Charlotte Hüser war traurig, als sie Hawaii wieder verlassen musste. Sie träumt davon, später weiter mit Höhlen zu arbeiten. © RUB, Kramer

Exkursion Neue Höhlen, heiße Lava, grüner Sand

RUB-Studentin Charlotte Hüser hat Orte entdeckt, die noch kein Mensch zuvor gesehen hat. Auf Big Island, Hawaii.

Drei Monate Hawaii während des deutschen Frühlings – wer davon erzählt, erntet sehnsüchtige Reaktionen. Das kann Charlotte Hüser bestätigen. Die Geografie-Studentin hat zwischen Februar und Mai 2017 eine Exkursion mit anschließendem Projektseminar und Praktikum auf Hawaii gemacht.

Frau Hüser, wie war das, als Sie auf Hawaii angekommen sind?
Es war eine starke Umstellung zwischen dem Winter hier und dem tropischen Klima dort, daran musste sich der Köper erst einmal gewöhnen. Die Durchschnittstemperatur liegt bei ungefähr 22 Grad. Wir hatten nur wenig Zeit, in Ruhe anzukommen und uns einzugewöhnen, weil es sofort mit der Exkursion losging. Das war aber auch gut so, da bemerkt man den Jetlag nicht so und ist abends müde und kann auch schlafen.

Wo haben Sie denn gewohnt?
Untergebracht waren wir in Jurten, das sind große Zelte, in denen vier bis sechs Leute schlafen können, auf dem Grundstück, das unser Dozent Andreas Pflitsch auf Hawaii gekauft hat. Das Leben fand fast nur draußen statt. Wir haben zum Beispiel draußen gekocht und hatten Outdoorduschen mit wunderschönem Blick auf den Pazifik. Geregnet hat es nur sehr selten, und wenn, dann meistens nachmittags. Gewöhnungsbedürftig waren allerdings die Kakerlaken. Aber eigentlich sind sie ja auch ganz niedlich …

Wir hatten das Glück, fließende Lava sehen zu können.

Und worum ging es bei der Exkursion?
Der Schwerpunkt lag auf der physischen Geografie, wobei aber auch humangeografische Themen behandelt wurden. Auf Hawaii kann man aktiven Vulkanismus erleben, es gibt unzählige Höhlen und beeindruckende geologische Formationen. Wir hatten das Glück, fließende Lava sehen zu können.

Auf dem Grundstück von Andreas Pflitsch befindet sich die Forschungshöhle Akeakamei, in der wir praktisch arbeiten und Messgeräte ausprobieren konnten. Diese Erfahrungen ergänzen das theoretische Arbeiten im universitären Alltag und tragen zu einem besseren Verständnis der studiumsrelevanten Inhalte bei. Dabei ist mir zum Beispiel noch einmal bewusst geworden, dass Lavagestein magnetisch ist. Daher mussten einige Geräte in einem gewissen Abstand zum Lavagestein gehalten werden, um Abweichungen zu vermeiden.

Haben Sie auch selbst Messungen gemacht?
Die Konzeption und Realisierung eines Projekts und damit auch die Durchführung von Messungen waren Ziel der Projektwoche. Dabei hat sich jeder Teilnehmer auf der Grundlage der Erfahrungen der Exkursion ein eigenes kleines Projekt gesucht und bearbeitet.

Mein Thema war, die herkömmliche Methode, Höhlen zu vermessen – bei der Laserdistanzmessgeräte in einem Vermessungstrupp eingesetzt werden – zu vergleichen mit den Möglichkeiten, Höhlen mit einer Drohne zu vermessen. Da gibt es natürlich Einschränkungen. Drohnen können in enge Gänge nicht hinein, da müssen schon Menschen hineinklettern.

Wie hat es sich angefühlt, in enge Höhlen zu gehen? Hatten Sie keine Angst?
Anfangs ist es schon unangenehm gewesen, weil ich nicht so recht wusste, wie ich mich in Höhlen zu bewegen habe. Da dachte ich manchmal: So ein kleines Loch – da gehe ich nicht rein! Aber mit der Zeit geht man eine Art Symbiose mit der Höhle ein. Eng ist es erst, wenn man ausatmen muss, um eine Engstelle zu passieren. Aber ich war auch immer in Begleitung erfahrener Höhlenforscher, da musste ich keine Angst haben.

Und ging es beim Praktikum auch um Höhlen?
Das Praktikum habe ich bei der Cave Conservancy of Hawaii gemacht, die in der Nähe des Camps von Andreas Pflitsch ihren Sitz hat, sodass ich dort wohnen bleiben konnte. Dabei ging es darum, Höhlen zu vermessen, zu kartieren und zu fotografieren, um später vergleichen zu können, ob sich die Höhle verändert hat.

Es gibt zum Beispiel den Ohia-Baum, wissenschaftlich Metrosideros polymorpha, eine Pionierpflanze, die an der Oberfläche wächst, deren Wurzeln aber so stark sind, dass sie die Gesteinsschicht durchbrechen und in der Höhle weiter wachsen können, um dort Feuchtigkeit über die Wurzeln aufzunehmen und die Pflanze so mit Wasser zu versorgen. Eine der offenen Fragen ist, wie alt dieser Baum werden kann. Einige Exemplare werden auf etwa 600 Jahre geschätzt.

Außerdem haben wir uns mit eingewanderten Pflanzen beschäftigt, die solche einheimischen Arten verdrängen können. Solche Eindringlinge haben wir beseitigt und damit auch etwas für den Umweltschutz getan.

Es ist schon mein Traum, später weiter an Höhlen zu arbeiten.

Eine weitere Aufgabe der Cave Conservancy ist es, die Höhlen vor Vandalismus zu schützen. Sonst kommt es vor, dass zum Beispiel Knochen aus Höhlen gestohlen oder die Wände mit Graffiti beschmiert werden. Natürlich gibt es aber auch Schauhöhlen, die jeder besuchen darf.

Waren Sie traurig, als Sie nach Hause fahren mussten?
Ja, sehr. Hawaii ist so spannend, weil durch den aktiven Vulkanismus immer neue Höhlen entstehen. Wenn man da hineingeht, gelangt man an Orte, an denen noch kein Mensch zuvor gewesen ist – wo hat man das sonst noch? Es ist schon mein Traum, später weiter an Höhlen zu arbeiten.

Unveröffentlicht

Von

Meike Drießen

Teilen