des Flächenverbrauchs bis zum Jahr 2030. Demnach würde bei einem Fortschreiten des bisherigen Wachstums die versiegelte Fläche dort um etwa elf Hektar jährlich zunehmen. „Besonders dicht versiegelte Flächen sorgen nicht nur für Überschwemmungen bei Starkregenereignissen, sondern auch für die Bildung von Hitzeinseln in Sommer“, erläutert Projektleiter Prof. Dr. Andreas Rienow.
Viele Tools für alle Interessierten
Um die Veränderungen und die Auswirkungen auf das Klima zu visualisieren, werden im Web-GIS statistische Grafiken und zusätzliche Karten durch einen Klick angezeigt. „Besonders interessant ist es zu sehen, in welche Flächen sich unter anderem Wald und Grünflächen verändert haben und wie die Entwicklung in Wohn- und Stadtgebieten verlaufen ist“, so Rienow. Nutzer erhalten Informationen zum Durchgrünungsgrad und zum Abstand eines Ortes zu den nächstgelegenen Wald-, Wiesen- und Wasserflächen. Auch den durchschnittlichen Anstieg der Landoberflächentemperatur von 1982 bis 2017 kann man aus den Karten ablesen.
Die Betrachtung sogenannter lokaler Klimazonen, welche dem Nutzer weitere Aspekte der Stadtmorphologie aufzeigen, ist ebenfalls möglich. Zusätzlich verfügt das Web-GIS über viele weitere Tools, die etwa das Messen von Flächen und Strecken sowie das Erstellen und Exportieren von eigenen Karten ermöglichen. In der Crowdmapping-Sektion können Bürgerinnen und Bürger selbst tätig werden und klimarelevante Orte kartieren.