Medizin Neuer Wirkstoff gibt Hoffnung bei Acne Inversa
Bislang war nur ein einziger Wirkstoff gegen die Krankheit zugelassen, und er wirkte nur bei der Hälfte der Betroffenen. Experten bewerten die zweite Therapieoption als Meilenstein.
Acne Inversa gehört zu den tückischsten Hautkrankheiten überhaupt: Besonders an behaarten Hautpartien der großen Hautfalten, zum Beispiel in Achseln und Leisten, treten chronische Entzündungen mit schmerzhaften Knoten, Abszessen, Fisteln und Vernarbungen auf. Mit dem Wirkstoff Adalimumab stand bisher nur ein einziges Medikament zur Verfügung, auf das aber nur rund 50 Prozent der Betroffenen ansprachen. Zwei parallele Studien mit mehr als 1.000 Teilnehmenden an 168 Zentren in 29 Ländern belegten nun die Wirksamkeit eines weiteren Wirkstoffes namens Secukinumab. Die Studien, an denen die Dermatochirurgie der Universitätsklinik für Dermatologie der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef-Hospital Bochum beteiligt ist, wurden in der Fachzeitschrift The Lancet vom 3. Februar 2023 veröffentlicht.
Wirkstoff wird gegen andere Erkrankungen schon eingesetzt
Die Substanz Secukinumab wird bereits gegen Schuppenflechte und in der Rheumatologie eingesetzt, bisher jedoch nicht bei Acne Inversa. „Ein weiteres Präparat zu haben, ist ein Quantensprung“, betont Prof. Dr. Falk Bechara, Leiter der Dermatochirurgie der Ruhr-Universität, der auch das Design der Studie mitgestaltet hat. Seine Klinik behandelt über 1.000 von Acne inversa betroffene Menschen pro Jahr, rund 300 von ihnen werden hier jedes Jahr operiert.
Die Langzeitstudie bewertete die Effektivität des Wirkstoffs Secukinumab sowohl nach 16 als auch nach 52 Wochen Behandlung. Hierbei zeigte sich eine Effektivität bei etwa 50 Prozent der Behandelten nach 16 Wochen. „Die Effektivität wurde bis Woche 52 nicht nur beibehalten, sondern verbesserte sich tendenziell sogar noch“, berichtet Falk Bechara.
Acne inversa
Geschätzt 800.000 Menschen in Deutschland leiden unter Acne Inversa, auch Hidradenitis suppurativa genannt. Kompliziert ist die Erkrankung unter anderem deshalb, weil sie meist sehr spät erkannt wird. Zwischen den ersten Beschwerden und der Diagnose vergehen oft mehr als zehn Jahre, in denen die Betroffenen einem hohen Leidensdruck ausgesetzt sind.
Ist die Erkrankung dann erkannt, entfaltete das bisher einzig zugelassene Medikament nicht immer die gewünschte Wirkung. „In diesen Fällen gab es für die Patientinnen und Patienten medikamentös bisher keine weitere zugelassene Therapie. Für sie ist das neue Präparat ein Grund zur Hoffnung“, sagt Falk Bechara. Das Präparat geht nun für die Indikation bei Acne Inversa ins Zulassungsverfahren. In den vergangenen Jahren hatte es immer wieder Studien über Alternativpräparate gegeben, die aber allesamt mangels Wirksamkeit abgebrochen werden mussten.