
Sprachführer Reine Herzenssache
Zwischen Bachelor und Master mal eben ein Sachbuch schreiben? Sarah Lehwald und Magnus Fischer haben es getan.
Die Romanistikstudenten Sarah Lehwald und Magnus Fischer haben den ersten Sprachführer veröffentlicht, mit dem Deutsche Mauritius-Kreol lernen können.
Auf der Insel im Indischen Ozean sprechen 90 Prozent der 1,3 Millionen Einwohner Kreol. Besucher, die diese Sprache beherrschen, gewinnen schnell neue Freunde. So erging es auch Sarah Lehwald und Magnus Fischer, als sie 2014/2015 ein Jahr lang an der University of Mauritius studierten. „Die Einheimischen waren begeistert, dass wir ihre Sprache lernen“, sagt Fischer.
Für Kinder aus einfachen Verhältnissen ist das ein Problem, sie können nur Kreol.
Sarah Lehwald
Kreol ist bislang keine offizielle Sprache auf Mauritius, in der Schule beispielsweise wird Englisch gesprochen. „Für Kinder aus einfachen Verhältnissen ist das ein Problem, sie können nur Kreol“, sagt Lehwald. Nun wird die Sprache aufgewertet, auch mithilfe des Studiengangs French and Creole Studies. Er wurde 2014 eingeführt und richtet sich auch an angehende Lehrer.
Lehwald und Fischer gehörten zu den Studenten des ersten Jahrgangs. Fischers Begeisterung für Kreol und Mauritius wurde bereits 2008 bei einem Praktikum auf der Insel geweckt. Sie ließ ihn nicht wieder los, zumal er während seines Bachelorstudiums an der RUB wieder mit Kreol zu tun hatte. Genau wie Lehwald wollte er unbedingt ein Studienjahr im Ausland verbringen. Die Wahl fiel auf Mauritius. Kaum angekommen, brüteten die beiden auch schon die Idee mit dem Sprachführer aus.
Mit ihrem Kommilitonen Oswaldo Michel fanden sie einen einheimischen Mitstreiter und konnten sich der Aufgabe von zwei Seiten nähern: Welche Probleme habe ich als Deutscher, Kreol zu lernen? Was sagt der Muttersprachler dazu?
1.700 Vokabeln
Dann begann die mühevolle Arbeit. Zunächst brauchten die drei Autoren natürlich ein Konzept. Dann mussten sie festlegen, welche Vokabeln in ihr Werk gehören. Sie gingen das kreolische Wörterbuch Eintrag für Eintrag durch und entschieden sich letztlich für 1.700 der 17.000 möglichen Wörter. Diese sind am Ende des Buches aufgelistet und ins Deutsche übersetzt. Weitere großen Themen sind Grammatik und Beispielkonversationen aus über 30 Themenbereichen. Insgesamt steckt weit über ein Jahr Arbeit in dem Buch, das Ende April erschienen ist.
Geld können die Autoren damit nicht verdienen. Es ist ihnen „eine reine Herzensangelegenheit“, so Sarah Lehwald. Vorab mussten sie und Magnus Fischer sogar eigenes Geld in das Projekt stecken, darunter die Kosten für das Auslandsjahr, allein 4.000 Euro an Studiengebühren. Lehwald und Fischer haben ihr Jahr auf Mauritius selbst finanziert und geplant. „Wir wurden aber organisatorisch vom Romanischen Seminar und speziell von Kustos Jürgen Niemeyer unterstützt“, betont Fischer.
Zielgruppen
Und wer kauft nun das Buch? Zur Zielgruppe gehören einerseits Romanistik-Studenten, die sich intensiver mit Kreol beschäftigen möchten. Zum anderen können sich deutsche Touristen damit für ihren Urlaub auf der Trauminsel wappnen. Mauritius gilt zudem bekanntlich als beliebtes Ziel für Hochzeiten; Lehwald und Fischer wissen von einem Hotel, in dem jährlich 100 Hochzeiten von Deutschen stattfinden.
Zudem leben auf der Insel dauerhaft viele Deutsche, die die Sprache der Einheimischen nicht beherrschen. Bislang konnte man Mauritius-Kreol nur lernen, wenn man auch Französisch spricht. Aber dieses Problem haben Lehwald und Fischer nun gelöst.