Teilnehmende gesucht Soziale Kompetenz nach Schädel-Hirn-Trauma trainieren
Eine Schädel-Hirn-Verletzung kann Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen mit sich bringen. Eine Online-Therapie soll Betroffenen helfen.
Schwierigkeiten, die Gefühle anderer zu erkennen und sich in andere hineinzuversetzen, bringen Menschen nach einem Schädel-Hirn-Trauma häufig in Konfliktsituationen. Ein Team des Neuropsychologischen Therapie Centrums der Ruhr-Universität Bochum (RUB) hat mit Unterstützung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung DGUV ein Online-Therapieprogramm entwickelt, das helfen soll. Ab August 2021 wird seine Wirkung getestet. Personen, die innerhalb der vergangenen fünf Jahre eine Schädel-Hirn-Verletzung erlitten haben und seitdem Schwierigkeiten im sozialen Bereich bemerken, sind zur Teilnahme eingeladen. Infos gibt es online und per Mail.
Konflikte in der Familie und am Arbeitsplatz
Jedes Jahr erleiden bis zu 550.000 Menschen in Deutschland eine Hirnschädigung. Rund die Hälfte davon geht auf Schädel-Hirn-Verletzungen zurück, zum Beispiel durch Unfälle am Arbeitsplatz oder im Straßenverkehr. Die Betroffenen leiden häufig langfristig unter Bewegungseinschränkungen, Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsproblemen sowie Schwierigkeiten bei der Organisation und Planung des Alltags. „In den vergangenen Jahren wurden bei der Rehabilitation zunehmend auch Schwierigkeiten im Bereich der sozialen Kognitionen beobachtet“, berichtet Studienleiterin Prof. Dr. Patrizia Thoma. Häufig haben die Betroffenen Schwierigkeiten, sich in andere Personen gedanklich und gefühlsmäßig hineinzuversetzen, was zu konfliktbeladenen sozialen Interaktionen sowohl in der Familie als auch am Arbeitsplatz führen kann.
Abhilfe schaffen soll das internetgestützte „Programm zur Behandlung von Einschränkungen Sozialer Kognitionen und Kompetenzen der Ruhr-Universität Bochum“, kurz SoKoBo. Über 16 Wochen können Patientinnen und Patienten das Programm an vier bis fünf Tagen pro Woche zu Hause bearbeiten. Es umfasst drei Module, in denen es darum geht, die Gefühle anderer Menschen anhand von Gesicht, Körperhaltung und Stimme zu erkennen, die gedankliche und gefühlsmäßige Perspektive anderer Menschen einzunehmen und effektive Lösungen für schwierige Situationen zu finden. Neben Psychoedukationsblöcken, in denen über die möglichen Probleme in den verschiedenen Bereichen aufgeklärt wird und Strategien zum Umgang mit diesen vermittelt werden, üben die Teilnehmenden in Trainingsblöcken die Anwendung der so erlernten Strategien. In einer Pilotstudie mit gesunden älteren Menschen hat sich das abwechslungsreich mit Texten, Bildern, Videos und Hörspielen gestaltete Programm als gut bedienbar erwiesen.