Katja Sabisch, Mary Shnayien und Astrid Deuber Mankowsky (von links) wissen, was die Gender Studies in Bochum so besonders macht. © RUB, Marquard

Gender Studies Zwischen den Disziplinen forschen

Warum gibt es den Studiengang Gender Studies eigentlich an der RUB, und was macht ihn in Bochum so besonders?

In einer von der RUB beauftragten Evaluation hat das Kompetenzzentrum für Frauen in Wissenschaft und Forschung die Bochumer Gender Studies auf Stärken und Schwächen untersucht. Der Ergebnisbericht wurde der Hochschulleitung im November 2017 vorgelegt. Als besonders positiv ist dabei die internationale und interdisziplinäre Ausrichtung des Masterstudiengangs aufgefallen. Ist dies der Grund, warum von Wintersemester zu Wintersemester immer mehr Bewerbungen für den Studiengang eingehen?

Um herauszufinden, was die Gender Studies in Bochum ausmacht, hat die RUB-Redaktion nachgefragt: bei der geschäftsführenden Direktorin des Studiengangs Prof. Dr. Katja Sabisch, der Mitbegründerin des Bochumer Programms Prof. Dr. Astrid Deuber-Mankowsky und der RUB-Absolventin und Doktorandin Mary Shnayien.

Die Anfänge

Seit 2005 gibt es an der RUB den Masterstudiengang Gender Studies. Sowohl im Einfach- als auch im Zweifachmodell können ihn Studierende wählen. Die Vorlage für den Bochumer Master lieferte ein Studienmodell aus Berlin. Astrid Deuber-Mankowsky erinnert sich daran, wie es zustande gekommen ist: „Mitte der 1990er-Jahre gab es ein Interesse daran, die Forschungsperspektive aus der damaligen Frauen- und Geschlechterforschung in die Lehre zu überführen. An der Humboldt-Universität entstand ein interdisziplinärer Studiengang, an dem wir uns in Bochum orientierten.“

Die Fakultäten Sozialwissenschaft, Geschichtswissenschaft und Philologie, die hauptsächlich durch die Medienwissenschaft vertreten ist, entwickelten gemeinsam den Studiengang Gender Studies. „Die Bedingungen waren in Bochum gut dafür“, so Deuber-Mankowsky. Bochumer Professorinnen arbeiteten bereits eng mit dem Netzwerk Frauen- und Geschlechterforschung NRW zusammen, und auch die Marie-Jahoda-Gastprofessur, die es seit 1994 an der RUB gibt, lieferte eine Basis für den regelmäßigen internationalen Austausch.

Von Lohnunterschieden und der Me-too-Debatte

Die Gender Studies sind nicht nur ein Studienmodell, sondern auch ein Forschungsgebiet, das sich auf die Kategorie Geschlecht konzentriert und sie aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Perspektiven analysiert. „In der Sozialwissenschaft gibt es dabei einen Fokus auf die soziale Ungleichheit. Es geht um Themen wie dem Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen“, so Sozialwissenschaftlerin Katja Sabisch. Auch aktuelle politische Veränderungen, wie die Einführung der dritten Option beim Geschlechtseintrag oder die Me-too-Debatte, werden aufgegriffen.

Gerade bei Fragen, die sich aus aktuellen Ereignissen ergeben, zeigt sich, wie produktiv diese interdisziplinäre Forschung ist. „Bei der Me-too-Debatte geht es um Sexismus, der aber hauptsächlich über digitale Medien sichtbar gemacht wird. Da komme ich mit meinen sozialwissenschaftlichen Methoden an meine Grenzen“, sagt Sabisch. Umso spannender sei deshalb, dass Gender Studies zum Beispiel das Zusammendenken von sozial- und medienwissenschaftlichen Methoden und Theorien möglich machen.

Gesellschaftliche Veränderungen besser verstehen

„Soziale Netzwerke, Reproduktionsmedizin oder auch die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare: Unsere Welt verändert sich radikal. Solche Veränderungen können Angst machen“, sagt Deuber-Mankowsky. Vor allem der ständige Austausch zwischen Sozial-, Medien- und Geschichtswissenschaft könne aber dabei helfen, diese Veränderungen besser zu verstehen.

Auch die Studierenden nehmen die Interdisziplinarität als Vorteil wahr. „Ich kann aus einer fachlichen und methodischen Vielfalt wählen, wenn ich Fragen zum Thema Geschlecht bearbeite. Das macht mich in meinem Denken sehr flexibel“, sagt Mary Shnayien, die Gender Studies und Medienwissenschaft an der RUB studiert hat.

Inzwischen forscht sie am NRW-Fortschrittskolleg Sec-Human zur Sicherheit und Privatheit im Internet nach Snowden. In ihrer Promotion setzt Shnayien an der Schnittstelle von Gender Studies, Medienwissenschaft und Kryptografie an und führt damit die Interdisziplinarität aus ihrem Studium fort.

Die komplexen Fragen sehen die Studierenden als Herausforderung und die Interdisziplinarität als ihr Werkzeug.


Astrid Deuber-Mankowsky

„Die Gender-Studierenden möchten verstehen, was in ihrer Welt passiert. Die komplexen Fragen sehen sie als Herausforderung und die Interdisziplinarität als ihr Werkzeug“, so Deuber-Mankowsky. Die guten Erfahrungen in der Lehre sehen sie und Katja Sabisch als Chance, die Gender Studies in Bochum noch stärker als Forschungsbereich sichtbar zu machen und weitere regionale und internationale Kooperationen einzugehen.

Veröffentlicht

Montag
18. Dezember 2017
09:50 Uhr

Von

Katharina Gregor

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